back to past - zurueck zu dir
lauter, als Dr. Kanon das Mikrofon übernahm, um ein paar ermunternde Worte an die Belegschaft zu richten. Leon sah erst auf, als der pausierte, fühlte den Anflug von Fieber in sich aufsteigen, Hitze, die ihn zugleich frösteln ließ, während ihn leichte Übelkeit erfasste.
„Vielleicht hat ihn der eine oder andere von Ihnen bereits kennengelernt“, sprach Kanon weiter, „aber jetzt freue ich mich darauf, ihn offiziell vorzustellen. Patrick Kanon, mein Sohn, hat in den letzten Monaten jeden Winkel dieser Firma kennengelernt. Vom Service bis zu den Fensterputzern. In Zukunft wird er einigen Abteilungsleitern zur Seite stehen und im kommenden Jahr mit den gewonnenen Erfahrungen sein Studium abschließen. Natürlich nur, um endgültig hier eingearbeitet zu werden, und wenn alles glattgeht eines Tages meinen Sitz im Vorstand übernehmen.“
Pflichtschuldiges Klatschen setzte ein, und Leon starrte Patrick an, der trotz des Anzuges und der mit Gel zurückgekämmten Haare, noch genauso aussah, wie er ihn in Erinnerung hatte. Wenn nicht noch besser.
Leons Körper verriet ihn. Schweiß brach ihm aus und sein Herz trommelte wie verrückt in der Brust. Er konnte den Blick nicht von Patrick lösen, wurde sich wie in Zeitlupe gewahr, dass dessen Augen über die anwesenden Köpfe wanderten, als suchten sie etwas – ihn.
Und dann fanden sich ihre Augen und Leons Herz setzte aus, als sich ein Lächeln auf Patricks Gesicht bildete und den Raum erleuchtete.
Er riss sich los, drehte sich um und rannte, hörte Marvins Stimme wie ein Rauschen im Hintergrund, hörte den Knall, den die zufallende Tür verursachte.
Lief weiter, verwünschte sich, verwünschte sein Schicksal, verwünschte diesen Mistkerl von Patrick, der ihn nicht in Ruhe lassen wollte.
Seine Hände zitterten, als er in seinen Stuhl sank, sich mit beiden Händen an der Tischkante festklammerte. Unglaublich war das, absurd, dass er sich so erschrecken ließ. Er atmete langsam, zählte bis zehn, doch seine Hände zitterten immer noch, als er in seiner Schublade nach Beruhigungsmitteln suchte. Er entschied sich, ein weiteres Suppressivum zu schlucken, obwohl die Hitze längst vorüber sein sollte, obwohl das Fieber, das er fühlte und die Hitze zwischen seinen Beinen eine andere Ursache hatten.
Und er beglückwünschte sich zu seiner Entscheidung, als die Tür aufging und Patrick vor seinem Schreibtisch stand. Leon sah ihn an, froh darüber, dass sein Atem ruhiger ging, dass ihm die Chemie zusätzliche Schläfrigkeit überstülpte. Gerade die Art von gleichzeitig körperlicher und geistiger Betäubung, die ihn davon abhielt, aus dem Fenster zu springen oder etwas noch viel Dümmeres und Folgenschwereres anzustellen.
„Hey.“ Patrick lächelte unsicher, lockerte den Knoten in seiner Krawatte, bevor er sie mit einem Seufzer vollkommen öffnete. „Geht es dir gut?“
Er sah besorgt aus, ein wenig blass. Unter seinen Augen lagen Schatten. In seinem Schwebezustand fand Leon es fast komisch, dass Patrick sich um ihn besorgt zeigte, wo er doch offensichtlich selbst unter Stress litt. Was verständlich war, nachdem er für seinen Vater spioniert hatte.
Leon nickte anstelle einer Antwort.
„Das ist blöd gelaufen“, sagte Patrick. „Ich wollte nicht, dass du es so erfährst. Oder dass irgendjemand es so erfährt.“
‚Aber sicher‘, dachte Leon. ‚Du hattest bestimmt keine Wahl.‘ Doch er schwieg, Erschöpfung lähmte ihm die Zunge und er war dankbar dafür.
Dass ihm die Augen zufielen, wurde ihm erst bewusst, als Patricks Stimme lauter wurde. „Geht es dir wirklich gut?“ Die Stimme wurde lauter, und Leon nickte erneut, begann ungeduldig zu werden. „Du solltest gehen“, sagte er. „Es gibt nichts zu sagen.“ Seine Lippen fühlten sich kalt und geschwollen an.
Patrick sprach weiter, leise nun, und Leon benötigte einen Augenblick um die Frage zu begreifen. „Du bist doch nicht –?“
Leon stutzte, versuchte die unausgesprochene Frage zu deuten. Erst mit dem Begreifen jedoch setzte Ärger ein, krabbelte in ihm hoch und verjagte die Müdigkeit. „Regelmäßige Einnahme von Suppressiva verhindert Schwangerschaften“, antwortete er und zuckte selbst mit dem harten Unterton zusammen, der sich in die Worte geschlichen hatte. Natürlich wusste ein Alpha das nicht, schon gar nicht einer, der sich alles leisten und alles erlauben konnte. Erst wenn eine Schwangerschaft geplant und erwünscht war, wechselte ein Omega die Medikamente.
Er glaubte zu
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