BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
dabei.“
„Warum?“
„Warum was?“ Das Spiel hatten sie schon ein paarmal gespielt. Sie fragte ihn aus, versuchte wohl seine Selbstkontrolle zu durchbrechen, um etwas über ihn in Erfahrung zu bringen.
„Warum haben Sie so viel Bier mitgenommen?“
„Weil ich gern Bier trinke.“
Sie seufzte. Er mochte es, wenn sie seufzte. Es schien so richtig von Herzen zu kommen. Aber er hatte den Eindruck, als sei sie mittlerweile kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Wie auch immer. Sobald er sie los wäre, würde er sein Camp verlagern. Er war schließlich Experte im Verwischen der eigenen Spuren.
Und solange sie noch hier war – und das wäre länger, als ihnen beiden lieb war –, konnte sie jedenfalls mit niemandem Kontakt aufnehmen.
„Nun, denn.“ Jasmine tätschelte ihren flachen Bauch. Das saubere Weiß des frischen Verbandes stach hell gegen ihre ehemals weißen Shorts ab. „Danke für das Frühstück und für die Erste Hilfe. Aber ich denke, ich verzichte auf den Kaffee und mache mich lieber auf den Weg.“
Lyon beobachtete sie – unauffällig, darin hatte er sehr viel Übung. Lieber Himmel, diese Frau sah vielleicht aus – ihr wirres rotes Haar, die Allergie im Gesicht, die Schlammspritzer, die Kratzer. Am liebsten hätte er sich mit ihr auf ein Bett aus Laub gelegt und etwas getan, worin er noch viel mehr Übung hatte.
Merkwürdig, dass sie solche Gelüste in ihm wachrief. Sie war überhaupt nicht sein Typ. Normalerweise bevorzugte er kleine Frauen mit üppiger Oberweite, blondem Haar und nicht so überaus anständig.
Jasmine Clancy war nichts von alldem. Und selbst wenn sie zu einem kurzen Zwischenspiel bereit gewesen wäre, er selbst wäre ja gar nicht dazu fähig. Er konnte sich ja kaum rühren.
Trotzdem schade. Sie hatte etwas an sich … unter anderen Umständen … wer weiß. Aber wieso? Er verstand es nicht. Doch alles, was er nicht verstand, war für ihn eine Herausforderung.
„Muss ich den Fluss überqueren, um zur Straße zu kommen?“
„Wie bitte?“
„Die Straße. Ich hoffe, sie ist auf dieser Seite des Flusses. Ich glaube nicht, dass ich noch einen einzigen Ruderschlag tun kann.“ Sie hielt ihre Hände hoch. Er hatte beim Verbinden gesehen, dass sie wirklich in einem schrecklichen Zustand waren, und es wunderte ihn, dass sie sich deswegen nicht beschwert hatte, und auch nicht darüber, dass sie die Nacht unter freiem Himmel verbringen musste, ohne irgendeinen Schutz gegen die Kälte, auch wenn dies der mildeste Februar war, den er je erlebt hatte.
Wäre er ein Gentleman, dann hätte er sein Sweatshirt ausgezogen und sie damit zugedeckt. Aber das hätte er sowieso nicht geschafft. Wie auch immer, er hatte nie behauptet, ein Gentleman zu sein.
Und dennoch, es wäre interessant, herauszufinden, ob er es nicht doch schaffen würde, ihr eine gewisse Wärme zu bereiten.
Er ließ seine Stimme jetzt etwas weicher klingen; das war seine Art zu sagen, dass es ihm leidtue. „Warum bleiben Sie nicht noch ein bisschen? Ich weiß, Sie wollten Ihren Flug nicht verpassen. Aber inzwischen haben Sie ihn verpasst. Warum vergessen Sie’s nicht einfach und machen ein bisschen auf Abenteuer – allein in der Wildnis. Dann haben Sie Ihren Freunden in L. A. etwas zu erzählen, wenn Sie nach Hause kommen.“
„Allein stimmt ja wohl nicht ganz.“
„Klingt aber besser.“
„Hm.“ Sie schien nachzudenken. Wie sie wohl aussah, wenn sie keine Allergie hatte? Und er fragte sich erneut, was sie hier eigentlich zu suchen hatte. Bei nächstbester Gelegenheit würde er ihre Tasche untersuchen. In seiner Lage konnte er sich nicht allzu viele Skrupel leisten.
„Aber Sie haben doch wohl nicht die Orientierung verloren, oder?“
Sie klang so besorgt, dass er fast weich geworden wäre und gesagt hätte, sie könne ruhig gehen. Er brauchte sie ja nicht mehr. Lieber Himmel, sie brauchte ihn mehr als umgekehrt. Trotzdem, er konnte sie nicht gehen lassen. Noch nicht. „Nein. Keine Sorge, ich weiß genau, wo wir sind.“
Es dauerte seine Zeit, bis sie sich damit abgefunden hatte. Er drängte sie nicht. Es war besser, wenn sie von sich aus zu der Erkenntnis gelangte. Dann konnte sie nicht ihm die Schuld zuschieben.
„Sie haben die ganze Zeit gewusst, dass ich es nicht schaffen würde, zurückzurudern“, sagte sie schließlich vorwurfsvoll.
Er zuckte unwillkürlich mit den Schultern und stöhnte im selben Moment auf. „Kann ich wissen, wie empfindlich Sie sind?“
„Warum tut es eigentlich
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