BACCARA EXKLUSIV Band 52
was noch zu retten war. Aber es war ziemlich hoffnungslos. Die nassen Bücher würde sie wohl als Verlust abschreiben müssen.
So ähnlich, wie sie auch ihre Familie als Verlust hatte abschreiben müssen. Als eine Giovanni hatte sie immer wie in einem goldenen Käfig gelebt. Als Lane Douglas konnte sie wenigstens ein halbwegs normales Leben führen. Die Entscheidung, die Familie zu verlassen, war ihr dennoch nicht leichtgefallen. Schließlich gehörten den Giovannis viele Weingüter.
Jetzt kam es nur noch darauf an, Tyler McKay wieder loszuwerden, ohne seine Neugier zu erregen. Im letzten Jahr war es ihr gelungen, ihm und seiner Familie aus dem Weg zu gehen. Das war nicht ganz einfach, denn die Familie war weit verzweigt, und die Medien verfolgten sie wie die Kennedys und die Giovannis. Tyler McKay war sehr wohlhabend und seine Familie einflussreich, sodass es wahrscheinlich war, dass er in denselben gesellschaftlichen Kreisen verkehrte wie die Giovannis. Außerdem war Elaina vor nicht langer Zeit auf allen Titelseiten abgebildet gewesen, und es war durchaus möglich, dass man sie wiedererkannte.
Ihre wahre Identität musste unbedingt ein Geheimnis bleiben.
Nur ihr Vater wusste, wo sie sich aufhielt. Und dabei sollte es auch bleiben.
Die Frau ist wirklich mehr als unattraktiv, dachte Tyler und warf Lane missmutig einen Blick von der Seite her zu, während der Polizist das Protokoll aufnahm. Sie wühlte in einer Bücherkiste. Die Brille war ihr wieder auf die Nasenspitze gerutscht, Strähnen ihres rotbraunen Haars hatten sich aus dem Knoten gelöst und fielen auf den nassen Pullover, der genauso formlos war wie der knöchellange Rock, unter dem robuste Wanderschuhe hervorlugten.
Sie erinnerte ihn an eine altmodische Lehrerin, und dennoch hatte sie irgendetwas an sich, das nicht zu diesem Bild passte. Er wusste noch nicht genau, was es war, nur dass sie hinreißende bernsteinfarbene Augen mit langen dunklen Wimpern hatte.
Sie war zurückhaltend und bemühte sich um einen geschäftsmäßigen Tonfall, aber Tyler hatte den Verdacht, dass sie das eine ziemliche Anstrengung kostete. Merkwürdigerweise hatte er sie noch nie gesehen, und dabei war er so sicher gewesen, dass er jeden hier in Bradford kannte.
„Ich muss mit Miss Douglas sprechen“, sagte der Polizist.
Tyler nickte und trat wieder in den Laden. Draußen war es grau und kalt, aber in dem zu einer Buchhandlung umgebauten Haus war es warm und gemütlich und roch nach Zimt. Lane war nicht zu sehen, und so rief er nach ihr.
„Ich komme!“ Unmittelbar danach erschien sie mit einem großen Tablett, auf dem ein paar dampfende Kaffeebecher standen. „Wir haben etwas Warmes verdient.“ Auch wenn sie weiter nichts von ihm wissen wollte, brauchte sie nicht unhöflich zu einem McKay zu sein. Er kannte viele Leute, und diese Leute lasen sicher auch Bücher. Ein bisschen Freundlichkeit war immer gut fürs Geschäft.
Tyler nahm einen Becher und hielt ihn zwischen beiden Händen. „Das ist eine gute Idee.“
Der Beamte lehnte ab, stellte Lane ein paar Fragen, gab dann jedem eine Kopie des Protokolls und ging. Tyler steckte sich die Kopie in die Jackentasche und trank seinen Kaffee. Hin und wieder warf er Lane einen neugierigen Blick zu, sagte aber nichts.
Wenn er doch bloß gehen würde! Der Mann nervte sie, obgleich sie im Grunde nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen war. Das hatte auch das FBI feststellen müssen, das sie wegen der illegalen Geschäfte ihres Bruders Angelo, den sie immer Angel nannte, in die Mangel genommen hatte.
„Wieso habe ich Sie bisher noch nie gesehen?“, fragte Tyler unvermittelt.
„Ich verkaufe Bücher. Vielleicht lesen Sie nicht?“
„Aber selbstverständlich lese ich.“
Die Andeutung erschien auf ihrem Gesicht, und sie sah ihn durch ihre runde Brille an. Was hatte sie für schöne Augen! „Offenbar nicht genug, Mr. McKay.“
Jetzt musste Tyler grinsen. „Sie ärgern sich immer noch wegen des Autos.“
„Nein, eigentlich nicht. Vielleicht gibt mir die Versicherung sogar das Geld für einen neuen.“
Süß sah sie aus, wenn sie wie jetzt versuchte, ihr Lächeln zu verbergen.
„Nur bei Totalschaden.“
„Kein Problem, ich lasse das Auto einfach da stehen, und Sie versuchen es noch einmal. Bei Ihrer Fahrweise …“
Er lachte, doch bevor er kontern konnte, ging die Ladenglocke, und ein etwa zwölfjähriger Junge trat ein.
„Mann, was für ein Mistwetter!“, schimpfte er und schüttelte sich wie ein nasser
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