Baccara Exklusiv Band 98
mürrisch wurde, sondern er war auch ein Puffer und die perfekte Anstandsdame für sie und ihren allzu attraktiven Patienten.
Selbst wenn Nora mit am Tisch saß, hatte Rebecca oft das Gefühl, dass die Anziehungskraft zwischen ihr und Grant fast zu intensiv war, um ignoriert werden zu können. Vor allem wenn das Essen vorbei war, und Nora davongelaufen war, um sich bettfertig zu machen. Dann blieb Rebecca noch da, trank ihren Kaffee und sprach mit Grant über alles Mögliche. Wenn man bedachte, wie viel Zeit sie miteinander verbrachten, war es erstaunlich, wie viel sie sich zu sagen hatten. Manchmal redeten sie auch wenig, sondern saßen einfach nur beisammen und lauschten den Geräuschen der Nacht oder bewunderten den Anblick des aufgehenden Mondes über dem Wasser.
Die Luft hier war so klar im Vergleich zur Stadt, dass Rebecca und Nora erstaunt gewesen waren über die vielen Sterne, die man am Nachthimmel sehen konnte. Grant schien über ihre Reaktion amüsiert zu sein, und Rebecca war ein wenig beschämt. Dann, eines Abends, hatte er sie mit einem riesigen Teleskop überrascht, das eins der Hausmädchen nach dem Dessert herausbrachte. Rebecca war nicht an den Namen der Sternenkonstellationen interessiert. Doch sie hatte sich mit Freude den Himmel angeschaut, und sie fand Grants Geste nett. Er hätte sich nicht die Mühe zu machen brauchen, und die Tatsache, dass er es getan hatte, erregte sie insgeheim und machte ihr gleichzeitig Angst.
Nach dem Kino gingen sie und Nora noch ein Eis essen, und Nora wollte Grant auch eins mitnehmen. Sie kannte seine Lieblingssorte, da sie eine ausführliche Diskussion über dieses Thema geführt hatten. Erst dachte Rebecca, warum nicht? Doch dann redete sie es Nora wieder aus. Sie wollte nicht unbedingt mitten in der Nacht an seine Tür klopfen. Er könnte das missverstehen und glauben, sie suche eine Entschuldigung, zu ihm zu kommen, um die Episode vom Morgen fortzuführen.
Das war genau das Problem. Sie musste sehr vorsichtig sein, um provokante Situationen zu vermeiden, sonst würde sie bald in ernsten Schwierigkeiten sein. Sie schüttelte traurig den Kopf, als sie den Motor anließ und heimfuhr.
Im Haus war es ganz ruhig, als sie zurückkamen, und Nora schlief schnell ein. Rebecca dagegen wälzte sich im Bett herum, weil die Erinnerungen an Grants sinnliche Umarmung sie nicht zur Ruhe kommen ließen. Schließlich stand sie auf, um sich einen Kräutertee zu machen. Doch in der Küche stellte sie fest, dass keiner mehr da war. Also schlüpfte sie in einen Morgenmantel und machte sich auf den Weg in die große Küche, die meilenweit entfernt schien in dem dunklen Haus. Auf halbem Weg hörte sie ein leises, aber deutliches Stöhnen. Sie war in der Nähe von Grants Räumen, und das Geräusch kam von dort. Leise ging sie weiter und lauschte. Da war es wieder, diesmal noch lauter. Es klang, als hätte er große Schmerzen, und ohne nachzudenken, öffnete sie die unverschlossene Tür und trat in sein Schlafzimmer.
Das Zimmer war von einer Nachtlampe schwach erleuchtet, und sie konnte Grant ausgestreckt im Bett liegen sehen.
„Grant, ich bin es, Rebecca. Was ist los?“, rief sie leise. Ihre erste Vermutung war, dass sie sein verletztes Bein zu sehr strapaziert hatte und er deshalb unter Krämpfen litt. Doch wenn dem so war, dann hatte er sich nicht aufgesetzt, um sein Bein zu massieren.
Er stöhnte erneut, schrie dann auf und hob die Hände an den Kopf. „Nein, nein … lass los. Verdammt, lass los“, rief er verzweifelt.
Jetzt erst erkannte Rebecca, dass er schlief und einen Albtraum hatte. Sie kniete sich neben das Bett und berührte sanft seine Schulter. „Grant, wach auf. Du hast einen schlechten Traum. Wach auf.“
Er umklammerte ihre Hand. „Oh, Liebling, wie konntest du nur?“ Seine Stimme klang tonlos, gequält. Er schlief noch immer.
Rebecca war fassungslos. „Grant.“ Sie sprach lauter. „Ich bin es, Rebecca.“
Plötzlich öffnete er die Augen, schüttelte den Kopf, als wollte er den Albtraum vertreiben, und setzte sich auf.
Geschockt starrte er sie an. „Rebecca, ich dachte, du wärst …“ Er wandte sich ab. „Vergiss es“, murmelte er.
Sie sah, wie er sich mit den Händen über das Gesicht fuhr. Er hatte gedacht, sie wäre Courtney. Natürlich. Wer sonst? Rebecca hatte eigentlich keinen Grund, sich verletzt zu fühlen, doch ihr Herz schmerzte bei dieser Erkenntnis.
„Ich war auf dem Weg in die Küche, um mir Tee zu holen, als ich dich stöhnen
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