Baccara Extra Band 5
gefährlich auf. „Ich habe dir doch erzählt, dass meine Mutter Multiple Sklerose hat. Sie sitzt die meiste Zeit im Rollstuhl, weil sie zu schwach zum Gehen ist. Wir sind schon froh, dass sie nicht gelähmt ist. Jedenfalls will sie Bill nicht belasten und vertröstet ihn auf später, wenn es ihr besser geht. Vielleicht wird das tatsächlich eintreten. Sie bekommt jetzt eine neue Behandlung. Es ist ein neues Medikament auf den Markt gekommen.“
„Erzähl mir mehr davon“, bat Harry. Er verschränkte die Finger mit ihren und blickte sie ernst an.
„Das willst du nicht wirklich wissen.“ Keiner der Männer, mit denen sie bisher ausgegangen war, hatte sich dafür interessiert.
„Doch, Megan.“
Also erzählte sie ihm alles, was sie von der Krankheit wusste. Wie sie das zentrale Nervensystem angreift und dort Entzündungen hervorruft. Wenn diese geheilt sind, bleiben Narben zurück, die verhindern, dass die Nervenimpulse transportiert werden. Der Körper kann also nicht richtig funktionieren. „Mit zunehmendem Alter verschlimmert sich die Krankheit. Aber bis jetzt haben die Medikamente das verhindern können. Sie kosten allerdings eine Menge Geld.“
Harry hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und dabei mit dem Daumen ihren Handrücken gestreichelt.
Am Ende des Abends war Megan sich über zwei Dinge im Klaren. Erstens, dass Harry Sanders ein ganz besonderer Mann war. Zweitens, dass sie ihn heiß begehrte. Und das hatte nichts mit dem Wein zu tun.
Nie hatte sie ein solches Verlangen nach einem Mann verspürt. Sie sehnte sich so sehr danach, überall von ihm berührt zu werden, sich an ihn zu schmiegen und mit ihm eins zu werden.
Wahrscheinlich waren sie deswegen nicht miteinander ausgekommen, weil sie beide unterschwellig Angst vor ihren Gefühlen hatten. Um diese zu unterdrücken, hatten sie sich die ganze Zeit bekämpft.
Was konnte man auch schon tun, wenn man nicht sicher war, ob der andere genauso fühlte? Man riskierte immerhin ein gebrochenes Herz.
Aber in diesem Moment wurde Megan klar, dass sie dieses Risiko eingehen wollte. Harry Sanders war der Mann, der zu ihr gehörte. Bestimmt würden sie sich oft aneinander reiben, aber das würde sie beide nur stärker machen. Er war einfühlsam, er sorgte sich um sie, er kämpfte für sie. Und sie begehrte, respektierte und liebte ihn von Tag zu Tag mehr.
Heute Nacht würde sie nicht wegrennen. Heute Nacht wollte sie von Harry geküsst und gestreichelt werden, sich eng an seine nackte Brust schmiegen und seinen starken Körper spüren. Plötzlich hatte sie es sehr eilig, ins Hotel zurückzukommen.
Harry musste ihre Erregung gespürt haben, denn er winkte den Kellner zum Bezahlen.
„Wollen wir gehen, Megan? Ich habe gar nicht bemerkt, dass es schon eins ist.“
„Ja, bring mich ins Hotel.“ Ihre Stimme klang ihr selbst ganz fremd in ihren Ohren.
Harry blickte sie überrascht an, und sie drückte seine Hand fester.
Jetzt oder nie. Sie würde den ersten Schritt tun, auf die Gefahr hin, zurückgewiesen zu werden.
„Harry, ich mag keine Spielchen, das ist nicht meine Art. Deshalb will ich ganz offen sein. Ich möchte mit dir schlafen. Und jetzt, wo du weißt, dass ich keinen heimlichen Verlobten habe zu Hause in Saint Louis …“
„Megan, willst du damit sagen …?“, begann er.
Sie drückte seine Hand. „Bring mich ins Hotel, Harry, und lass uns heute Nacht zusammen sein.“
Sein Körper reagierte sofort auf das Versprechen dieser Liebesnacht, und Harry war froh, dass der Tisch seinen Unterkörper verdeckte. Sein glühender Blick verschlang Megan, und ein überwältigendes Verlangen, sie zu berühren, überkam ihn. Er konnte es kaum erwarten, von hier wegzukommen.
Jetzt erst wurde ihm richtig klar, wie lange er Megan schon begehrte. Sie würden eben Freunde und Geliebte zugleich sein.
Als der Kellner kam, ließ Harry nur widerwillig ihre Hand los, um seine Brieftasche herauszuholen. Schnell gab er dem Kellner seine Kreditkarte und nahm sofort wieder Megans Hand. Es war, als kehrte er an einen warmen, vertrauten Ort zurück.
„Ich will dich auch“, sagte er zärtlich und sah, wie Megans Mund sich zu einem niedlichen O formte. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle geküsst, aber es war besser, damit zu warten, bis sie im Taxi saßen.
Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis der Kellner mit der Kreditkarte zurückkam. Während sie warteten, wechselten sie kein Wort. Aber das Schweigen erhöhte nur die unbeschreibliche Spannung und
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