back to past - zurueck zu dir
Offensichtlich hatte es manchen Alphas nicht genügt, mit ihren Händen Einlass zu fordern. Er rieb sich mit den Händen über sein Gesicht, kontrollierte die Packung Tabletten in seiner Aktentasche. Mit Bußgeldern würde er wohl rechnen müssen.
Von seinem Wagen aus, der weniger Schäden aufwies als die Tür und dennoch überrannt worden war, rief er den Handwerker und orderte neben der neuen Tür einen weiteren Riegel. Nur zur Sicherheit. Und um sich davon abzulenken, dass Patrick womöglich irgendwann an diesem Tag, und davon ging er aus, wieder im Büro auftauchte. Genau wie am Tag darauf und einen Tag später. Und dass Leon nun gezwungen war, darauf zu achten, ihm nicht zu begegnen.
Mit ungewohnt langsamen Schritten betrat er den Fahrstuhl, nickte den Mitfahrenden zu, hielt den Blick gesenkt. Niemand wusste von der letzten Nacht. Nicht, wenn Patrick die Spuren beseitigt hatte.
Leon spürte, wie sein Gesicht rot anlief. Wenn der es getan hatte.
„Leon, einen Moment.“ Eine Hand hielt ihn zurück, nachdem er den Fahrstuhl verlassen hatte, und Leon erstarrte. Langsam drehte er sich um, wappnete sich.
Doch Marvin, sein unmittelbarer Vorgesetzter, sah ihn nicht einmal an, blätterte stattdessen in einem Ordner. „Wie weit sind Sie mit dem Auftrag?“
Leon schluckte, versuchte sich mühsam daran zu erinnern, wann er am vergangenen Tag die Arbeit unterbrochen hatte. Alles stehen und liegen lassen, dachte er und seine Verlegenheit stieg.
„Ich sehe es mir an“, fuhr Marvin fort und hob den Blick. „Ist Ihnen nicht gut?“
„Doch“, nickte Leon nervös und eilte voraus, merkte nicht, dass er die Luft anhielt, als er die Tür zu seinem Büro öffnete.
Doch war dieses perfekt aufgeräumt, ordentlicher noch, als er gewohnt war, es zu verlassen. Der Schreibtisch leer, die Akten und Hefter in den Regalen übersichtlich eingeteilt.
Leon hob zu einer Entschuldigung an, als Marvin zu dem Ordner griff, der die Aufschrift seiner aktuellen Arbeit trug. Er dachte an Blätter, die zu Boden gesegelt waren, daran, dass es für jemanden, der sich nicht auskannte, unmöglich war, die Zahlenkolonnen, Grafiken und Diagramme in der richtigen Reihenfolge und in die dafür vorgesehenen Fächer zu ordnen.
Aber Marvin nickte nur zufrieden und reichte ihm den Ordner. „Das sieht doch soweit recht gut aus“, meinte er. „Halten Sie sich ran, dann können wir die Präsentation auf Freitag vorverlegen. Kanon wird langsam ungeduldig.“
Leon nickte automatisch und nahm die Papiere entgegen. Marvins Gesichtszüge entspannten sich. „Und passen Sie auf sich auf. Sie sehen aus, als habe sie ein Bus überfahren.“
Unbeweglich sah Leon zu, wie der andere aus dem Raum verschwand, bevor er sich ausatmend an seinen Schreibtisch setzte und damit begann, die Arbeit durchzusehen. Tatsächlich stimmte alles. Kein einziges Blatt hatte sich verirrt. Keines tanzte aus der Reihe.
Leon atmete aus, öffnete seine Aktentasche und verstaute die Tabletten im hintersten Winkel der untersten Schublade. Nicht ohne davor eine weitere zu schlucken. Nur prophylaktisch.
Er schob es auf deren Wirkung, dass er sich die folgenden Stunden kaum konzentrieren konnte. Auch wenn die Medikamente seine Hitze unterdrückten, so ließen sie ihn doch müde und beeinträchtigt zurück. Gerade wie er es nicht gebrauchen konnte.
Was er nicht zugab, nicht einmal vor sich selbst, waren die Gedanken, fast schon Grübeleien, die ihn zusätzlich ablenkten. Die ihm immer wieder Patricks Gesicht, Patricks Gestalt, Patricks Lächeln zeigten. Er presste die Lider zusammen, doch die Bilder verschwanden nicht. Das durfte nicht sein. Nicht, nachdem er seine Tabletten geschluckt hatte, genug davon, dass sie ihn fast lähmten.
Er studierte die Packungsbeilage und stöhnte leise. Das Medikament war dazu entwickelt worden, um jede auch noch so oberflächliche Regung zu unterdrücken. Dass er von der Erinnerung nicht loskam, konnte nur daran liegen, dass sein letztes sexuelles Erlebnis tatsächlich Jahre zurücklag. Und dass es in keiner Weise dem glich, was er mit Patrick erlebt hatte. Dass es wie seine anderen, zugegeben seltenen Erfahrungen, kontrolliert abgelaufen war. Seine innere Distanz zu wahren, war ihm jedes Mal gelungen. Diese eines Tages aufzugeben, hatte er nie geplant.
Wieder rieb er sich über sein Gesicht, über die Augen, bis sie brannten. Er blätterte in den Akten, doch die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Bis zum Nachmittag mühte er sich
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