Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
hatte, und Amy sollte in regelmäßigen Abständen immer wieder den Kontakt zu ihm suchen, selbst als er mit der 32 Jahre alten Sarah Aspin, die er in der Suchtklinik kennengelernt hatte, längst eine neue Frau an seiner Seite hatte, die im Spätsommer des Jahres 2010 von ihm schwanger wurde.
Anfang des Jahres 2011, etwa vier Monate vor Amys Tod, schien Blake endlich auf dem richtigen Weg zu sein, doch da schnappte ihn die Polizei gemeinsam mit seinem Kumpel Christopher Sylvester in einem Auto mit gefälschten
Nummernschildern. Bei der Überprüfung stellten die Beamten fest, dass Blake high war, was schon mal gegen seine Bewährungsauflagen verstieß. Im Kofferraum des Wagens fanden sie zu allem Überfluss auch noch einen Gasrevolver sowie Elektronikgeräte im Wert von ungefähr 4000 Pfund. Dabei handelte es sich um Diebesgut aus einem Einbruch in Leeds. Beide Männer wurden daraufhin dem Untersuchungsrichter vorgeführt, im Gerichtssaal war auch Sarah Aspin anwesend.
»Sie ist im siebten Monat schwanger. Ihr erstes Kind, ein Junge, soll im Mai auf die Welt kommen. Mein Mandant macht sich Sorgen, dass er bei der Geburt seines Kindes nicht dabei sein kann«, sagte Blakes Anwalt, Stuart Paige, dem Richter, doch der gab seinem Antrag, Blake auf Kaution freizulassen, nicht statt. Daraufhin brachen Sarah Aspin und Blake Fielder-Civil gemeinsam in Tränen aus. Kurz darauf, am 9. März 2011, wurde er erneut verurteilt, diesmal zu 32 Monaten Gefängnis. Der Richter stellte in der Begründung des harten Urteils fest, wie »tragisch es sei, dass der Verurteilte seine Sucht nicht in den Griff bekommen würde«.
Einmal Täter, immer Täter – so urteilte zumindest die breite Öffentlichkeit schon früh über Blake. Und die zarte, abgemagerte, depressive Amy, die begnadete Sängerin mit der verwundeten Seele an Blakes Seite, hatte in der Beziehung dementsprechend stets die Rolle des Opfers zugewiesen bekommen.
Betrachtet man den gesamten Verlauf ihres viel zu kurzen, tragischen Lebens jedoch aus dem entgegengesetzten Blickwinkel heraus, kann man auch zu der Überzeugung gelangen, dass Amy die einzige und eigentliche
Urheberin ihres persönlichen Lebensdramas war. Denn sie sog – wahrscheinlich unbewusst, vielleicht aber auch ganz bewusst – aus allen Menschen, die ihr nahestanden, so viel kreative Energie heraus, wie nur irgend möglich. Auch aus Blake. Dabei ging sie rücksichtslos vor, manipulierend und maßlos, auch gegen sich selbst.
Blake hatte verstanden, was mit Amy, seiner Exfrau los war, was ihre Dämonen mit ihr veranstalteten und warum sie ihn selbst dann noch nicht loslassen konnte, nachdem sie bereits während seines ersten Gefängnisaufenthalts mit dem 22-jährigen britischen Schauspieler Josh Bowman auf St. Lucia vor den Kameras der Paparazzi herumgeknutscht hatte – der Scheidungsgrund. Sie sei über Blake hinweg, hatte Amy damals in einem »News Of The World«-Interview gesagt.
Doch Blake besaß hinter seiner coolen Fassade so viel Empathie, dass ihm längst klar geworden war, dass er trotz allem nur mit den Fingern hätte schnippen müssen, um mit Amy einen weiteren Tanz auf dem Vulkan beginnen zu können. Auf ihrem Vulkan natürlich, den stets nur er zur Eruption brachte. Er hatte nicht nur ihre kraftraubende Persönlichkeit erkannt, sondern er hatte auch begriffen, dass er eine der entscheidenden Antriebsfedern war, mit denen sie ihr kreatives wie selbstzerstörerisches System aufrechterhielt. Ein System, das im Frühsommer 2011 im Grunde längst kollabiert war.
»Ich muss sie gehen lassen, um ihr Leben zu retten. Ich mache das nicht, um sie fallenzulassen. Ich mache es aus Liebe«, sagte Blake und beendete damit aus dem Knast heraus per Interview die fatale Liebesbeziehung endgültig.
Blake sagte sich öffentlich von Amy los und zog einen definitiven Schlussstrich. Was von vielen als der theatralische Abschiedsgruß eines fiesen Herzensbrechers aus einem Groschenroman interpretiert wurde.
Ob geheuchelt oder nicht, es war das Ende einer Liebesbeziehung, die sechs Jahre zuvor im »Good Mixer« mit einem einzigen, kurzen Blickkontakt begonnen hatte.
Kapitel II
▶ Love Is a Losing Game
Kindheit
E in einfaches Kind? Nein, das war Amy sicherlich nicht. Sie war zwar niedlich anzusehen und wusste andere für sich einzunehmen, aber sie war auch oft sehr scheu und dann plötzlich wieder sehr, sehr quirlig«, sagte Janis Winehouse über ihre Tochter Amy in einem Gespräch mit der
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