BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
Freund, doch Gideon wusste es besser.
„Sie hat gesagt, mein Leben wäre keinen Pfennig wert“, sagte der Geist leise. „Und sie hatte recht. Ich habe nicht so gelebt, wie ich es hätte tun sollen.“
„Sie hat versucht, dich zu quälen, Lily. Lass nicht zu, dass sie dir weiter wehtut.“
„Nein, sie hatte recht. Sie hat gesagt, ich war schon hässlich, bevor sie mein Gesicht zerschnitten hat, und sie hat gesagt, dass der Tod das Beste für mich ist, weil mich nie ein Mann lieben könnte.“ Die tote Frau saß auf der Kante des Bettes und hatte die Hände artig im Schoß gefaltet. Ihre Unterlippe zitterte. Ihre Hülle war körperlicher, als Sherry Bishops es je gewesen war. Sie würde wohl noch eine ganze Weile bleiben.
Hope befragte den Hotelmanager. Für den Augenblick war Gideon mit dem Geist allein. „Nein, Lily, sie hatte nicht recht. Und jetzt will ich, dass du vergisst, was sie gesagt hat, und dich darauf konzentrierst, mir alles zu erzählen, an das du dich erinnerst, damit ich sie finden kann. Groß und blond, hast du gesagt. Was kannst du mir über das Messer erzählen?“
„Es war alt, glaube ich. Die Klinge war scharf, und der Griff silbern. Hast du gesehen? Sie hat meinen kleinen Finger abgeschnitten!“
„War in den Griff etwas eingraviert?“
„Ja. Ich konnte es aber nicht lesen. Als sie auf meiner Brust gesessen und mit der Spitze des Messers auf meine Nase gezeigt hat, habe ich ein paar alte, verschnörkelte Buchstaben gesehen.“
„Und du hast sie vorher noch nie gesehen?“
„Ich war so ein Idiot“, heulte sie. „Erst komme ich hierher mit Jerry, nur um herauszufinden, dass er verheiratet ist, und dann lasse ich diese schreckliche Frau in mein Hotelzimmer. Sie wirkte so nett, als ich sie am Flussufer getroffen habe. Wir sind zusammengestoßen, wortwörtlich, und ich habe meine Limonade über sie geschüttet. Sie hat nur gelacht. Wir haben angefangen zu reden. Sie hatte auch Probleme mit ihrem Freund, und wir wollten heute Abend ausgehen …“ Der Geist schwieg und sah Gideon mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht an. „Heißt du Raintree? Gideon Raintree?“
Gideon bekam ein merkwürdiges Gefühl. Woher kannte die Frau seinen Namen? Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
„Die Frau hat gesagt, du sollst dich mit ihr um Mitternacht am Flussufer treffen, hinter dem Coffeeshop, wo die andere Frau, die sie umgebracht hat, gearbeitet hat. Komm allein. Wenn du das nicht tust, bringt sie noch jemanden um. Ich glaube, es ist ihr egal, wen, nur jemanden wie mich. Jemanden, der nicht vermisst wird.“
Irgendwoher kannte die Killerin seine Gabe. Hatte sie selber besondere Fähigkeiten oder einen Seher angeheuert? Die Killerin hatte diese arme Frau gefoltert und ermordet, nur damit sie stark genug war, um ihm eine Nachricht zu überbringen.
„Jeder wird vermisst. Jeder hinterlässt ein Loch im Universum, wenn er zu früh von uns genommen wird“, sagte Gideon fest.
Ihre Gestalt flackerte, als hätte sie gerade etwas Substanz verloren. „Ich nicht. Mein erster Ehemann wird mich ganz bestimmt nicht vermissen, und meine Eltern werden nur sauer sein, dass sie keine Enkelkinder bekommen.“
„Ich werde dich vermissen.“ Gideon sah hinab zu ihrer Leiche und dann hoch zu ihrem Geist. „Denn wenn ich die Frau, die dir das angetan hat, gestern gefasst hätte, wärest du noch am Leben.“
Lily streckte eine Hand aus, als wollte sie ihn trösten. Ihre Hand war kalt, aber er spürte ihre Finger deutlich. „Ich gebe dir nicht die Schuld.“
„Ich gebe mir selbst die Schuld.“
„Tun Sie das immer?“
Gideon drehte sich ruckartig um. Hope stand im Türrahmen. „Was tue ich?“
„Sich die Schuld geben.“
„Ihr Freund war nicht der Täter. Es war die Frau, die Sherry Bishop umgebracht hat.“
„Ich weiß, wir haben den … den abgetrennten Finger, aber der Rest des Tathergangs ist vollkommen anders. Bishop wurde mit einem schnellen Schnitt erledigt. Clark wurde …“ Ihr Blick wanderte zur Leiche, verweilte dort aber nicht lange. „Sie wurde gefoltert, Gideon. Das hier war persönlich.“
„Nein, es war krank.“ Er stand auf. „Und ziemlich genau wie der ungeklärte Mord in Hale County. Es ist die gleiche Frau, Hope. Ich weiß es. Ich will, so schnell es geht, eine Analyse der Waffe. Ich verwette meinen Job, dass das gleiche Messer benutzt wurde, bei Sherry Bishop, Marcia Cordell und Lily Clarke.“ Irgendwie musste er seine neue Partnerin loswerden, ehe er am
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