BACCARA EXKLUSIV Band 52
sie ihm nicht die Wahrheit sagte?
Seufzend sammelte sie die Kaffeebecher ein und blickte dabei aus dem Fenster. Die ganze Stadt schien auf dem Weg zum Flussufer zu sein, denn heute sollte ja die Regatta stattfinden. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging sie in ihre Wohnung hinauf und fand sich schließlich vor dem Kleiderschrank wieder. Automatisch griff sie nach einem langen Rock und einem weiten Pullover, hielt dann aber in der Bewegung inne. Sie hatte es satt, sich zu verstellen.
Entschlossen schob sie die langen Röcke beiseite und holte die Sachen hervor, die sie damals für eine große Kaufhauskette entworfen hatte. Der Vertrag war fast unterschrieben gewesen, als die Sache mit Angel und Dan Jacobs passierte. So war der Deal natürlich geplatzt, und bisher hatte noch keiner etwas aus dieser Kollektion getragen.
Selbstverständlich würde sie die Sache vorsichtig angehen und sich etwas Konservativ-Klassisches aussuchen. Schließlich wollte sie die Leute von Bradford nicht erschrecken. Noch durfte sie die wahre Elaina nicht zeigen. Sie griff nach einer dunkelblauen Hose, einem quer gestreiften Pulli und einem marineblauen Anorak.
Vielleicht schaffte sie es ja, zum Start der Regatta da zu sein.
Tyler sah Kyle düster an. „Entschuldige, wenn mein Mitleid sich in Grenzen hält.“
„Aber ich kann doch auch nichts dafür, dass der verdammte Gaul mich nicht leiden konnte.“ Kyle hatte bei dem Rodeo am Morgen mitgemacht, eine Art Benefizveranstaltung. Leider hatte er ein besonders bockiges Wildpferd erwischt und war in hohem Bogen abgeworfen worden. Jetzt trug er den Arm in Gips. „Ich weiß, dass wir nun wieder nicht die Regatta gewinnen können.“
Tyler rieb sich nervös den Nacken. „Es geht nicht ums Gewinnen, es geht um die Tradition. Die McKays haben immer bei dieser Regatta mitgemacht. Und das kann ich nicht ohne einen zweiten Mann.“
„Tyler.“ Kate zupfte ihn an der Jacke. „Ich kann doch mitkommen.“
Tyler lächelte. „Kommt nicht infrage, Schwesterherz. Ich weiß, dass dir das Segeln nicht liegt.“ Außerdem hatte sie eine Familie, und die Strecke war nicht ganz ungefährlich.
„Seht mal, wen ich hier habe!“
Tyler drehte sich nach der Stimme um. Seine Mutter kam mit schnellen Schritten auf die kleine Gruppe zu. Und wer ging da an ihrer Seite? Er sah genauer hin. War das etwa Lane? Er ließ die anderen stehen und ging auf sie zu. Direkt vor Lane blieb er stehen, während seine Mutter ihre anderen Kinder begrüßte. Überrascht musterte er Lanes schmal geschnittene Hose und den schicken Anorak. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dich in diesem Outfit mag, ich meine, hier in der Öffentlichkeit“, sagte er lächelnd.
„Warum nicht?“
„Weil nun jeder Mann sehen kann, was sich unter deinen weiten Röcken verborgen hat.“
„Meinst du wirklich?“
„Aber sicher, wenn sie nicht vollkommen blind und gefühllos sind.“
Sie hatte das Haar in einem Pferdeschwanz zusammengefasst, was sie sehr jung und verdammt sexy wirken ließ. Er griff nach ihren Händen und küsste sie kurz auf den Mund. „Ich habe die ganze Nacht an dich denken müssen“, sagte er leise.
„Dann musst du ja jetzt todmüde sein.“
„Kein Gedanke. Ich habe von dir geträumt. Du hast in meinen Armen gelegen und vor Lust gebebt, so wie gestern.“
Sie wurde rot. „Hör auf, Tyler. Deine Familie kann uns hören.“ Das war übertrieben, aber Lane hatte Angst vor ihrer eigenen Reaktion, wenn er ihre Erregung weiterhin so anstachelte.
„Ist es so besser?“ Er lehnte sich vor, bis er mit den Lippen fast ihr Ohr berührte, und flüsterte: „Wenn ich dich ansehe, habe ich genau das Bild von gestern vor mir, als du vor Lust dahingeschmolzen bist.“
„Sei vorsichtig!“, flüsterte sie. „Wenn du so weitermachst, kann bald die ganze Stadt sehen, was mit dir los ist.“
Er blickte kurz an sich herunter und hielt sich dann die Jacke vorn zu.
Sie lachte leise und sah ihn verschmitzt an. „Wer andern eine Grube gräbt …“
„Ich bin so froh, dass du gekommen bist“, sagte er jetzt wieder mit normaler Stimme und blickte sich kurz nach seinem Bruder um. „Auch wenn es möglicherweise umsonst ist.“
„Wieso? Was ist denn los?“
„Kyle hat sich heute Morgen beim Rodeo den Arm gebrochen.“
„Das ist ja schrecklich, aber was hat das mit dir zu tun?“
„Er sollte mit mir segeln. Nun fehlt mir der zweite Mann. Reid ist nicht da. Kate hat Angst vorm Wasser, auch wenn sie es nie zugeben
Weitere Kostenlose Bücher