Baccara Extra Band 5
stimmte das auch. „Mr Jacobsen hat mir angeboten, bei einem Trainingsprogramm für Führungskräfte mitzumachen.“
„Das ist ja fantastisch!“ Barbara ergriff Megans Hand. „Ich bin stolz auf dich.“
Megan traten die Tränen in die Augen.
Barbara fuhr mit schwacher Stimme fort: „Du solltest dich nicht so viel um mich kümmern, Megan. Ich bin schließlich erst fünfzig und werde wohl noch eine Weile zurechtkommen.“
Megan spürte einen Kloß im Hals und versuchte, die Situation ins Scherzhafte zu ziehen. „Nimm doch einfach Bills Heiratsantrag an, dann trete ich dich an ihn ab.“
Aber ihre Mutter entgegnete niedergeschlagen: „Das geht nicht. Ich kann seine Gutmütigkeit nicht noch mehr ausnutzen. Am liebsten würde ich die Verlobung lösen. Er braucht eine Frau, mit der er etwas unternehmen kann, keinen Krüppel.“
„Mom! Er liebt dich.“
„Manchmal ist Liebe nicht genug.“ Eine Träne rollte über Barbaras Wange, und Megan wischte sie zärtlich weg. Sie wusste, dass ihre Mutter an Megans Vater dachte, der sie verlassen hatte, als er erfuhr, dass Barbara an MS erkrankt war. Das war vor fünfzehn Jahren gewesen. Plötzlich lächelte Barbara. „Oh, fast hätte ich’s vergessen. Da steht noch Essen für dich, und Bill hat dir sogar deinen Lieblingsschokoladenkuchen mitgebracht.“
„Er will mich wohl mästen. Wir essen den Kuchen zusammen.“ Megan stand auf.
„Du kannst es vertragen“, sagte Barbara. „Deine Figur ist perfekt. Die Männer müssten eigentlich alle verrückt nach dir sein.“
Vielleicht. Doch sobald es zu einer Verabredung kam und sie erfuhren, dass sie ihre kranke Mutter versorgen musste, machten sie einen Rückzieher.
Nachdem sie gesehen hatte, wie Bill ihre Mutter liebte, wollte Megan auch gar nichts mehr mit solchen oberflächlichen Männern zu tun haben. Im Moment konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit.
Sie ging in die kleine Küche und holte die Schokoladentorte aus dem Kühlschrank. Das war jetzt genau das Richtige für ihre gestressten Nerven.
„Mom, du musst Bill unbedingt bei der Stange halten, damit wir weiterhin diesen köstlichen Kuchen bekommen.“
Barbara lächelte, und Megan dachte, wie fröhlich ihre Mutter trotz ihrer Krankheit immer noch sein konnte. Sie verlor nie ihren Lebensmut.
„Weißt du schon, wer dein Mentor ist?“, fragte sie, als Megan ihr den Kuchenteller hinstellte.
„Harry Sanders.“
„Du scheinst nicht gerade begeistert zu sein.“
„Stimmt. Er kann mich nicht ausstehen.“ Megan erzählte ihrer Mutter von dem Streit.
Ihre Mutter aß ein Stück Kuchen. „Ich glaube, er ist genau der Richtige für dich“, sagte sie nachdenklich. „Wenn du mit ihm klarkommst, kannst du es auch mit jedem anderen aufnehmen.“
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht hast du recht.“
Barbara lächelte. „Joe Jacobsen muss sehr viel von dir halten, wenn er seinen Enkel für dich ausgesucht hat.“
Statt einer Antwort schob Megan sich das letzte Stück Kuchen in den Mund.
Zwei Wochen später verließ Megan morgens ihr winziges Büro.
„Viel Glück!“, rief Cheryl, die Empfangssekretärin hinter ihr her, als Megan den Lift betrat, der sie zum ersten Mal in die Chefetage führen sollte.
Joe Jacobsen erwartete sie am Aufzug. „Willkommen, Megan. Wir sind im großen Konferenzzimmer. Sally wird Sie hinführen.“
Megan folgte der Assistentin, während Joe auf die anderen Teilnehmer wartete.
Das mochte sie so an dieser Firma. Die persönliche Note. Joe Jacobsen wusste genau, dass alle Teilnehmer nervös waren, und begrüßte daher jeden Einzelnen noch vor dem Sitzungssaal. Das nahm sehr viel von der Anspannung.
Sally wies ihr einen Platz zwischen Jill Benedict und Alan Dalen an, die ebenfalls an dem Programm teilnahmen. Harry saß ihr gegenüber. Als sie sich setzte, wurden seine Augen schmal.
„Hallo“, sagte sie.
„Hallo“, erwiderte er und wandte sich sofort wieder seinem Kollegen neben ihm zu. Seit dem etwas verunglückten Gespräch vor zwei Wochen hatten sie sich nicht mehr gesehen.
„Ich bin ganz aufgeregt“, flüsterte Jill Megan zu.
„Ich auch. Es ist eine tolle Chance“, erwiderte Megan.
Joe Jacobsen trat ans Kopfende des Tisches. „Guten Morgen, alle zusammen. Ich freue mich, die erste Zusammenkunft der Teilnehmer am Jacobsen-Förderprogramm zu eröffnen. Wir werden uns in nächster Zeit öfters hier zusammenfinden. Heute geht es um den geplanten Erwerb von ‚Evie’s Pancake Houses‘. Jeder soll
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