Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
verantwortlich für das, was geschehen ist. Und weil ich das tue, glaube ich nicht, dass ich jemals wieder frei sein werde, richtig zu lieben. Vielleicht habe ich nur Angst. Angst vor dem, was geschehen kann, jetzt da ich das Schlimmste durchlebt habe. Versuchst du nicht, mir das zu verstehen zu geben?“
„Grant, nein, ganz und gar nicht.“
„Oder vielleicht glaube ich, dass ich, nach dem, was ich getan habe, keine zweite Chance verdiene. Ich weiß, das ist auch nicht rational, aber es ist nun einmal das, was ich empfinde.“
Sie wollte ihm widersprechen, erkannte jedoch, dass es sinnlos war. „Wenn du das sagst, wird es wohl so sein“, stimmte sie schließlich zu. „Aber ob es fair oder wahr ist, ist eine andere Sache.“
„Mag sein“, erwiderte er in einem Ton, der sie davor warnte, das Thema fortzusetzen. „Irgendwann, in ferner Zukunft, werde ich vielleicht anders empfinden. Und dann könnte es auch für mich noch eine Zukunft geben.“
„Ich kann es nur hoffen“, meinte Rebecca wehmütig.
„Das tue ich auch.“
Er schluckte und legte die Hand auf ihre Wange. Als er ihrem Blick begegnete und ihr tief in die Augen schaute, hatte sie das Gefühl, dass er noch etwas Wichtiges sagen wollte.
Doch sie kam ihm zuvor. „Ich muss jetzt gehen. Ich bin schon viel zu lange hier.“
Er wirkte enttäuscht. „Ja, natürlich“, meinte er resigniert. „Du solltest lieber in dein eigenes Bett zurückkehren. Wenn jemand dich hier findet, kommt er womöglich noch auf die richtigen Ideen, was uns betrifft.“
„Auf die falschen Ideen, meinst du“, korrigierte sie ihn.
„Ach ja, auf die falschen Ideen. Das wollte ich natürlich sagen“, versicherte er ihr mit einem neckenden Grinsen. Bevor er sie losließ, beugte er sich vor und küsste sie zärtlich. Sein warmer Mund verharrte sanft auf ihrem. Rebecca wusste, Grant genoss das Gefühl ihrer Lippen, die sinnliche Freuden versprachen.
Der Kuss endete viel zu schnell.
Mit einem leisen, widerstrebenden Seufzen löste Grant sich von ihr, und sie stand auf und sah ihn an. Gegen die Kissen gelehnt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, mit nacktem Oberkörper, sah er so unglaublich gut und anziehend aus, dass es ihr wirklich schwerfiel zu gehen.
„Gute Nacht“, sagte sie leise. „Ich hoffe, du hast keine schlechten Träume mehr.“
Er lächelte. „Bestimmt nicht. Ich werde mich nur süßen Träumen von dir hingeben … die aber nicht so frustrierend sein werden wie unsere Begegnungen im echten Leben, hoffe ich.“
Rebecca errötete und verließ fluchtartig das Zimmer.
Im Flur überlegte sie, welche Richtung sie nehmen sollte – zurück in ihr Zimmer oder in die Küche? Nachdem sie fast eine Stunde in Grants Bett zugebracht hatte, brauchte sie wirklich etwas, um ihre Nerven zu beruhigen, also ging sie in die Küche, um sich Tee zu machen.
Doch der half nicht viel. Ihre Gedanken kreisten um Grant. Obwohl er das Gegenteil behauptete, glaubte sie, dass seine Gefühle bezüglich des Unfalls und des Verlusts seiner Verlobten und ihres Kindes sich eines Tages ändern würden. Wenn er es wollte.
Aber wäre es dann zu spät? Zu spät für Grant, um noch Liebe, Ehe und Kinder genießen zu können – diese befriedigenden Erfahrungen, die er viel höher schätzte als Erfolg und materielle Werte? Und noch wichtiger, wäre es zu spät für eine tiefer gehende Beziehung zwischen ihnen beiden?
Ja, wahrscheinlich. Es tat weh, sich die Wahrheit einzugestehen.
Die Unterhaltung hatte für sie beide schmerzhaft geendet. Aber sie hatte Rebecca die Augen geöffnet. Sie verstand Grant jetzt viel besser, und es war gut zu wissen, dass irgendwelche Hoffnungen auf eine Romanze zwischen ihr und Grant völlig aussichtslos waren.
Vielleicht hatte er sich ihr deshalb so offen anvertraut. Vielleicht hatte er sie wissen lassen wollen, dass er sich nicht mit ihr auf eine Beziehung einlassen konnte, die über ihre Zeit als seine Physiotherapeutin hinausgehen würde.
Körperlich ging seine Genesung ziemlich schnell voran. Aber was seinen seelischen Zustand betraf, das erkannte Rebecca traurig, lag noch ein weiter Weg vor ihm.
6. KAPITEL
Grant wachte ohne seinen Wecker auf. Frühes Morgenlicht drang in das Zimmer, und bevor er die Augen öffnete, hörte er das Schreien der Möwen, die am Strand nach ihrem Frühstück suchten.
Er wachte in letzter Zeit gern früh auf, und er schlief niemals mehr mit zugezogenen Vorhängen. Während er die Augen öffnete und sich langsam
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