BACCARA EXKLUSIV Band 52
Waschen und Wachsen kommt, Benzingutscheine im Wert von zehn Dollar.“ Er nahm einen Schluck Kaffee. „Na, wie sieht’s aus? Immer noch keine Lust?“
„Ich verkaufe Bücher, und zwar hier im Laden und nicht von einem Bücherkarren.“
„Aber Sie verkaufen offenbar auch Kaffee.“ Er wies auf eine kleine Kaffeebar, vor der ein paar gemütliche Stühle standen.
„Das schon, aber das hat doch auf einem Festival nichts zu suchen.“
„Warum nicht? An einem kalten Nachmittag? Vielleicht ist vielen Besuchern da nach einem heißen Kaffee zumute. Versuchen Sie es doch einfach.“
„Was soll das? Sind Sie hier der Bürgermeister, weil Sie so die Werbetrommel rühren?“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
„Bürgermeister McKay – nicht schlecht. Hört sich irgendwie gut an.“
„Ach was.“ Sie nahm ihm den Kaffeebecher aus der Hand. „Gehen Sie lieber in Ihr Büro, und vermehren Sie Ihr Vermögen.“
Er sah sie verblüfft an. „Sind Sie zu allen Kunden so freundlich?“
„Nein, nur zu denen, die auch viel Geld ausgeben.“
Humor hatte sie, das musste er ihr lassen. „Wenn Sie so weitermachen, sind Sie in einem Monat pleite.“
„Von wegen. Ich habe das Geschäft schon über ein Jahr, McKay, und komme sehr gut zurecht.“
„Ist Zurechtkommen denn wirklich ausreichend?“, fragte er.
Sie warf ihm einen Blick zu, als ginge ihn das nun wirklich nichts an. „Sie sollten sich hier jetzt nicht länger aufhalten, McKay. Sie haben Ihre Bürgerpflicht erfüllt.“
„Eines noch. Bin ich es eigentlich persönlich, oder sind es die McKays ganz allgemein, die Sie nicht leiden können?“
Die McKays waren wohlhabend, privilegiert. Und er nahm an, sie sei eine Geschäftsfrau, die kurz vor dem Bankrott stand. Es lag ihr auf der Zunge, ihm zu sagen, dass sie sehr wohl wusste, wie man ein Leben führte ohne jegliche finanzielle Beschränkungen. Dass sie erfahren hatte, wie es war, nicht nur Stadtgespräch zu sein, sondern auf zwei Kontinenten die Klatschspalten zu füllen. Das Familienunternehmen Giovanni Wines stand im Verdacht, Beziehungen zur Mafia zu haben und Geldwäsche zu betreiben. Das Foto ihres Bruders war überall auf den Titelseiten der Zeitungen und Klatschblätter zusammen mit äußerst zweifelhaften Geschäftsfreunden abgebildet gewesen. Kurz danach war auch Elainas Fotos in allen Zeitungen erschienen, und sie hatte ihre vielversprechende Karriere als Modedesignerin vergessen können. Und das alles, weil der Reporter Dan Jacobs ihr vorgemacht hatte, sie zu lieben, obgleich er nur an Informationen über ihre Familie herankommen wollte. Sie hatte ihn geliebt, und er hatte sie ausgenutzt und betrogen.
Sie senkte den Blick, weil der Schmerz plötzlich kaum zu ertragen war. Da Menschen, die sie liebte, sie belogen hatten, hatte sie sich geschworen, sich nur noch auf sich selbst zu verlassen. Denn den anderen war es egal, ob sie ihr wehtaten, solange sie ihr Ziel erreichten.
Bücher dagegen würden einen nie verletzen, sie entführten einen in eine fremde Welt, in der …
„Miss Douglas?“
Sie fuhr zusammen und sah hoch.
Tyler hatte die Augen leicht zusammengekniffen. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Sie zwang sich zu einem breiten Lächeln. „Auch wenn Sie es mir nicht glauben, es geht mir gut.“
Er schüttelte nur leicht den Kopf. Sie konnte ihm nichts vormachen. Aber was ging wirklich in ihr vor? Was bedrückte sie?
„Sollten Sie nicht einen Abschleppdienst anrufen?“, fragte sie jetzt. „Oder Ihr Büro oder Ihre Freundin?“
Was für eine Freundin? dachte er, er war nicht fest liiert. Momentan machte es ihm Spaß, kurze, schnell wechselnde Beziehungen zu haben. Beinahe wäre er eine feste Bindung eingegangen, aber dann hatte er noch rechtzeitig gemerkt, dass die Frau nur hinter dem Geld der McKays her und er ihr gleichgültig war.
Das war jetzt schon zwei Jahre her, und obwohl er die Sache längst verschmerzt hatte, ärgerte er sich immer noch, dass er sich so hatte einwickeln lassen. Aber es war wohl sein Schicksal, dass er nie wissen würde, ob eine Frau sich wirklich für ihn oder nur für sein Vermögen interessierte.
„Nein, ich habe keine Freundin, die ich anrufen könnte. Und den Abschleppdienst habe ich bereits angerufen, als die Polizei noch hier war.“ Er stützte sich auf den Verkaufstresen und beugte sich leicht vor. „Sie wollen mich wohl unbedingt loswerden. Warum?“
Lane blieb stehen, wo sie stand, aber vielleicht hätte sie das lieber nicht tun sollen.
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