BACCARA EXKLUSIV Band 59: EROBERE MICH NOCH EINMAL / KÜSS MICH - KÜSS MICH ÜBERALL / IMMER NUR DAS EINE? / (German Edition)
später war sie im Palomino gelandet, fest entschlossen, hier hart zu arbeiten, denn von irgendetwas mussten sie und ihr kleiner Sohn ja leben.
Abgesehen von den grundlegenden Tatsachen hatte sie niemandem etwas über ihre Vergangenheit erzählt. Anfangs war es zu schmerzlich gewesen, und später hatte sie einfach alles hinter sich gelassen.
Zumindest hatte sie das gedacht.
Sie fing von Nina einen erwartungsvollen Blick auf. Irgendetwas musste sie sagen. Seufzend suchte sie nach einem Anfang. „Letzte Woche traf ich zufällig mit Gavin im Supermarkt zusammen.“
„Gavin?“, fragte Nina verständnislos.
„Mein Mann, Sams Vater.“
„Du meinst, du bist wirklich … verheiratet?“
Annie sah sie verdutzt an. „Du lieber Himmel, Nina, ja! Was hast du gedacht? Dass ich es nur behauptet habe?“
„Nun ja … was sollte ich denn davon halten? Du warst immer allein, seit du zum ersten Mal hier hereinkamst. Du hast verzweifelt Arbeit gesucht, und Sam war noch ein Winzling. Du hast dich nie daran beteiligt, wenn ich mit den anderen Mädchen über Sex geredet habe. Ich dachte, ein Kerl hat dich schwer enttäuscht. Und wegen Sam ist es dir leichter gefallen zu behaupten, du wärst verheiratet, als über deine Erfahrungen zu sprechen.“
Nachdenklich schüttelte Annie den Kopf. „Hast du auch gedacht, dass ich aus dem gleichen Grund jede angebotene Verabredung abgelehnt habe?“
„Aber sicher. Und dazu kommt noch, dass du wie eine von diesen Klassefrauen aussiehst, die man in der Werbung für Pelze und Schmuck sieht. Du stehst doch haushoch über den groben Klötzen, die hier bei uns verkehren. Das wissen wir beide.“
Das gefiel Annie zwar nicht, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, dass die Leute stets nur die Oberfläche und nicht den Menschen darunter sahen. „Wie auch immer, ich bin wirklich verheiratet. Und Gavin gibt es tatsächlich.“
„Und wo war er? Ist er beim Militär oder bei der CIA oder so was in der Richtung?“
„Nein.“
„Ist er von einem UFO entführt worden?“
Annie holte tief Atem. „Er war im Gefängnis.“
Nina nickte. „Darauf hätte ich als Nächstes getippt.“ Sie kniff die Augen schmal zusammen. „Was hat er denn ausgefressen? Er hat dich doch nicht verprügelt?“
Annie schüttelte den Kopf. Allein die Vorstellung schockierte sie. „Nein, Gavin würde das nie tun.“
„Worum geht es dann? Zu viele Strafzettel für Falschparken? Massenmord? Was denn nun?“
Annie seufzte. „Er stand wegen Beihilfe zu betrügerischen Machenschaften vor Gericht.“
„Wie? Was heißt das denn allgemein verständlich?“
„Das heißt, dass er für meinen Vater arbeitete. Ihm gehörte eine Firma, die Großbauten ausführte – Hochhäuser, Einkaufszentren und so weiter. Gavin fing als Zimmermann an und wurde bald zu einem der besten Vorarbeiter von Kinnaird Co. Vor dreieinhalb Jahren stürzte der Rohbau eines Hochhauses in Pueblo ein. Ein Arbeiter wurde schwer verletzt.“ Sie starrte in ihren Kaffee. „Es stellte sich heraus, dass die Firma in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Mein Vater hatte zu sparen versucht, indem er normalen Stahl und anderes minderwertiges Baumaterial verwendete und damit von den Angaben in seinem Angebot abwich. Dabei wusste er, dass er dadurch die Sicherheit des Bauwerks infrage stellte. Er wurde angeklagt, doch bevor irgendetwas bewiesen werden konnte, erlitt er einen Herzinfarkt.“
„Und?“
Annie schob die Kaffeetasse beiseite und blickte hoch. „Gavin und ich waren damals seit drei Monaten verheiratet. Mein Vater hatte ihn zu seinem Geschäftspartner gemacht.“ Sie stieß müde den Atem aus. „Und darum wurde er zur Verantwortung gezogen.“
Nina sah sie ungläubig an. „Aber … aber das ist nicht richtig! Wie konnte man ihm die Schuld geben, wenn er nichts wusste?“
„Er wusste es“, erwiderte Annie ruhig. „Er war nicht daran beteiligt, aber er fand es heraus und schwieg. Das reichte in den Augen des Staatsanwalts des Pueblo County aus, um ihn zum Schuldigen zu stempeln. Auf Anraten seines Verteidigers verzichtete Gavin auf einen Widerspruch gegen die Anklage und erhielt dafür ein vermindertes Strafmaß. Mit mir hat er nie darüber gesprochen“, fügte sie leise hinzu. „Reden war nicht unsere starke Seite.“
Nina betrachtete Annies Gesicht. „Lieber Himmel! Kein Wunder, dass du ihn verlassen hast.“
Annie lächelte ironisch. „Das kommt noch dazu. Ich habe ihn nicht verlassen. Er hat
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