BACCARA EXKLUSIV Band 52
wirklich kein Herz besaß, wieso hatte er dann jetzt das Gefühl, als sei es ihm herausgerissen worden?
Wenn er Kate verlor, würde jeder Funke Licht in seinem Leben verlöschen. Dann würde er den Grund zum Weiterleben verlieren. Er ließ sich auf einen der Plastikstühle sinken und stützte den Kopf auf die Hände. „Sie muss leben“, flüsterte er.
Gepeinigt von Angst und Kummer rief er schließlich Dylan an und hinterließ eine Nachricht auf seiner Mailbox. Und dann begann er zu beten, obwohl er stets große Zweifel an der Existenz Gottes gehabt hatte.
Die Zeit schien sich endlos hinzuziehen. Minuten erschienen ihm wie Stunden. Michael ging in dem kleinen Wartebereich rastlos auf und ab und kam sich vor wie ein gefangenes Tier.
Er hatte so viel Zeit verschwendet. Jetzt würde er alles für einen weiteren Moment mit Kate geben. Auf ihre sanfte, beharrliche Art hatte sie versucht, ihm zu zeigen, wie sie ihn sah: als einen guten Mann. Sie hatte versucht, ihn zu lieben, doch er hatte es nicht zugelassen.
Er hörte Schritte hinter sich, wirbelte herum und sah Dylan und Justin. Beide wirkten besorgt. „Ich habe mich gleich auf den Weg gemacht, als ich deine Nachricht erhielt“, sagte Dylan und klopfte Michael auf den Rücken. „Gibt es schon etwas Neues?“
Michael schüttelte den Kopf. „Die Prognosen für Kate und das Baby sind unsicher.“
Justin verzog das Gesicht.„Das tut mir leid. Wenn es irgendetwas gibt, was wir tun können …“
Die Last auf Michaels Schultern schien schwerer zu werden. „Falls ihr eine direkte Verbindung zu dem Mann dort oben habt, dann könnte ich sie jetzt gebrauchen.“
Justin trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und steckte sich eine Magentablette in den Mund. „Ich hole dir Kaffee.“
„Weißt du schon, was passiert ist?“, fragte Dylan.
„Kate ist gestürzt. Sie wollte dabei helfen, den Weihnachtsbaum zu schmücken“, berichtete Michael. Er hörte selbst, wie erstickt seine Stimme klang, doch er konnte es nicht verhindern. Er schloss die Augen. „Oh Gott, ich habe so viel Zeit vergeudet. Ich war so darauf fixiert, die Übernahme zu verhindern, dass ich möglicherweise das Beste, was mir je in meinem Leben widerfahren ist, verloren habe.“
Dylan seufzte und drückte kurz Michaels Schulter. „Du wirst nicht der Erste von uns sein, der eine Frau gehen lässt. Ich bezahle immer noch für meine Dummheit auf dem College, aber das ist eine andere Geschichte. Du hast vielleicht noch eine zweite Chance“, meinte Dylan mit einem Nachdruck, der seine sonst so lässige, gleichgültige Art Lügen strafte. „Wenn ja, vermassle sie nicht.“
Eine Krankenschwester erschien mit einem in eine Decke eingewickelten Baby auf dem Arm. „Mr. Hawkins, hier ist Ihre Tochter.“
Michael erstarrte. „Meine Tochter?“
„Ja.“ Sie legte ihm das Bündel, das kaum etwas wog, in die Arme. „Sie ist gesund.“
Michael starrte in das winzige Gesicht seiner Tochter und hatte Mühe, nicht zu zittern. „Und Kate?“, fragte er, ohne die Verzweiflung aus seinem Ton verbannen zu können. „Was ist mit meiner Frau?“
„Die Ärzte sind noch mit ihr beschäftigt. Der Zustand des Babys war viel besser, als wir erwartet haben, aber für ein Baby ist ein Kaiserschnitt immer leichter als für die Mutter. Wir informieren Sie sofort, sobald Ihre Frau im Aufwachraum ist.“
Fast fürchtete er sich, schon Hoffnung zu schöpfen. „Wird sie wieder gesund?“
Die Krankenschwester nickte. „Bei ihrer Einlieferung stand es auf des Messers Schneide. Aber sie muss sehr schnell reagiert haben, nachdem sie gestürzt war.“ Sie betrachtete das Baby und lächelte. „Offenbar war sie fest entschlossen, die Kleine auf die Welt zu bringen.“
Die Erleichterung, die Michael durchströmte, war überwältigend. Er schaute seine kleine Tochter an und glaubte Kates wundervolles Gesicht zu sehen. Eine Träne rann seine Wange hinunter, und in diesem Moment hätte Michael schwören können, dass er ein Herz hatte.
Noch bevor er sich einigermaßen wieder gefasst hatte, erschien eine andere Krankenschwester. „Möchten Sie jetzt Ihre Frau sehen?“
Mit dem Baby auf dem Arm stieß er fast mit Justin zusammen, der mit dem Kaffee zurückkehrte. Justin bekleckerte sich das Hemd.
„Tut mir leid“, entschuldigte sich Michael. „Kate geht es gut. Dem Baby auch. Herzlichen Glückwunsch“, sagte er, einer Eingebung folgend. „Ihr seid beide Patenonkel.“
„Patenonkel!“, riefen Justin und Dylan
Weitere Kostenlose Bücher