Baccara Exklusiv Band 98
kompliziert. Im Allgemeinen sieht das Gesetz in Neuseeland vor, dass Sie selbst als nächster Verwandter einen Antrag auf Sorgerecht stellen müssen.“
„Dann tun Sie das.“
Raffaeles eisiger Ton ließ Lana frösteln.
„Ich kann Ihre Anweisungen nicht annehmen, Sir. Da ich Lanas Anwalt bin, wäre das ein Interessenkonflikt. Ich kann Ihnen jedoch einen Kollegen empfehlen“, erklärte Tom ernst. „Aber Sie sollten wissen, dass es ein langwieriger Prozess ist. Wenn Lana die Vormundschaft nicht übernehmen kann – oder will –, dann kommt das Kind unter staatliche Vormundschaft, bis Ihrem Antrag auf Sorgerecht stattgegeben wird.“
„Das Kind meiner Schwester wird nicht Ihrem staatlichen System anvertraut. Nicht solange ich lebe.“
„Es gibt noch eine andere Möglichkeit.“ Tom sah Raffaele mit einem herausfordernden Blick an, den selbst Lana bei ihm noch nie gesehen hatte.
„Nämlich welche?“
„Lana könnte ihre Meinung ändern und den Antrag anfechten. Nach einiger Überlegung könnte sie sich entschließen, das Kind zu behalten, es selbst großzuziehen.“
„Warum sollte sie das tun? Sie ist nicht nur nicht bereit, sich um Marias Baby zu kümmern, sie ist dazu gar nicht fähig. Sie ist völlig mittellos.“
„Hört auf, über mich zu reden, als sei ich nicht anwesend. Ich habe meine Antwort gegeben. Damit hat es sich.“ Ihre Handtasche fest an sich gedrückt, stand Lana auf. Sie konnte diese Debatte nicht eine Sekunde länger ertragen. Fluchtartig verließ sie das Büro. Sie musste weg von hier, so weit weg wie irgend möglich. Sie ignorierte Raffaeles Fahrer, als der ihr die Wagentür aufhalten wollte. Sie ignorierte, dass ihr nachgerufen wurde.
Sie eilte die Straße entlang, rannte halb, stolperte halb – bemerkte nicht die neugierigen Blicke der Passanten. Schließlich erreichte sie einen kleinen Park und sank dort erschöpft auf eine verwitterte Bank.
Sie schluchzte auf. Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie ergab sich dem überwältigenden Schmerz, der sie zu zerreißen drohte. So weit sie auch gerannt war, kein Ort auf dieser Welt lag weit genug entfernt, um vor Kyles unaussprechlicher Niedertracht Zuflucht zu finden. Von heftigen Schluchzern geschüttelt, wurde ihr voll bewusst, dass ihr Leben in einem riesigen schwarzen Loch versunken war und sie keine Ahnung hatte, wie sie da wieder herausfinden sollte.
Auf einmal hörte sie schnelle Schritte auf dem Weg hinter sich näher kommen. Das konnte nur eine Person sein. Lana schluckte, bezwang ihren Drang, ihm zuzurufen, er solle sie in Ruhe lassen, und bot ihren ganzen Willen auf, um sich zu beruhigen. Sie wischte sich die Tränen ab und konzentrierte sich ganz auf den friedlichen Anblick, den der Park ihr bot.
Raffaele ging langsamer, zwang sich, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Wie konnte sie es wagen, Marias und Kyles Kind auf diese Art und Weise zurückzuweisen? Die Nachricht, dass sie der Vormund des Babys war, hatte seine Pläne unerwartet ins Stocken gebracht – und ihn gezwungen, seine Beziehung zu Maria sehr viel früher zu offenbaren, als er vorgehabt hatte. Selbstverständlich waren weitere Nachforschungen nötig, um sicherzustellen, dass die gesetzliche Situation, wie sie Munroe vorgetragen hatte, tatsächlich so war. Was für eine Frau verstieß ein elternloses Kind? Sie war genau so, wie er sie eingeschätzt hatte, und noch schlimmer. Aber wie dem auch sei, Tom Munroe hatte eines schmerzlich klargemacht: Sie war die einzige Person, die ihm den Weg zu seinem Ziel ebnen konnte. Seinen ursprünglichen Plan, Lana Whittaker zu umwerben, zu vernichten und fallen zu lassen, musste er wohl oder übel noch einmal überdenken.
Das Versprechen, das er seiner Schwester gegeben hatte, war ihm eine dringende Herzensangelegenheit. Er würde Lana Whittaker irgendwie dazu bringen, ihm zu helfen, dann würde er Mittel und Wege finden, sie für das Unglück bezahlen zu lassen, das sie über seine Familie gebracht hatte.
„Lana“, rief er leise, „für diesen Lauf haben Sie glatt eine Goldmedaille verdient.“
„Bitte nicht. Versuchen Sie nicht, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen.“ Langsam stand sie auf und wandte sich ihm zu.
„Sie haben recht. Die Sache ist zu ernst für Scherze. Warum sind Sie weggelaufen?“
„Was hätte ich sonst tun sollen? In Toms Büro bleiben und mir anhören, welche Pflichten ich als Vormund für Kyles Baby habe? Das Baby, das er mit seiner Geliebten gezeugt hat. Ihrer
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