BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
standen offen.
Hope war an die Reaktionen gewöhnt. Sie sah nicht wie ein Cop aus, und am Anfang schlug ihr immer Ablehnung entgegen, zusammen mit einer unausgesprochenen Frage. Hatte sie sich hochgeschlafen? Sie musste sich geschäftsmäßiger, distanzierter und engagierter geben als jeder Mann in ihrem Beruf.
Der einzige freie Platz am Tisch war neben Raintree. Sie stellte sich den anderen Detectives vor. Nach der anfänglichen Fragerunde wendeten sich die Männer wieder der Frage zu, wo sie sich morgen zum Lunch trafen. Schließlich drehte sich das Gespräch doch um Fälle, die gerade untersucht wurden, auch um Sherry Bishop. Raintree hatte Akten von Morden angefordert, die während der letzten sechs Monate nach dem gleichen Schema begangen wurden. Am Nachmittag würde der Großteil dieser Akten auf seinem Schreibtisch liegen – und auf ihrem.
Hope entspannte sich ein wenig. Wenn Raintree schmutzige Geschäfte machte, würden die anderen das zumindest vermuten. Letzte Nacht war sie noch überzeugt gewesen, dass Raintree auf irgendeine Art mit den Verbrechen, die er aufklärte, zu tun hatte. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher.
Nach dem Essen traten Hope und Raintree gemeinsam hinaus in den sonnigen, warmen Morgen.
„Was haben wir heute vor?“, fragte Hope. Ihre Absätze klopften auf den Asphalt. Gideons Schritte waren langsamer, gleichmäßig und rhythmisch.
„Ich will noch einmal in die Wohnung. Vielleicht könnten Sie den Papierkram in Ordnung bringen, ehe die Akten kommen. Die Befragungen der Nachbarn müssen noch abgetippt werden. Und wenn Sie im Kriminallabor anrufen, bekommen wir vielleicht auch etwas schneller Ergebnisse.“
„Ich bin nicht Ihre Sekretärin, Raintree.“
„Das habe ich auch nicht gesagt.“
„Sie wollen, dass ich mich um den Papierkram kümmere, während Sie die Untersuchungen anstellen.“
„Leon hat das nichts ausgemacht.“
„Ich bin nicht Leon.“
Er blieb vor seinem Auto stehen und sah sie an. „Das ist mir durchaus klar, Detective Malory.“
„Ich werde heute fahren.“
„Ich sollte lieber …“
„Ich fahre.“ Am besten zeigte sie ihm sofort, dass man sie nicht einfach herumschubsen konnte.
In Raintrees grünen Augen blitzte etwas auf. Vielleicht Belustigung. „Okay, wenn Sie darauf bestehen.“
Ihr Toyota stand nur ein paar Schritte entfernt. „Wollen Sie das Verdeck schließen?“, fragte sie und zeigte auf sein Cabrio.
„Schon in Ordnung.“
Sie schloss den Wagen auf und öffnete die Fahrertür, während Raintree wie nebenbei eine Hand auf die Motorhaube legte. „Schönes Auto. Wie ist es im Verbrauch?“
„Bestimmt besser als Ihr Benzinschlucker.“
Er nahm gelassen Platz und schien seine Rolle als Beifahrer zu akzeptieren. Vielleicht konnte diese Partnerschaft doch ganz gut funktionieren. Hope schloss ihren Gurt und drehte den Schlüssel in der Zündung. Nichts geschah. Sie versuchte es noch einmal. Es klickte, das war alles.
„Klingt, als sei Ihr Anlasser kaputt.“ Raintree öffnete die Beifahrertür und stieg aus. „Ich kenne da jemanden. Ich gebe Ihnen seine Nummer, und Sie können nachkommen, wenn Sie hier …“
„O nein.“ Hope schloss ab und folgte Raintree. „Ich kümmere mich später um den Wagen. Sie lassen mich hier nicht stehen.“
„Sie sind sehr engagiert, Detective Malory.“
Sie konnte jetzt, wo ihm die strahlende Sonne ins Gesicht schien, die feinen Linien um seine Augen erkennen. „Ich bin stur. Gewöhnen Sie sich dran.“
Er grinste, als er die Beifahrertür seines Autos öffnete. Hope setzte sich, dann sah sie zu ihm hoch. „Machen Sie das nicht noch einmal.“
„Was genau?“
„Mich behandeln, als hätten wir eine Verabredung. Ich bin Ihre Partnerin , Raintree. Haben Sie Leon je die Tür aufgehalten?“
„Nein, aber er war hässlich wie die Sünde und hatte fette, haarige Beine.“ Sie warf ihm nur einen wütenden Blick zu. „Na gut. Sie sind einer von uns. Nur ein weiterer Cop, nur ein weiterer Partner.“
„Ganz genau.“ Sie war immer noch sauer wegen ihres Wagens, aber sie würde nicht herumstehen und auf den Mechaniker warten, während Raintree zum Tatort fuhr.
Raintree lenkte sein Cabrio vom Parkplatz. „Leon hat mich Gideon genannt. Wenn Sie an dieser ganzen Partnergeschichte dranbleiben wollen, können Sie es genauso gut.“
Ihn beim Vornamen zu nennen fühlte sich so vertraut an. Wie konnte sie freundschaftlich mit Raintree umgehen, wenn sie ihn noch immer im Verdacht hatte,
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