Baccara Extra Band 5
Ansonsten war dieser Ort von einer überwältigenden Stille. Vermutlich wäre es klüger gewesen, sich für einen Trip mit der Luxusjacht oder ein Wochenende in Paris zu entscheiden, anstatt in dieser Einöde den Honeymoon mit einem Mann zu verbringen, den sie kaum kannte. Celia warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu, bewunderte seine hohe Gestalt, die tief liegenden dunklen Augen … was wusste sie eigentlich über ihn?
Doch nur, dass seine Küsse sie jedes Mal in eine Frau verwandelten, von der sie nicht geahnt hatte, dass sie überhaupt existierte.
Einerseits wollte sie dieses Wochenende mit Jethro schlafen, egal welche Konsequenzen das auch nach sich zog. Und andererseits wäre sie am liebsten meilenweit weggelaufen.
Wenn sie mit ihm schlief und damit eine Klausel des Vertrags brach, verlor damit auch automatisch der Rest seine Gültigkeit? überlegte Celia, während sie den Schieferpfad zur Eingangstür entlangging. Jethro schloss auf und bedeutete Celia mit einer höflichen Geste einzutreten.
„Wie schön, Jethro!“, rief Celia in spontaner Begeisterung aus. Die hohe kuppelförmige Decke, die offene obere Etage, wo das Bett stand, ein imposanter gemauerter Kamin, flankiert von randvoll gefüllten Bücherregalen, die bunt gewebten Teppiche und Brücken verzauberten Celia auf Anhieb. Sie fühlte sich sofort zu Hause. Und das wiederum ängstigte sie.
„Lass uns etwas essen, ja?“, schlug Jethro vor. „Ich schau mal, was der Kühlschrank Leckeres bereithält. Es gibt zwei Badezimmer, Celia, eines hier unten, das andere ist oben. Fühl dich bitte ganz wie zu Hause.“
Wie hatte sie nur auf die dumme Idee kommen können, dass Jethro sofort über sie herfallen würde? Er interessierte sich mehr fürs Essen als für seine frisch angetraute Frau. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er sie seit ihrer Abreise aus Washington nicht ein einziges Mal berührt hatte.
Celia ging den Flur entlang zum Badezimmer. Zur luxuriösen Ausstattung gehörte auch ein Whirlpool, und auf einem Regal stapelten sich flauschige blaue Handtücher. Sie warf einen Blick in den Spiegel und sah eine Frau mit ernstem Gesicht und großen, etwas ängstlichen braunen Augen.
Denk an deinen Vater, ermahnte sie sich. Denk daran, dass diese Hochzeit es vermocht hat, das Schweigen langer Jahre zu brechen. Und nur das zählte.
Sie zog die Lippen mit einem zartrosa Lippenstift nach, tupfte etwas Parfüm auf Hals und Armbeuge und kehrte in die Küche zurück.
„Das Geschirr ist in dem Schrank über der Spüle“, sagte Jethro munter. „Würdest du bitte den Tisch decken?“
„Aber gern“, erwiderte sie ebenso munter. „Was gibt’s zum Dinner?“
„Gebackene Kartoffeln mit Filetsteak.“
Zwanzig Minuten später aßen sie ihr delikates Mahl, doch Celia hatte nur wenig Appetit. Es kränkte sie, dass Jethro beim Essen über Gott und die Welt plauderte, die Hochzeit und damit verbundene Gefühle jedoch mit keinem Wort erwähnte. Nachher half Celia ihm, die Küche sauber zu machen. Während er das Geschirr in die Spülmaschine räumte, sagte er beiläufig: „Ich dachte mir, du möchtest bestimmt oben schlafen – dort gibt es einen Balkon, von dem aus man einen herrlichen Blick nach draußen hat. Es ist ein wunderschöner Platz zum Lesen. Ich schlafe unten.“
Die schmutzigen Messer, die sie in der Hand hielt, fielen klirrend zu Boden. „Klingt gut“, brachte sie mürrisch hervor.
Es gab keinen einzigen vernünftigen Grund für ihre plötzliche schlechte Laune, das war Celia klar. Jethro hielt sich nur an die Bedingungen des Vertrags, die Bedingungen, auf denen sie bestanden hatte, wohlgemerkt.
„Morgen früh gehe ich wahrscheinlich erst mal eine Runde laufen, so halte ich es immer, wenn ich hier bin“, fuhr er fort.
Und ich bin nicht eingeladen, mitzukommen . Celia verfrachtete die Messer in die Spülmaschine und griff nach dem Geschirrtuch, um damit die aus Pinienholz bestehende Arbeitsplatte zu polieren, als hinge ihr Leben davon ab. Als sie fertig war, trug sie ihren Koffer nach oben auf die Empore.
Jethros Schlafplatz. Noch mehr Bücher, ein breites Bett mit bunter Tagesdecke darüber, ein weiteres Badezimmer. Celia packte aus und hängte ihre wenigen Sachen in Jethros Schrank, aus dem ihr dezent sein Duft entgegenschlug. Dann zog sie sich um, wählte Designerjeans und einen lockeren jadegrünen Pullover. Sie bürstete ihr Haar und band es zu einem legeren Pferdeschwanz zusammen.
Celia fühlte sich gleichzeitig überdreht
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