BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
der anderen eine Ansicht des Hauses vom Anfang des Jahrhunderts. Der alte Orientteppich auf dem Boden war zwar etwas ausgeblichen, seine Farben bildeten jedoch immer noch einen schönen Kontrast zur Holzvertäfelung der Wände und zu den Holzdielen.
In der Eingangshalle war weit und breit niemand zu sehen.
„Folgen Sie mir, Mr. Rae.“
„Ethan“, murmelte er und ging hinter ihr die Treppe hinauf.
Dabei nahm er aufmerksam ihre Erklärungen zur Kenntnis, wo der Speisesaal zu finden war und die Bar, der überdachte Swimmingpool und andere Betätigungsmöglichkeiten.
Lucy öffnete eine Tür, in der der Schlüssel steckte, und sie betraten ein geräumiges, üppig ausgestattetes Zimmer. Zufrieden stellte sie fest, dass die schweren Samtvorhänge zugezogen waren und der Gaskamin heimelig flackerte. Sie trat neben das große Bett und schaltete die Nachttischlampen ein.
Es war ein schönes Zimmer mit herrlichem Ausblick aus den hohen Glastüren, die auf einen Balkon führten. Ein wenig streng für ihren Geschmack, aber gemütlich, mit zwei Sofas, einem Schreibtisch, Tisch und Stühlen. Dazu gehörte ein Badezimmer mit Dusche und Whirlpool.
Ethan warf seine Tasche auf das Bett und machte einen kleinen Rundgang. „Sieht behaglich aus.“ Er nickte zustimmend.
Lucy übergab ihm den Schlüssel und wandte sich zum Gehen, zögerte dann jedoch. „Sie sind herzlich auf einen Drink eingeladen, falls Sie nicht zu müde sind. Das Jagdzimmer befindet sich unten links neben der Treppe. Falls Sie nicht kommen, melden Sie sich einfach beim Zimmerservice, und sie schicken Ihnen herauf, was immer Sie möchten.“
„Danke. Ich mache mich eben frisch und werde sehen, wie ich mich fühle.“
Gebannt schaute Lucy ihn an. Wie konnten eisblaue Augen nur so warm strahlen? Ihr lief ein sinnliches Kribbeln über den Rücken.
Da sie nur zu gut wusste, was das bedeutete, trat sie schnell einen Schritt zurück und zog ihren kühlen Seidenschal enger um sich. Im Schein des Kaminfeuers würde die flammende Röte, die ihr über das Dekolleté ins Gesicht stieg, sofort auffallen.
Sie nickte kurz und ging. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen eilte sie nach unten. Natürlich würde er auf einen Drink herunterkommen. Das musste er.
Ethan Rae verlockte sie, leichtsinnig zu sein. Er verlockte sie zu einem Flirt. Aber sie war ja schon immer flatterhaft gewesen. Jeder sagte das.
2. KAPITEL
Ethan atmete tief durch, als sich die Tür hinter Lucy schloss. Ihren frischen Duft hatte er immer noch in der Nase, und er hörte im Geist noch das Rascheln ihrer atemberaubenden Seidenbluse.
Voll erwischt, dachte er. Gleich von jenem ersten langen Blick an.
Er war ausgehungert, das war alles. Sein letzter Urlaub war einfach zu lange her, und ein Jahr im Nahen Osten zu verbringen war auch nicht gerade leicht. Wenig später stand er unter der Dusche und spülte den Staub und die Müdigkeit ab, doch es gelang ihm nicht recht, auch Lucys Bild loszuwerden oder endlich den blumigen Duft ihres Parfüms aus der Nase zu bekommen.
Mit ihrer zarten hellen Haut kam sie ihm vor wie eine Fee aus einem Märchen. Selbst ihre schön geschwungenen Lippen waren blass. Nur die Farbe ihrer Augen, ein warmes Mittelblau, gab ihr etwas Erdverbundenes.
Ethan drehte die Dusche ab.
Und in diesen Augen hatte er Geheimnisse gesehen und Lebensfreude und die Sehnsüchte einer Frau. Er war ihr nicht gleichgültig, und sie war zu jung, um diskret damit umzugehen. Er hatte nichts gegen direkte Frauen. Sie begehrte ihn, na schön. Wahrscheinlich dachte sie sogar jetzt an ihn, an seine gebräunten Hände auf ihrer blassen Haut, seinen Mund auf ihren Lippen …
Reiß dich zusammen, Rae!
Sie war zu jung, zu unschuldig und Lichtjahre von den Frauen entfernt, mit denen er sich normalerweise verabredete. Er schlang sich ein Handtuch um die Hüften und ging ins Schlafzimmer zurück. Ganz zu schweigen davon, dass sie vermutlich eine Goldgräberin war, auf der Suche nach einem reichen Ehemann. Frauen, die bei ihrer Arbeit den Luxus kennenlernten, wollten ihn meistens auch für sich selbst.
Frauen und Geld. Während er sich anzog, dachte er ein klein wenig bewundernd über die zielstrebige Art nach, mit der junge, hübsche Frauen hinter Geld her waren. Sie rochen es förmlich. Sie waren begierig darauf. Sie würden alles tun, um es zu bekommen. Und das erinnerte ihn schlagartig an den Grund seiner Reise.
Er nahm sein Handy aus seinem Jackett und wählte eine Nummer.
Magnus war ihm mehr
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