BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Konsequenz unabsehbarer als alles Sterben davor.
Es war, als hätte der spitze Pflock ihr eigenes Herz durchbohrt und mitten im Schlag angehalten.
Chiyoda – hilf!
dachte Rona verzweifelt.
So kann es nicht enden!
Unternimm etwas, ich flehe dich an! Rüttele mich wach und sag mir, dass auch dies nur eine weitere Vision ist, deren Wahrwerden ich noch vereiteln kann...!
Blindwütig wollte Rona aus dem Versteck stürmen. Doch ein Rest von Vernunft hielt sie zurück. Der Mond, der über Jerusalem wachte, war eine schmale Sichel, weder Freund noch Feind.
Ohne seine volle Kraft aber,
dachte die Wolfsfrau in heillosem Entsetzen,
werde ich Sardons Mörder nicht zur Rechenschaft ziehen können. Bei allen dunklen Mächten – wie konnte es soweit kommen...?!
SARDON WAR TOT!
Er lag in Sichtweite im Schmutz der verfallenen Kirche, die Teil der Unterwelt war, in die Rona auf der Fährte ihres Geliebten hinabgestiegen war. Chiyoda, der greise Seher, der Gänger zwischen den Wirklichkeiten, hatte Sardons Tod vorausgesehen, unmittelbar nachdem er Rona in einer Vision die Hohe Zeit hatte durchleben und durchleiden lassen – das, was diesem Planeten drohte, falls es Anum gelang, die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Einst hatte Anum mit Sardon und achtzehn weiteren Geschwistern über die frühe Hochkultur Sumer regiert. Mit Fähigkeiten, von denen die letzten heute noch lebenden Vampire, allesamt Kelchkinder, nur träumen konnten.
Anum war wieder im Vollbesitz seiner damaligen Macht, während Sardon...
Wie flüssiges Feuer rann noch immer der Schock durch Ronas Adern. Sie wusste nicht, wie lange sie hier schon zitternd in ihrem Versteck kauerte und versuchte, das Geschehene auch zu begreifen. Zu glauben, was unablässig in ihrem Gehirn wisperte:
Zu spät. Dieses Mal bist du zu spät gekommen, und nun hast du ihn für immer verloren...
Ihre Hände krampften sich um die Erhebungen eines der Felsen, hinter denen sie sich verbarg. Scharfe Kanten bohrten sich in ihr Fleisch. Blut floss. Aber der Gedanke, sich damit vielleicht dem Feind zu verraten, der ihr Blut wittern konnte, kam ihr nicht. Sie war nicht dazu in der Lage.
Sardon war tot.
Noch einmal sah sie in ihrem Geiste Anum an den bereits Gepfählten herantreten und dessen Leichnam einäschern. Sardon war kein Kelchgetaufter, dessen Hülle automatisch zerfiel, sobald der Tod ihn ereilte. Sardon war wie Anum –
– gewesen.
Aber getötet hatte ihn nicht sein Bruder, sondern...
... du verfluchter Bastard!
Ronas Blick brannte auf Heaven. Sie war die Erzfeindin der Vampire, ein Zwittergeschöpf, aus der Verbindung eines Sterblichen mit einer Vampirin hervorgegangen. Eine Mischung aus Mensch und Vampir also, der Körper eine furchtbare Waffe, und die Seele...
Was ist aus
deiner
Seele geworden, Geliebter?
Rona schloss die Augen. Für einen kurzen Moment glaubte sie den Boden unter den Füßen zu verlieren – im nächsten war ihr, als triebe sie Wurzeln. Absurde Wurzeln, die überall aus ihrer Haut hervorbrachen, selbst härtesten Stein durchbohrten, sich darin verankerten und sie für alle Zeit an den Ort binden wollten, an dem Sardon an seinem eigenen schwarzen Blut erstickt war.
Nur mühsam fand Rona wieder in die Realität zurück.
Chiyoda. Ob er bereits weiß, dass mein Vorhaben gescheitert ist? Ob er mich zusammen mit Esben Storm und Makootemane, die ihm geholfen haben, mich nach Jerusalem zu versetzen, aus der Traumzeit heraus beobachtet?
Schritte ließen Rona zusammenzucken. Im ersten Moment duckte sie sich tiefer hinter den Haufen Geröll, bis sie begriff, dass niemand auf sie zukam, sondern nur nahe an ihr vorbeiging.
Heaven und Anum entfernten sich vom Ort ihrer Schandtat!
Ich muss ihnen nach
, dachte Rona.
Ich darf sie nicht aus den Augen verlieren – solange nicht, bis mein Verbündeter am Nachthimmel erscheint und ich Gelegenheit finde, Rache zu üben.
Schreckliche Rache!
Sie lauschte den Schritten, bis sie kaum noch zu hören waren. Dann huschte sie geschmeidig und leise wie auf Katzenpfoten hinterher.
Erst ganz allmählich sickerte in ihr von Trauer getrübtes Bewusstsein, dass sich hier in der Realität bereits andeutete, womit sie in vollendeter Form während ihrer Vision konfrontiert worden war: Heaven und Anum...
... ein Paar?!
Was war geschehen, seit sie Heaven in der Nähe der Hermetischen Stadt Mayab verlassen hatte?
Seit der Teufel mir meine Erinnerung an Perpignan
[2]
zurückgegeben hat; Perpignan im Jahre 1635...
Erstaunt stellte
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