BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
Raintree.“
Er schwieg einen Augenblick. „Beschweren Sie sich darüber?“
„Nein, aber ich bin trotzdem neugierig.“
„Neugierde kann gefährlich sein.“
Sie wollte auch nach dem Funken fragen, aber was, wenn er es leugnete? Vielleicht war es nur die Überraschung gewesen, die sie von Kopf bis Fuß hatte kribbeln lassen. Und vielleicht hatte sie nur Funken gespürt, weil sie seit zwei Jahren kein Mann angefasst hatte. „Ich lebe für die Gefahr“, sagte sie halbernst.
„Wir sollten uns später darüber unterhalten.“
Auch wenn sie es hasste, irgendetwas zu verschieben, nickte sie. „Und was jetzt?“
„Jemand muss etwas gesehen haben. Es ist helllichter Tag. Wenn der Schütze es aus dem Haus geschafft hat, muss er gerannt sein. Irgendwer hat ihn gesehen.“ Gideon sah sie an, und sie spürte wieder den eigenartigen Blitz, obwohl sie sich überhaupt nicht berührten. „Lassen Sie uns herausfinden, wer.“
4. KAPITEL
Gideon ging den Straßenblock hinunter. Seine neue Partnerin war direkt neben ihm. Heute hatte er Emma das erste Mal gesehen, ohne dabei zu träumen. Sie war mehr als nur eine Einbildung. Das kleine Phantom hatte ihm das Leben gerettet, oder Hope.
Sie war kein Geist. Sie war genau das, was sie die ganze Zeit behauptet hatte: ein Wesen, das noch nicht auf die Welt gekommen war. Es musste eine ganze Menge Energie gekostet haben, ihm so zu erscheinen. Jetzt konnte er es nicht mehr leugnen. Sie war eine Raintree, oder sie würde es eines Tages sein.
An der Straßenecke kamen sie an einem Buchladen vorbei. Eine ältere Frau stand hinter dem Tresen und sah neugierig auf die Straße hinaus. Falls der Schütze hier entlanggekommen war, musste sie ihn gesehen haben. „Warum fragen Sie nicht die Verkäuferin, ob sie etwas gesehen hat?“
„Wollen Sie sie nicht selbst befragen?“
„Ich muss einen Anruf erledigen. Familiensache“, fügte er hinzu, damit seine Partnerin wusste, dass er nicht versuchte, sie auszuschließen. Sie zögerte zuerst, aber schließlich ging sie in den Buchladen. Er schnappte sich sein Handy und drückte eine Kurzwahltaste. Dante nahm beim zweiten Klingeln ab.
„Wie geht’s dir?“, fragte Gideon – laut, weil er statisches Rauschen übertönen musste. Verdammte Handys.
„Keine gute Frage“, antwortete sein Bruder.
„Das kann ich gut nachvollziehen, glaub mir. Ich will dich nicht aufhalten, aber ich muss etwas wissen. Vor etwa drei Monaten hast du mir einen Türkis geschickt.“
„Ich erinnere mich.“
„Das verdammte Ding war verzaubert, richtig?“ Er berührte unbewusst die Schnur um seinen Hals. Das silberne Amulett war ein Schutzzauber seines Bruders. Alle neun Tage kam ein neuer Zauber per Overnight-Express. Dante bestand darauf; Gideons Job war mit einigen Gefahren verbunden. Der Türkis war aber offensichtlich mit einer anderen Art von Zauber belegt gewesen.
Dante lachte. „Es überrascht mich, wie lange du gebraucht hast.“
„Welche Gabe genau?“
„Ein kurzer Blick in die Zukunft.“
Gideon fluchte ausgiebig. Emma wartete nur darauf, auf die Welt zu kommen. Und sie sagte, dass sie bald kommen würde. Aber das musste nicht sein. Er hatte die Kontrolle. Wenn er keine Familie wollte, musste er auch keine haben. Oder?
„Was hast du gesehen?“
„Geht dich gar nichts an.“
Dante lachte wieder und beendete dann abrupt das Gespräch.
Da öffnete Hope die Eingangstür des Buchladens und steckte ihren Kopf heraus. „Raintree, ich glaube, das sollten Sie sich anhören.“
Tabby ging in ihrem Apartment unruhig auf und ab. Sie hatte die Frau bereits im Visier gehabt, es wäre so leicht gewesen. Zielen. Abdrücken. Zusehen, wie das Opfer fällt. Wegrennen. Nicht gerade ihre bevorzugte Art zu arbeiten, aber trotzdem gut genug, um Raintree aus der Spur zu bringen.
Gideon schien auch über hellseherische Fähigkeiten zu verfügen. Er hatte seine Partnerin zu Boden geworfen, bevor sie abgedrückt hatte.
Auf dem kleinen Küchentisch der heruntergekommenen Wohnung, die sie für einen Monat gemietet hatte, lagen der frisch abgetrennte Finger und das Büschel blutiger Haare. Ihre Andenken besaßen eine wunderbar dunkle Anziehungskraft, sie beruhigten sie, wenn alles andere schieflief.
Echo musste zuerst sterben, Gideon später. Sie war auf ein paar Widerstände gestoßen, aber die Raintree, mit deren Ermordung sie beauftragt worden war, würde bald tot sein, das war alles, was zählte. Die Polizistin wollte Tabby jetzt schon allein aus
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