BACCARA EXKLUSIV Band 59: EROBERE MICH NOCH EINMAL / KÜSS MICH - KÜSS MICH ÜBERALL / IMMER NUR DAS EINE? / (German Edition)
leer war. Nur Big Bob, den Nachtkoch, und Leo, den Tellerwäscher, sah sie noch durch die Durchreiche. „Wo sind denn die Gäste?“
Nina zuckte die Schultern. „Du hättest das Tablett früher fallen lassen müssen. Die letzten Gäste hast du wahrscheinlich verscheucht. Sie sind schon vor einigen Minuten gegangen.“
„Clia wird mich umbringen.“
„Clia, mein Engelchen, hat sich schon vor Stunden auf ihren Besen geschwungen und ist heimgeflogen. Und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“
„Sie wird es wissen“, erklärte Annie entschlossen, „weil ich es ihr melden werde.“
Nina stöhnte. „Man kann die Ehrlichkeit auch übertreiben.“ Sie verschwand durch die Schwingtüren nach hinten und kam gleich darauf mit Besen und Schaufel wieder, drückte Annie die Schaufel in die Hand und begann zu fegen. „Du musst wirklich noch an deiner Einstellung arbeiten. Clia steht in deiner Schuld, weil du bleibst, bis Char und May kommen.“
„Sie steht in deiner Schuld“, widersprach Annie. „Ich bin zu spät gekommen.“
Nina verdrehte die Augen. „Ich bitte dich, du hast doch angerufen. Und du bist in zwei Jahren höchstens dreimal zu spät gekommen. Aber die beiden anderen waren in den letzten zwei Monaten kein einziges Mal pünktlich. Und ich bin es leid, die zwei ständig zu decken.“
Wie auf Stichwort klingelte die Glocke über der Tür. Drei stämmige Lastwagenfahrer kamen herein. Dicht hinter ihnen folgten kichernd blonde Zwillinge. Die beiden Mädchen hatten die „Friedhofs-Schicht“.
„Endlich.“ Nina nahm Annie die Schaufel aus der Hand und deutete auf den Tisch in der hintersten Ecke. „Setz dich. Wir müssen miteinander reden.“
„Aber …“
„Ich komme gleich wieder.“
Nina wartete keinen Widerspruch ab, brachte die Scherben in den Mülleimer und redete eine Weile mit ihren blonden Kolleginnen.
Kurz darauf kam sie zu Annie. „Ehrlich, neben den beiden wirkt Jennys Hamster geradezu intellektuell.“ Nina hatte drei Kinder aus drei Ehen. Jenny war das zweite Kind. „Hier.“ Nina reichte Annie eine Tasse Kaffee, stellte ihre eigene auf den Tisch und schob sich auf die Sitzbank. „Du siehst aus, als könntest du einen Kaffee brauchen.“
„Danke.“ Annie rang sich ein Lächeln ab. „Heißt das, ich sehe so schlecht aus, wie ich mich fühle?“
„Ha! Du kannst nicht mal schlecht aussehen, wenn du dich bemühst. Aber heute Abend bist du jedes Mal zusammengezuckt, wenn jemand auch nur gerülpst hat. Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass was nicht stimmt.“
„Oh.“
Nina verzog bei dieser nichtssagenden Reaktion das Gesicht und streckte seufzend die Beine auf der Bank aus. „Also, erzählst du mir, was los ist, oder muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“
Annie drehte die Tasse zwischen den Händen hin und her und überlegte, was sie antworten sollte.
Vor drei Jahren hatte sie Denver verlassen und war nach Norden gefahren. Von den Ereignissen der vorangegangenen Monate war sie wie betäubt gewesen und hatte nur daran denken können, die Stadt zu verlassen, in der es keine Zukunft mehr für sie gab.
Im Jahr davor hatte sie den Abschluss an einem exklusiven College in Boston geschafft, war nach vierzehnjähriger Abwesenheit nach Colorado zurückgekehrt und hatte den Mann ihrer Träume kennengelernt. Und sie hatte eine Verwandlung durchgemacht. Aus der verwöhnten Tochter eines reichen Vaters war Gavins hochgeschätzte Frau geworden. Und dann kam seine Verurteilung und machte alles zunichte. Mit dreiundzwanzig hatte die ehemalige Debütantin ihren Platz in der vornehmen Gesellschaft verloren. Sie besaß ganze fünftausend Dollar, keine geldbringenden Fähigkeiten, einen Ehemann, der sie nicht wollte, und war auch noch schwanger.
Eigentlich hatte sie geplant, in Montana oder Idaho neu anzufangen. Doch schon nach sechzig Kilometern war der Auspuff abgerissen. Sie war in Mountainview hängen geblieben und hatte nicht die Kraft gefunden, ihren Weg fortzusetzen.
Doch sie hatte nicht vollständig aufgegeben. Das Kind, das sie unter dem Herzen trug, hatte es nicht zugelassen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war jemand von ihr abhängig gewesen. Und dieses kleine kostbare Lebewesen hatte sie nicht enttäuschen wollen.
Irgendwie hatte sie die Energie gefunden, das kleine Haus zu mieten, mit ihren beschränkten finanziellen Mitteln durch die Schwangerschaft zu kommen und dann allein die langen, angsteinflößenden Stunden der Geburt durchzustehen. Drei Monate
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