Baccara Extra Band 5
versessen darauf, sich mit ihm zu treffen.
Ihre Reaktion auf ihn verwirrte sie. Also gut, er war offensichtlich ein Macho. Damit konnte sie umgehen. Sie wusste, dass sie eine attraktive Frau war, und sie hatte mehr als einen Verehrer in Collings Cove. Mit denen war sie bis jetzt immer spielend fertig geworden.
Seufzend blickte Celia an sich herab. Sie trug ihre älteste Jeans und so gut wie kein Make-up. Bei Schichtende ähnelte sie immer einem Gespenst. Sie wollte dann nichts weiter als nach Hause und schlafen. Morgen früh würde sie Jethro freundlich, aber bestimmt wegschicken. Washington wartete auf sie, und ihr Job hier würde bald Geschichte sein. Genau wie Mr Macho Lathem.
Die Nachtstunden krochen nur so dahin. Celia aß eine heiße Suppe, schrieb ein paar Briefe und erledigte einige Routineanrufe. Doch es blieb immer noch viel zu viel Zeit für unwillkommene Gedanken. Gedanken, die um die tödliche Krankheit ihres Vaters kreisten. Und das letzte Gespräch in Fernleigh, dem Familiensitz in Washington.
Dr. Norman Kenniston, der Hausarzt der Familie, hatte Celia in mitfühlendem Ton über den Zustand ihres Vaters informiert. „Drei Monate, Celia … eine längere Prognose wage ich nicht zu stellen. Wirklich sehr tragisch.“
Celia wusste, dass ihr Vater krank war, aber doch nicht sterbenskrank! „Gibt es denn nichts, was wir tun können?“, hatte sie verzweifelt gefragt.
„Alle Möglichkeiten wurden ausgeschöpft. Glaubst du denn, ich würde nicht alles tun … Ah, da bist du ja, Ellis. Ich wollte gerade gehen.“
Ellis Scott musterte seine Tochter eindringlich. „Bis morgen früh um zehn, Norman“, verabschiedete er den Arzt und wartete, bis dieser das Zimmer verlassen hatte. „Wie ich sehe, hat er es dir erzählt, Celia. Gut. Man kann nicht ewig den Kopf in den Sand stecken. Ich möchte dir etwas sagen.“
Benommen sank Celia auf einen Stuhl. „Es muss doch irgendeine Therapie geben …“
„Offensichtlich nicht“, schnitt Ellis ihr brüsk das Wort ab. „Norman hat alle Spezialisten auf dem Gebiet konsultiert.“ Ellis setzte sich seiner Tochter gegenüber. „Aber es gibt etwas, was du für mich tun kannst.“
Celia betrachtete ihren Vater, die müden grauen Augen und die angespannten Schultern. Hatte sie ihn eigentlich je richtig gekannt? Oder sich ihm nahe gefühlt? Und jetzt lief die Zeit viel zu schnell ab. „Natürlich, wenn es in meiner Macht steht.“
„Ich möchte dich verheiratet sehen, bevor ich sterbe.“
„Verheiratet?“
„Wie deinen Bruder Cyril. Sicher und geborgen. Anstatt durch die Weltgeschichte zu tingeln und einen albernen Job nach dem anderen anzunehmen.“
„Für die Küstenwache zu arbeiten, ist ein sehr verantwortungsvoller Job.“
„Und völlig unpassend für ein Mädchen.“
„Ich bin eine erwachsene Frau, Dad.“
„Dann benimm dich gefälligst wie eine“, konterte Ellis.
Celia holte tief Luft. Jetzt war nicht der richtige Augenblick für eines jener Wortgefechte, die sie schon so oft mit ihrem Vater ausgefochten hatte.
„Du hattest schon immer so eine verwegene Ader, Celia. Unbesonnen, impulsiv, dickköpfig. Es wird Zeit, erwachsen zu werden und dich deinen Pflichten zu stellen: Ehe, Kinder. Da gibt es doch sicher jemanden, in den du verliebt bist.“
„Nein.“
„Du hast doch mal den Namen Paul erwähnt.“
„Paul ist ein guter Freund, mehr nicht.“ Und bis über beide Ohren in sie verliebt, doch das brauchte Ellis ja nicht unbedingt zu wissen.
„Sonst keiner?“
„Pedro. Er ist Frachtschiffkapitän und würde mich sofort heiraten, wenn er wüsste, dass ich reich bin. Sollte ich jemals heiraten, dann nur einen Mann, der mich um meiner selbst willen liebt.“ Nicht jemanden wie Darryl, der einzige Mann, mit dem sie beinahe geschlafen hätte. Er hatte auch nur ihr Geld gewollt. „Im Moment kenne ich wirklich niemanden, den ich heiraten könnte, Dad“, sagte sie ruhig. „Das ist die Wahrheit.“
Ellis sank in sich zusammen. Er sah alt, krank und zerbrechlich aus. „Du schlägst mir also meinen letzten Wunsch ab?“
Falls er beabsichtigte, ihr Schuldgefühle zu machen, dann war ihm das mit dieser Bemerkung gelungen. Nach einem furchtbaren Streit in ihrem zweiten Studienjahr hatte Celia ihren Vater jahrelang nicht gesehen. Damals hatten die Schuldgefühle sie fast aufgefressen. Vor zwei Jahren dann hatte Celia den ersten Schritt zur Versöhnung gemacht. Seitdem standen sie zumindest wieder in Kontakt.
Doch jetzt wollte sie mehr,
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