Baccara Exklusiv Band 98
dass er die Hand hob, um ihr Haar zu streicheln. Vage erinnerte sie sich, dass sie es vorhin mit einem lockeren Band zusammengehalten hatte, als sie ins Bett gegangen war. Es schien, als wäre das Band weg. Entweder war es herausgefallen, oder Grant hatte es herausgenommen.
Es war nicht wichtig. Sie schloss die Augen und genoss den Augenblick. Sie fühlte sich völlig entspannt und geborgen. Hier in der Dunkelheit, mitten in der Nacht, während sie Grants stetem Herzschlag und seinem langsamen Atem lauschte, kam sie sich vor, als wäre sie an einem ganz besonderen Ort, als hätten sie zusammen eine eigene Welt geschaffen.
„Du hast solch wunderschönes Haar“, murmelte er. „Du siehst aus wie ein Mädchen, wenn es so wie jetzt offen auf deinen Rücken fällt. Wie alt bist du übrigens?“, fragte er plötzlich.
Rebecca lachte. „Warum willst du das wissen?“
„Warum willst du es mir nicht erzählen?“, erwiderte er leicht amüsiert. „Ich bin achtunddreißig.“
„Ich weiß.“ Sie kannte sein Alter aus den medizinischen Berichten und fand, dass er viel jünger aussah, als er war.
Normalerweise machte es ihr nichts aus, über ihr Alter zu sprechen, doch aus irgendeinem Grund zögerte sie.
„Ich finde, man sollte eine Frau nicht nach ihrem Alter oder ihrem Gewicht fragen“, meinte sie schließlich.
„Ich wette, dass du noch nicht einmal dreißig bist. Du bist noch ein Baby, Rebecca“, neckte er sie. „Ein Baby mit einem frechen Mundwerk.“
„Ich glaube, dass da irgendwo ein Kompliment versteckt war, also sollte ich mich wohl bedanken.“
„Keine Ursache“, meinte er und streichelte weiter zärtlich ihr Haar. „Warum trägst du eigentlich dein Haar nicht öfter offen?“
„Weil es mir im Weg ist, wenn ich arbeite.“
„Und was ist, wenn du nicht arbeitest? Wenn du ausgehst, zum Beispiel?“, hakte er nach.
Rebecca verspannte sich ein wenig. Sie überlegte, ob sie lügen und ihm vormachen sollte, dass sie einen Freund hatte … oder mehrere. Vielleicht schreckte ihn das ab. Aber das war nicht ihre Art. Außerdem gab es einen Teil von ihr, der ihn nicht abschrecken wollte.
„Ich gehe nicht viel aus“, gab sie zu. „Normalerweise arbeite ich lange, und dann muss ich mich um Nora kümmern.“
„Das glaube ich nicht. Jeder Mensch hat ein gesellschaftliches Leben.“
Sie lachte. „Ich nicht.“
„Das kann ich mir schwer vorstellen“, beharrte er. „Männer müssen dich doch ständig einladen.“
„Ich werde schon mal eingeladen“, gab sie zu.
„Aber du bist im Moment mit niemandem liiert?“
„Seit meiner Scheidung gab es eigentlich niemanden.“
Er schwieg einen Augenblick. Sie spürte wieder seine Hand, die zärtlich über ihr Haar strich, und überlegte, was er wohl dachte. Sie hätte ihn gern über seine Beziehungen in der Vergangenheit ausgefragt, doch sie traute sich nicht, denn sie wollte die Stimmung nicht verderben.
„Dein Exmann muss ein totaler Dummkopf sein, dass er dich hat gehen lassen.“
„Ja, das ist er“, erwiderte sie prompt.
Ihre unverblümte Antwort brachte Grant zum Lachen. „Was ist geschehen? Eine andere Frau?“, fragte er.
Sie nickte.
„Der Idiot.“ Die Wut in seiner Stimme überraschte Rebecca.
„Es hat gedauert, doch ich bin darüber hinweggekommen.“
„Aber nicht so weit, dass du es erneut probiert hättest“, erinnerte er sie.
Sie erwiderte nichts. Sie wusste, warum sie auf einmal so emotional war. Sie hatte schon seit langer Zeit nicht mehr so offen mit einem Mann geredet.
Es war beängstigend, sich jemandem zu offenbaren. So als würde man aus einer großen Höhe springen und darauf vertrauen, dass man aufgefangen wurde. Doch gleichzeitig war es aufregend, in der Dunkelheit Geheimnisse auszutauschen. Anscheinend hatte sie sich doch schon besser von Jacks Untreue erholt, als sie gedacht hatte. Grant kennenzulernen hatte den Prozess vielleicht unterstützt.
„Das ist alles Schnee von gestern“, sagte sie und meinte es auch. „Meine einzige Sorge ist jetzt nur noch, dass Jack, mein Exmann, sich Nora gegenüber als guter Vater verhält.“
„Und? Tut er das?“, fragte Grant und klang besorgt.
„Jack ist kein schlechter Kerl. Aber er ist sehr ichbezogen. So war er schon immer. Er ist ein aufmerksamer Vater, wenn es ihm gerade passt. Sonst …“ Sie verstummte. Sie wollte nicht bitter klingen. „Nun, er versucht es, aber es könnte besser sein.“
„Nora ist ein tolles Mädchen. Ich weiß nicht, was ein Vater sich
Weitere Kostenlose Bücher