BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
Sie konnten Sirenen hören, aber sie waren noch weit entfernt.
Ein neues Gesicht erschien am zerbrochenen Fenster. „Hatte ’ne Decke in meiner Schlafkoje“, sagte er und legte die Decke über den Sitz. Was noch übrig war, faltete er zu einem dicken Polster, um die Glasscherben zu bedecken, die immer noch aus dem Fensterrahmen herausragten.
„Danke“, sagte Lorna eindringlich, als Dante begann, sie aufrecht in den Sitz zu schieben. Ihre Muskeln schrieen vor Anstrengung, und die Erleichterung, in einer natürlicheren Position zu sein, war so stark, dass sie fast aufstöhnte.
„Na also“, sagte der Lkw-Fahrer, packte sie unter den Armen und zog sie aus dem Wagen.
Sie dankte ihm und allen anderen, die ihnen geholfen hatten. Dante kam mit der leichtfüßigen Grazie eines Rennwagenfahrers heraus, als ob er jeden Tag sein Auto durch das Fenster verließ.
Aber so cool und sexy er seinen Ausstieg auch aussehen ließ, was sie verstummen ließ, war der Anblick seines Autos.
Der elegante Jaguar war nur noch eingedelltes und zerrissenes Altmetall. Er hatte sich halb umgedreht, die Front war gegen die Betonbarriere gekracht, die Fahrerseite stand im rechten Winkel zum fließenden Verkehr. Wenn ein anderes Auto auf sie aufgefahren wäre, hätte Dante nicht überlebt. Es war kaum weniger als ein Wunder, da der Verkehr dicht gewesen war. Sie betrachtete das Chaos der aufeinandergefahrenen Wagen, die in allen möglichen Winkeln hintereinanderstanden. Auf der rechten Spur waren drei Wagen ineinandergefahren, etwa fünfzig Meter entfernt. Die Insassen standen allerdings neben den Wagen, also waren sie okay.
Sie war nicht okay. Ihr Herz fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Schlag gegen den Brustkorb versetzt. Sie erinnerte sich genau daran, wie Dante das Lenkrad herumgerissen hatte – so drehte sich die Beifahrerseite weg vom Kugelhagel und seine Seite in den Gegenverkehr.
Sie würde ihn umbringen.
Er hatte kein Recht, so ein Risiko für sie einzugehen. Sie waren kein Paar. Sie hatten sich vor nicht einmal achtundvierzig Stunden zum ersten Mal getroffen, und die meiste Zeit hätte sie ihn liebend gern selbst in den Gegenverkehr geschubst.
Wie konnte er es wagen, ein Held zu sein? Sie wollte nicht, dass er jemand war, dessen Abwesenheit ihr wehtat. Sie wollte in der Lage sein, ihn zu verlassen, ganz und zufrieden. Sie wollte hinterher nicht über ihn nachdenken. Sie wollte nicht von ihm träumen.
Ihr Vater hatte sich nicht genug aus ihr gemacht, um zu bleiben. Ihre Mutter hätte keinen Fingernagel riskiert, geschweige denn ihr Leben, um Lorna vor irgendetwas zu retten. Was machte also dieser … dieser Fremde , wenn er sein eigenes Leben riskierte, um sie zu schützen? Sie hasste ihn dafür, dass er ihr das antat, dass er sich zu jemandem machte, der immer in ihrem Herzen sein würde.
Was sollte sie jetzt tun?
Er stand nur ein kleines Stück weit weg, was wahrscheinlich nur sinnvoll war, denn wenn er sich noch weiter von ihr entfernte, würde sie gezwungen sein, ihm zu folgen. Er wollte nicht aufhören, sie mit seinen Gedanken zu fesseln, aber er war bereit, sein Leben für sie zu riskieren. So ein Idiot.
Normalerweise trug er sein schulterlanges schwarzes Haar zurückgekämmt, aber jetzt fiel es ihm ins Gesicht. Eine dünne Linie aus Blut lief seine linke Wange hinunter. Die Haut um die Wunde herum schwoll an und wurde dunkler. Sein linker Arm sah auch geprellt aus, war vom Handgelenk bis zum Ellenbogen dunkelrot. Er hielt seinen Arm nicht an seinen Körper oder wischte über seine Wange, er tat nichts von den Dingen, die Menschen normalerweise taten, wenn sie verletzt waren. Genauso gut hätten seine Verletzungen gar nicht existieren können.
Er sah aus, als hätte er sich und die Situation vollkommen im Griff.
Lorna hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, so wütend war sie. Was er getan hatte, war nicht fair – nicht, dass er vorher sonderlich auf Fairness bedacht schien.
Als könnte er ihre Gedanken spüren, drehte er sich zu ihr um. Mit zwei schnellen Schritten war er an ihrer Seite. „Du hast überhaupt keine Farbe im Gesicht. Du solltest dich setzen.“
„Es geht mir gut.“ Zwei Polizeiwagen kamen ihnen auf der anderen Seite des Highways mit heulenden Sirenen entgegen, und sie musste fast schreien, um gehört zu werden. „Ich bin nicht verletzt.“
„Nein, aber du stehst unter Schock.“ Die Sirenen erstarben, aber andere Notfallfahrzeuge kamen angefahren, und der Lärm schwoll
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