BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Sallar und Espa von der Schwärze wie in einen Bernsteinblock gegossen. Sie unternahmen keinen Versuch, in Panik dem Verhängnis zu entkommen.
Aber bald nachdem sich die Finsternis wie ein Mantel über sie gestülpt hatte, hörten auch sie, was noch zu ihnen gekommen war. Die Schreie nahmen einen anderen Klang an. Menschen, die starben, schrien so.
Sallar und Espa lauschten auch den Stimmen der Wölfe, die durch das Dunkel zu streunen schienen, überall dort, wo auch der Tod einherschritt!
Lange blieben die von Heaven hypnotisierten Irakis unbehelligt, und es schien, als würde gerade ihr Mangel an Angst sie beschützen.
Doch irgendwann schlugen Pranken auch in ihr Fleisch, sprudelte Blut auch aus ihren Wunden. Und traten auch sie die lange Reise an, die längste, die einem jeden Menschen irgendwann beschieden ist...
Nichts schien verändert...
... aber alles war anders!
Heavens Augen gewöhnten sich an das flirrende Licht, das den Korridor füllte und Teil von ihm war. Dennoch war diese Art des Sehens kaum vergleichbar mit dem in der Welt, die nur einen Schritt weit hinter ihr lag. Minimalst zeitverzögert schien die Wahrnehmung hier zu funktionieren, stroboskopartig flimmerten die Eindrücke in Heavens Blick; ihr war, als fehle zwischen den einzelnen Eindrücken etwas wie ein Bindeglied.
Eine Unmöglichkeit per se
, ging es ihr flüchtig durch den Sinn, denn das Bild vor ihr war starr, ohne die geringste Bewegung, still, nur leer und öd.
Der Gang durch die Zeit sah aus wie damals, als Heaven ihn zum ersten Mal betreten hatte. In Form und Durchmesser glich er am ehesten noch einem Eisenbahntunnel. Seine Wände wirkten wie glasiert, wie aus geschmolzenem und wiedererstarrtem Material, das gewiß nicht Stein war, und das unruhige Licht drang gleichermaßen aus Boden, Decke und Wänden, die, je weiter Heaven ihren Blick wandern ließ, aufeinander zuzuwachsen und in nicht einmal annähernd abschätzbarer Ferne miteinander zu verschmelzen schienen.
Entfernung war hier ebenso bedeutungslos wie Zeit. Heaven wusste nicht, wie lange sie schon jenseits der Schwelle des Korridors stand – eine Sekunde? Oder eine Ewigkeit? Beides wäre gleich gewesen an diesem Ort – nichts nämlich.
Was hatte sich verändert hier, was war anders geworden? Heaven konnte sich dieses Eindrucks einfach nicht erwehren, obschon sie ihn optisch nicht zu begründen vermochte. Lag es schlicht daran, dass die Absicht, mit der sie den Korridor betreten hatte, eine andere war? Woraus sich zwangsläufig eine weitere Frage ergab: War es denn überhaupt so? War ihr Ziel nicht dasselbe wie damals? Schließlich wollte sie heute wie einst eines nur – IHN finden.
Wenngleich die Situation an sich auch hoffnungsloser sein mochte als beim ersten Mal.
Heaven schrak auf wie aus leichtem Schlaf! Ihre eigenen Gedanken hatten sie eingelullt, drohten, sie nicht nur von ihrem Ziel abzubringen, sondern wollten sie schon am Weg dorthin hindern.
Entschlossen tat Heaven den ersten Schritt, den zweiten, den dritten und vierten schon zügiger, dann lief und schließlich rannte sie, schneller und schneller. Das Gefühl dabei, es glich ganz dem von damals: Es war wie in einem Traum, in dem man nur zu rennen
glaubte
, ohne von der Stelle zu kommen. Aber es war nur das, nur ein Gefühl, nicht mehr.
Ihre Füße schienen den glasierten Boden kaum noch zu berühren. Fast meinte Heaven zu fliegen. Und dann tat sie es – in der rasenden Vorwärtsbewegung verwandelte sich ihr Körper, sie wurde zur Fledermaus, deren peitschende Schwingen Luft und Licht im Tunnel sichtbar aufwühlten.
War es damals auch so gewesen?
versuchte Heaven sich zu erinnern. Aber das Damals schien zu zerfasern, das Gespinst ihrer Erinnerung sich aufzulösen mit jedem Flügelschlag, der sie weiter fortbrachte vom Anfang des Tunnels, als seien ihre Gedanken dort, an der Schwelle zur Wirklichkeit, festgeknüpft.
Zu beiden Seiten huschten schattenhaft dunkle Schemen vorüber; Türen hinaus aus dem Korridor, zurück in vergangene Epochen der Weltgeschichte. Sie zu benutzen war ein Vabanquespiel – denn nichts ließ erkennen, wohin und in welche Zeit exakt sie führten. Und ob es von jedem auf diesem Weg erreichbaren Punkt auch eine Möglichkeit zur Rückkehr in den Tunnel gab, wusste kein lebendes Wesen.
Auch Heaven nicht.
Nur eines glaubte sie noch zu wissen – dass es solche Durchlässe nicht nur links und rechts des Korridors gab. Düster erinnerte sie sich daran, beim vorigen Mal
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