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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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bemerken, dass Patrick aufatmete. „Mach dir keine Sorgen“, fuhr Leon fort und der bissige Ton verstärkte sich. Nur am Rande wurde er sich bewusst, dass ihre Rollen sich gerade vertauschten. „Ich habe keine Absichten und keine Pläne. Lass mich einfach zufrieden.“
    Während er es aussprach, wurde ihm klar, dass es genau das sein konnte, was Patrick fürchtete. Dass genug Omegas unterwegs waren, die vor Erpressung nicht zurückschreckten, die ihre Vorteile erkannten, sobald die sich ihnen boten. Seine Mutter war nicht anders gewesen. Woher genau sie das Geld nahm, um ihre kleine Familie über Wasser zu halten, wollte er nicht mehr wissen, nachdem ihm der erste Verdacht gekommen war. Dass Patrick ihn so sah, verletzte und schmerzte.
    „Verschwinde“, sagte er grob. „Ich will nichts von dir.“ Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub sein Gesicht in den Händen. Die Dunkelheit gewährte keinen Trost und Zeit verging, ohne dass es ihm bewusst wurde.
    „Leon?“ Marvin klang erstaunt, und Leon ließ seine Hände sinken. Patrick war gegangen und doch fühlte Leon sich nicht besser. Er murmelte etwas Unverständliches und hörte nicht zu, als Marvin antwortete. Doch verstand er sehr wohl, was der Gesichtsausdruck und der verächtliche Laut bedeuteten, mit dem Marvin das Büro verließ.
    „Omegas“, las er von seinen Lippen, bevor die Tür zufiel. „Immer wieder anstrengend.“

*

    Leon redete sich ein, dass es besser wurde. Weil es besser werden musste. Weil es so nicht weitergehen konnte. Er redete sich ein, dass sein Zustand sich mit dem Abkühlen der Hitze verändert hatte. Dass er überarbeitet war und dass ohnehin nicht feststand, ob er Patrick noch einmal begegnete. Von Dr. Kanon erhielt er schließlich seit Jahren auch nur Memos, wusste kaum, wie der Mann aussah. Selbst wenn Patrick wirklich das Geschäft übernahm, war nicht gesagt, dass die Veränderung irgendeinen Einfluss auf ihn und seinen Job ausübte. Mit Ausnahme des Kribbelns, das ihn immer noch überlief, sobald er an Patrick dachte. Aber auch das würde er in den Griff bekommen. Es ging gar nicht anders.

    Natürlich wurde es nicht wirklich besser. Er gewöhnte sich lediglich daran, an das Gefühl, als fehle ihm etwas, an die Müdigkeit, die vielleicht auch mit den Beruhigungsmitteln zu tun hatte, die er sich angewöhnt hatte zu nehmen, sobald sein Herz zu rasen begann. Was es gelegentlich selbstständig tat, ohne erkennbaren Grund. Bis auf den Augenblick, in dem er am anderen Ende eines Ganges eine hochgewachsene Gestalt erblickte, die eindeutig nicht Patrick war, und deren Anblick ihn dennoch für Sekunden lähmte. Dann stand er still und lauschte auf das Rasen seines Herzens, verwünschte die Naivität seines Körpers und die Leichtigkeit, mit der er sich täuschen ließ.
    Marvin sprach ihn an, erwähnte Schwächen in seiner Arbeit, Lücken, fragte ihn nach Problemen. Leon schüttelte nur den Kopf, lehnte Urlaub ab. Zuhause zu sitzen und zu grübeln, das konnte er jetzt am wenigsten gebrauchen. Schlimmer noch, er wusste nicht, wozu ihn das treiben würde. Denn unter der Oberfläche kämpfte die Versuchung darum, sich zu befreien. So schwer war es nicht, sie zu erkennen, sich selbst zu sehen, wie er im Telefonbuch oder im Computer nach einer Adresse suchte. Wie er vor Patricks Tür stand und alles, jedes einzelne seiner Worte zurücknahm, wider Willen hoffte.
    Dämlich war das, dämlich und traurig. Eigentlich bemitleidenswert und genau aus diesem Grund kam es auch nicht infrage.
    Wie sich herausstellte, war auch nichts dergleichen notwendig, denn eines Abends befand sich Patrick in seinem Stockwerk, stand vor seiner Wohnung.
    „Ich weiß, dass du da bist“, sagte er.
    Leon verstand jedes Wort, denn er lehnte von innen gegen die geschlossene Tür, so wie er wusste, dass Patrick sich von außen dagegen presste.
    „Ich will nur reden“, sagte Patrick. Es klang gepresst. „Ich schwöre.“
    Widerstrebend öffnete Leon. „Über was willst du reden?“ Er kniff die Augen zusammen. Patrick wirkte schmaler, als er ihn in Erinnerung behalten hatte. Sein Gesicht schien älter und ein wenig grau. Er passte nun mehr zu dem Alter, das Leon recherchiert hatte, noch bevor er in der Lage gewesen war, sich zu stoppen. Wenigstens hatte ihn die Recherche dahin gehend beruhigt, dass Patrick nicht ganz so jung war, wie er einen Moment lang gedacht hatte. Eigentlich trennten sie nur ein paar Jahre. Doch genau diesen Gedankengang hatte er

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