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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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glücklich gewesen, sagen alle Menschen, die dies irgendwann einmal miterlebt hatten; zum Beispiel der Regisseur (und Amys letzter fester Freund) Reg Traviss, der an ihrem Todestag bereits vor dem Notarzt weinend vor ihrem Haus im Camden Square 30 gesehen wurde, oder der Musiker (und ehemalige Liebhaber) Kristian Marr, der wahrscheinlich die letzte SMS erhielt, die Amy an ihrem Todestag um 3.10 Uhr von ihrem Mobiltelefon aus gesendet hatte.
    Amy verkörperte bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Art Übermutter, die sich aufopferungsvoll und extrem
großzügig um all ihre Bekannten und Freunde kümmerte, sie versorgte, Anteil nahm, sie glücklich sehen wollte. Widerspruch oder Gegenwehr waren da zwecklos. Ob sie dann Runden im Pub schmiss, Frikadellen oder Hühnchen briet oder irgendwelchen Leuten aus einer finanziellen Klemme heraushalf, machte für sie keinen Unterschied. Außenstehende konnten daher leicht den Eindruck gewinnen, dass sich da jemand Zuneigung erkaufen wollte, »aber das«, so Foden, »ist reiner Blödsinn, denn Amy war einfach so.« Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da: Um jeden Preis helfen zu wollen und das eigene Wohlergehen dabei zu vergessen (oder vorsätzlich zu übersehen) gehörte zu Amys sonst so widersprüchlichem Leben einfach dazu.
     
    Als ihr zweites Album »Back to Black« dann (endlich) am 4. Oktober 2006 erschien, wurde sie auf Pressekonferenzen und in Interviews häufig gefragt, was sie in der ganzen Zeit zwischen »Frank« und »Back to Black« eigentlich gemacht hätte? Amy antwortete auf diese Frage mit einem Satz, der bald zum Standard wurde:
    »Ich hab mit dem Saufen angefangen und mich verliebt. «
    Auf eventuelle Nachfragen hin erzählte sie dann freimütig, wie sie manchmal schon morgens, noch bevor das »Hawley Arms« geöffnet hatte, mit den Fäusten gegen die Tür des Pubs gedonnert hätte, weil sie einen Drink brauchte und keine Lust hatte, alleine in ihrer Wohnung zu versacken.
    Amy verschwieg jedoch, dass sie damals selbstverständlich längst an »Back to Black« gearbeitet hatte, nur
eben auf ihre Weise : Denn Amy hatte insgeheim nur darauf gewartet, dass ihr »etwas Neues passierte«. Etwas, das im besten Fall schiefging und sie emotional tief berühren würde. Sie fühlte es nicht nur, sondern wusste ganz genau, dass sie nur dann richtig arbeiten konnte, wenn sie in einer düsteren Phase war – wenn eine große Liebe zerbrochen war. Wie jene mit dem Journalisten Chris Martin, den sie ein paar Jahre zuvor während ihres dreimonatigen Praktikums bei der Showagentur »WENN« getroffen hatte – damals, als sie endlich ihren Schulabschluss geschafft hatte, aber vollkommen abgebrannt war. Auch wenn der sieben Jahre ältere Chris »zwar ein sehr netter Kerl, aber leider auch ein Weichei war, mit dem Amy nicht klarkommen konnte « (wie es ihr Vater Mitch in einem sehr emotionalen Interview mit dem CNN-Talkmaster Pierce Morgan am 12. September 2011, zwei Tage vor Amys Geburtstag, in New York formulierte), war die Trennung nach neun Monaten doch schmerzhaft genug gewesen, um bei Amy den entscheidenden kreativen Prozess in Gang zu setzen, an dessen Ende das Album »Frank« entstanden war.
     
    Liebe war für Amy der Schlüssel. Der Schlüssel für alles . Aber eben nur dann, wenn diese Liebe unglücklich verlief und wehtat, wenn sie zurückgewiesen wurde oder »die Beziehung verkackte«, wenn sie rasant in eine Katastrophe hineinschlitterte und in eine seelische Krise geriet, in der sie verzweifeln, ja, vielleicht sogar zerbrechen könnte, und aus der es dann möglicherweise kein Entrinnen mehr geben würde (so heftig sie sich auch dagegen wehrte). Erst dann konnte sie ins Schwarze Loch abtauchen – »Back to Black« – aus dem sie sich nur mit ihren düsteren, authentischen
und deshalb so berührenden Songs wieder befreien konnte.
    Später würde sie mit ihrer entwaffnenden Ehrlichkeit und mit drastischen Worten erklären, dass sie in diesen merkwürdigen Monaten des vermeintlichen Stillstands an einer schweren Schreibblockade gelitten hatte, doch »what the fuck« hätte sie damals denn tun sollen? Amy sah sich zu diesem Zeitpunkt mit dem »beschissenen Problem« konfrontiert, dass sie einfach kein Problem hatte: »Frank« wurde von den Fachleuten kritisch gewürdigt und verkaufte sich nach wie vor passabel, die Songs wurden häufig im Radio gespielt, sie hatte viele Auftritte, bekam Anerkennung in Form von Preisen und Nominierungen und kratzte bereits am

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