Baccara Extra Band 5
spürte, dass sie sich nie Gedanken über Geld zu machen brauchten. Sie strahlten eine unerhörte Selbstsicherheit aus.
Megan dagegen musste immer sparen, um die teure Behandlung ihrer Mutter bezahlen zu können. Natürlich hatte sie kein Geld für Kunst oder Designermöbel. Das meiste in ihrer winzigen Wohnung stammte aus dem Trödelladen.
Aber Harry zuliebe versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen. Es fiel ihr nicht allzu schwer, denn Darci war sehr sympathisch. Und da sie auch aus Saint Louis stammte, gab es eine Menge Gesprächsstoff.
Die Dachterrasse war nur spärlich beleuchtet. Darci stand auf, und das indirekte Licht hinter ihr konturierte ihre Silhouette.
„Ich hole den Nachtisch.“ Sie griff nach Megans leerem Teller. „Harry, du könntest mir eigentlich ein bisschen helfen.“
„Ich bin doch dein Gast“, protestierte er.
Aber Darci blickte ihn nur wortlos an. Sofort stand er auf und stellte die restlichen Teller zusammen. Megan blieb mit Cameron allein zurück.
„Sie mögen ihn, stimmt’s?“, fragte Cameron direkt.
Megan griff nach ihrem Weinglas. Es war der einzige Gegenstand, woran sie sich im Moment festhalten konnte. „Ja.“
„Haben Sie keine Angst vor ihm?“ Cameron lehnte sich zurück.
„Nein, nicht vor ihm selbst. Schließlich habe ich etliche Kämpfe im Büro mit ihm ausgetragen, wie Sie vielleicht wissen. Bei der Arbeit fühle ich mich ihm ebenbürtig. Aber Sie meinen wohl etwas anderes. Was sich wirklich zwischen uns abspielt, macht mich sehr unsicher. Ja, davor habe ich Angst.“
Cameron lachte leise, ein warmer, angenehmer Klang. „Sie sind eine kluge Frau.“
„Ich weiß nicht. Schließlich habe ich mich in ihn verliebt. War das klug?“ Sie blickte sich um. „Jedenfalls lebe ich nicht in dieser Art von Welt.“
„Ich habe festgestellt, dass für die wirklich wichtigen Dinge im Leben unterschiedliche Welten keine Rolle spielen.“ Cameron drehte sein leeres Weinglas in der Hand. „Nicht die gesellschaftliche Stellung zählt, sondern die Gefühle, das, was unter der Oberfläche ist. Glauben Sie mir. Sicher, es ist schön, Geld zu haben. Das werden Sie auch noch feststellen, falls Sie irgendwann mit Harry zusammenleben. Dann werden Sie froh sein, sich ein Hausmädchen leisten zu können. Zumal ich von Darci weiß, dass Harry im Haushalt eine absolute Niete ist.“
Cameron bemerkte ihren Blick. „Okay, ich bin auch nicht besser.“
Megan lachte. „Das scheint ein Männerproblem zu sein.“
Plötzlich war das Eis gebrochen, und sie begannen, sich über Megans Arbeit zu unterhalten. Und während Cameron ihr interessierte Fragen stellte, taute sie immer mehr auf.
Aber im Stillen fragte sie sich die ganze Zeit, was Harry und Darci wohl so lange in der Küche machten.
„Sie ist ein Juwel“, sagte Darci. Wie erwartet, hatte sie Harry nur zum Helfen aufgefordert, damit sie ihn ausfragen konnte. „Ich muss zugeben, Grandpa Joe hat eine gute Wahl getroffen. Ich mag sie.“
„Ich auch.“ Harry stellte das schmutzige Geschirr auf die Anrichte. „Megan ist ganz anders. Sie nimmt es mit mir auf. Sie hat ihre eigenen Ideen, und wir können uns wunderbar austauschen und gegenseitig inspirieren. Sie ist äußerst scharfsinnig, und gleichzeitig hat sie etwas Natürliches, Unverdorbenes. Eine innere Wärme. Dagegen verblassen alle anderen.“
„Du hast also deine ideale Partnerin gefunden“, stellte Darci fest und legte die Silbergäbelchen auf das Tablett. „Ich freue mich für dich.“
„Aber wie kann ich sicher sein, dass die Liebe nicht einfach verschwindet?“
Darci hielt inne. „Liebe ist eine freie Entscheidung, Harry. Du entscheidest dich dafür, einen Menschen zu lieben und mit ihm durch dick und dünn zu gehen und alles für ihn zu tun. Dadurch nimmt dieser Mensch die wichtigste Stelle in deinem Leben ein, und alles bekommt plötzlich einen Sinn.“
Spontan streckte sie die Arme aus und zog ihren Bruder an sich. Seit ewigen Zeiten hatten sie sich nicht mehr in den Arm genommen. „Diese Entscheidung kann einem Angst machen, und manchmal tut die Liebe auch höllisch weh. Aber man muss im Leben Risiken eingehen.“
„Ich glaube, vor solchen Risiken habe ich mich immer gedrückt“, gestand Harry.
„In der Liebe ist das Risiko größer als bei dem riskantesten Geschäft. Es ist ein absoluter Blindflug. Das Wichtigste ist, dass beide immer ehrlich miteinander sind und über alles sprechen. Und das ist schwer. Aber wie soll man wissen, wie der
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