Baccara Exklusiv Band 98
er und lächelte gequält. „Der Kleine macht seine Sache jedoch verdammt gut.“
„Ja, das tut er“, stimmte Rebecca zu. Sie war froh, dass Grant seine unglücklichen Erinnerungen mit ihr geteilt hatte, doch es machte sie traurig, zu hören, dass er solch emotionalen Schaden in seiner Kindheit erlitten hatte. Am liebsten hätte sie ihn getröstet, doch sie unterdrückte diesen Wunsch. Sie hatte ihm persönliche Fragen gestellt, und er hatte sie beantwortet. Doch er bat sie weder um Trost noch um Mitleid. Vermutlich wäre ihm solch eine Reaktion sogar höchst peinlich.
Eine ganze Weile lagen sie einfach schweigend da, während Grant noch immer durch ihr Haar und über ihren Rücken strich.
Die Berührung war zärtlich und beruhigend und machte Rebecca ganz schläfrig. Doch sie durfte in seinem Bett nicht einschlafen. Das ging nicht. Sie musste gehen, je eher, desto besser. Aber sie fühlte sich so behaglich warm und entspannt, wie sie da lag, eng an Grant geschmiegt, dass es ihr schwerfiel, die Kraft zum Aufstehen aufzubringen.
„Ich vermute, es lag an der Art, wie ich groß geworden bin, dass ich lange Zeit nichts für Ehe und Kinder übrig hatte“, fuhr er schließlich fort. „Oh, ich fand es in Ordnung für andere Männer, wenn sie eine Familie gründeten. Aber insgeheim habe ich sie immer für arme Teufel gehalten, die sich haben einfangen lassen. Ich hielt mich für schlauer. Ich weiß, es klingt zynisch, aber ich konnte nicht verstehen, warum ein vernünftiger Mann so etwas tun konnte.“
„Nun, immerhin bist du ehrlich“, erwiderte Rebecca. Es war schockierend, aber auch irgendwie erfrischend, einen Mann ein derart offenes Geständnis ablegen zu hören. Die meisten Männer, die sie getroffen hatte, hätten alles gesagt, um eine Frau ins Bett zu bekommen. Aber wenn es an der Zeit war, eine feste Bindung einzugehen, redeten sie auf einmal völlig anders.
„Damals habe ich mir wohl immer eingeredet, ich würde nur auf die richtige Frau warten.“
Rebecca hob den Kopf, um ihn ansehen zu können.
„Und dann kam die richtige Frau.“
Er schwieg. Sie merkte, dass ihr plötzlich die Kehle wie zugeschnürt war. Er würde über Courtney reden. Sie hatte ihn dazu ermutigt. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie damit umgehen konnte.
Dabei gab es keinen Grund, warum es sie so aus der Fassung bringen sollte, wenn er von der Frau erzählte, die er geliebt hatte. Die er wahrscheinlich immer noch liebte. Rebecca lag zwar jetzt in seinen Armen, aber diese gestohlene Stunde zusammen war nichts weiter als ein wenig freundschaftlicher Trost, oder nicht? Um ihn von seinen Albträumen zu befreien.
„Nein“, sagte er schließlich. „So war es nicht. Ich habe schon vorher bemerkt, was mir fehlte, lange bevor ich Courtney traf. Ich weiß nicht einmal genau, wie es geschah. Eines Tages erkannte ich einfach, dass ich genug von allem hatte – genug vom Geld, genug vom Erfolg, genug von den exotischen Reisen, dem Essen in teuren Restaurants und den Nächten in exklusiven Klubs.“
Was für ein Leben! Rebecca wurde ganz schwindelig. Ihre Freizeit bestand meist lediglich aus einer Pizza und einem geliehenen Video.
„Es wurde mir während des Weihnachtsfests klar. Da soll man so glücklich und fröhlich sein. Aber ich fühlte mich in jenem Jahr ganz schrecklich. Matthew war geschäftlich in Kalifornien, und ich wusste nicht, mit wem ich die Feiertage verbringen sollte. Damals war ich mit einem Model befreundet …“
Ein Model. Rebecca stöhnte innerlich. Bitte, erspare mir die Details, dachte sie.
„Sie war zu Aufnahmen unterwegs, irgendwo in tropischen Gefilden. Sie fragte, ob ich sie begleiten wollte, doch ich hatte keine Lust, was wahrscheinlich schon alles über die Beziehung sagt.“
Rebecca fühlte sich sofort viel besser. Zumindest hatte er das Model langweilig gefunden, das war doch immerhin ein Trost.
„Wie dem auch sei“, fuhr er fort. „Da war ich nun, einsam und voller Selbstmitleid, als ich einem alten Freund vom College begegnete – einer dieser armen Teufel, von denen ich eben sprach. Ich weiß nicht, wie es geschah, aber es endete damit, dass ich Weihnachten bei ihm im Haus verbrachte. Es war eine große Party, mit vielen Familienmitgliedern und Freunden, also fiel ich nicht so auf, wie ich befürchtet hatte. Er hat eine tolle Frau und zwei bewundernswerte Kinder. Es hat Spaß gemacht, ihnen beim Auspacken der Geschenke zuzusehen.“
Rebecca konnte an seiner Stimme hören, wie sehr ihn
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