Baccara Exklusiv Band 98
sie neugierig auf Grant Berringer. Ein Treffen konnte ihnen beiden helfen zu entscheiden, ob sie die Richtige für den Job war.
Matthew führte sie durch das elegant eingerichtete Haus, und Rebecca sah sich bewundernd um. Es war ausgestattet mit Antiquitäten, prächtigen Vorhängen, Originalkunstwerken sowie interessantem Porzellan und Plastiken. Trotzdem wirkte es nicht verstaubt und museumshaft. Die Räume machten einen frischen, hellen Eindruck.
„Grant hat oben ein paar Zimmer, doch als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, empfahlen mir die Ärzte, ihn im Erdgeschoss unterzubringen. Ich habe eine Suite im Westflügel des Hauses herrichten lassen, wozu auch ein Trainingsraum mit allen Geräten für seine Therapie gehört. Während der Woche bin ich in der Stadt, doch ich habe einen Pfleger engagiert, der ihn tagsüber betreut. Einen jungen Mann namens Joe Newton. Er ist großartig zu Grant, sehr geduldig.“
Wenn man in einem Pflegeberuf arbeitete, musste man über Geduld verfügen, doch anscheinend schien Grant Berringer eine Extraportion Geduld zu brauchen. Kein gutes Zeichen.
„Unsere Haushälterin, Miriam Walker wohnt ebenfalls hier“, fuhr Matthew fort. „Es gibt eine Sprechanlage im ganzen Haus, sodass Grant sie rufen kann, wenn er etwas braucht.“
Rebecca hörte zu und nickte. Es klang so, als hätte Matthew an alles gedacht. Sie waren an mehreren großen Zimmern vorbeigegangen – einem bankettartigen Esszimmer, einem beeindruckenden Salon und einer riesigen, professionell ausgestatteten Küche. Rebecca verlangsamte ihren Schritt und schaute hinein.
„Tolle Küche“, bemerkte sie, als Matthew sich zu ihr umdrehte.
Er lächelte. „Sie müssen gern kochen, wenn Ihnen der Anblick von diesen ganzen Töpfen und Pfannen gefällt.“
„Stimmt. Wenn ich Zeit dafür habe.“ Sie dachte an die winzige, schlecht ausgestattete Küche in ihrer Wohnung in der Stadt. Es war eine Herausforderung, trotzdem schaffte sie es, hervorragende Mahlzeiten für Gäste oder für sich und Nora zu zubereiten, wenn sie die Zeit fand und Lust zum Experimentieren hatte. Was musste das für einen Spaß machen, in einer Küche wie dieser zu kochen.
„Es soll ja ein sehr entspannendes Hobby sein“, meinte Matthew. „Obwohl ich selbst mich nicht dafür begeistern kann. Ich ziehe es vor, meinen Frust auf dem Golfplatz los zu werden … und dann gut essen zu gehen“, scherzte er. „Aber mein Bruder kocht gern. Die Küche hat er kurz vor seinem Unfall neu einrichten lassen. Er war ein ziemlich guter Koch. Er hatte so viele Interessen – Tennis, Segeln, Ski fahren, Reisen zu den exotischsten Orten. Aber er hat auch hart gearbeitet. An der Wall Street war er geradezu berüchtigt. Grant ist ein erfolgreicher Mann, der sein Leben ausgekostet hat. Jedenfalls vor seinem Unfall“, fügte Matthew hinzu. „Das würde man nicht vermuten, wenn man ihn jetzt sieht.“
„Er kann wieder so werden“, erwiderte sie optimistisch. „Irgendwann.“
„Ja, das kann sein“, stimmte er zu und seufzte. „Aber es ist schwer vorstellbar.“
Sie waren am Ende eines langen Flures vor einer Doppeltür stehen geblieben.
Matthew klopfte.
Ein junger Mann mit kurzen dunklen Haaren öffnete ihnen. Joe Newton, der Pfleger, vermutete Rebecca. Er lächelte Rebecca freundlich an. Er ist nett, dachte sie, wenn der erste Eindruck nicht täuscht. Zudem sah er ziemlich kräftig aus. War Grant Berringer körperlich so behindert, dass er die Hilfe eines Gewichthebers brauchte? Nach dem, was sie über seine Verletzungen gelesen hatte, sollte es eigentlich nicht so schlimm sein.
Matthew führte sie in das Zimmer und stellte sie Joe vor.
„Wie geht es Grant heute Nachmittag?“ Hinter Matthews gelassenem Tonfall konnte Rebecca seine Sorge spüren.
Joe zuckte mit den Schultern. „Wie immer. Ich habe ihn überredet, nach dem Frühstück an den Strand zu gehen, dann wollte er ein wenig schlafen. Er hat sich heute geweigert, zu trainieren. Meinte, dass seine Hüfte zu sehr wehtun würde“, berichtete Joe stirnrunzelnd. „Jetzt ruht er sich schon seit einiger Zeit aus. Ich wollte gerade versuchen, ihn zum Aufstehen zu ermuntern.“
Schlafen, mitten an solch einem schönen Tag? Seine Depression musste tief greifend sein. Obwohl sie einen Abschluss in Psychologie sowie in Physiotherapie hatte, fragte Rebecca sich, ob ihre beruflichen Qualifikationen für diesen Job ausreichten.
„Lassen Sie mich erst mit ihm allein sprechen“, sagte
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