BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Bitte.«
Es hätte ihm selbst widerstrebt, Heaven gefesselt vorzuführen. Er löste die Bänder, die tief in ihre weiche Haut schnitten, und er berührte diese Haut länger, als es notwendig gewesen wäre...
Dann brachte er die Halbvampirin unter den kalten Blicken seiner Brüder und Schwester zu Makootemanes Tipi.
Der Alte erwartete sie. Er saß mit untergeschlagenen Beinen in der Mitte des Zeltes. Der Stammesadler hockte hinter ihm auf einem Pfahl.
Wie oft hatte Wyando sie beide schon so vorgefunden, wenn er sie aufgesucht hatte? Und doch war es seit kurzem ganz anders. Denn dies war nicht mehr wirklich ihr Vater, und der Adler in seinem Rücken war kaum mehr als ein zum Leben erwachter Schatten...
Der Anblick schmerzte Wyando, mehr vielleicht als jeden seiner Brüder und Schwestern...
»Setzt euch«, bat Makootemane heiser. Die Falten seines Gesichtes bewegten sich seltsam asynchron zu seinen Worten.
Wyando nahm Platz und bedeutete Heaven, sich neben ihn zu setzen. Gehorsam ließ sie sich nieder. Makootemane sah nur kurz zu seinem Sohn hin, dann wandte er sichtlich angestrengt den Kopf und musterte Heaven. Lange und ohne jegliche Regung.
Daran änderte sich auch nichts, als er sagte: »Ich spüre...«
Doch dann änderte sich alles!
Heaven explodierte!
So jedenfalls kam es Wyando vor.
Die Halbvampirin versetzte ihm einen Stoß, der ihn zum Ausgang rollen ließ, während sie sich wie von einer Feder geschnellt auf Makootemane stürzte.
Der Alte riss abwehrend die Hände empor – eine lächerliche Bewegung ob des jämmerlichen Anblicks, den er bot. Doch die Bewegung schien nicht mehr als ein Reflex gewesen zu sein.
Denn noch bevor Heavens Hände sich um sein runzliges Gesicht schlossen, erschlaffte sein Körper. Als hätte jeder Muskel seine Spannung verloren, jedes Organ seinen Dienst eingestellt.
Völlig reglos, wie in Trance, hing er im Griff der Halbvampirin.
Und das blieb auch dann, als Heaven ihm das Gesicht mit einem Ruck auf den Rücken drehte!
Durch den Sturz war Wyando in eine Position gekommen, in der er sowohl zum Tipi hinaussehen als auch beobachten konnte, was Heaven tat.
Er schrie auf! Mehr konnte er nicht tun. Die Halbvampirin brach Makootemane so rasch den Hals, dass Wyando nicht mehr reagieren konnte.
Das morsche Knacken hallte noch in seinen Ohren nach, als draußen seine Brüder und Schwestern in Agonie aufbrüllten und wie vom Blitz gefällt zu Boden gingen.
Der Todesimpuls hatte sie erreicht. Doch diesmal war er ungleich stärker als bei Lololma. Wenn der Tod den Vater einer Sippe ereilte, wurde der Impuls für seine Kinder selbst zu einem kleinen Sterben.
Wyando war davon nicht ausgenommen. Er wand sich in Schmerzen, die ihm stark genug schienen, sein Fleisch zu verbrennen. Und er sah, dass es den Arapaho draußen nicht anders erging. Sie wälzten sich am Boden, schrien – alle, bis auf drei.
Chelana, Metseeh und Pacahee.
Sie standen da, als wäre nichts geschehen. Doch sie blieben nicht tatenlos.
Die drei Schwestern holten etwas aus ihren Gewändern, das Wyando erst in dem Moment identifizierte, da sie es benutzten.
Als sie die handlangen Holzsplitter in die Herzen ihrer gepeinigten Brüder und Schwestern stießen – sie pfählten!
Die Schreie der Arapaho gellten durch die Nacht. Und schwanden in dem Maße, da das Leben aus ihnen floh...
Wyando hatte starr vor Schrecken beobachtet. Nun regte sich sein Körper wieder, getrieben von Verzweiflung. Aber er sollte keine Gelegenheit finden, das Unfassbare zu verhindern.
Heaven packte ihn an der Schulter, riss ihn herum.
Hoch hatte sie die rechte Faust erhoben, aus der die Spitze eines hölzernen Splitters hervorstach.
Dann sauste die Faust herab, genau auf sein Herz zu.
Wyando rang den Schmerz, der sein Handeln lähmte, nieder. Gerade noch rechtzeitig.
Sein Arm kam hoch, fing Heavens Hieb ab. Er nutzte ihren Schwung, um sie über sich hinweg zu schleudern. Rasch kam er selbst auf die Füße, schlüpfte aus dem Tipi. Einen kurzen Blick warf er noch auf die Asche, die sich dort gesammelt hatte, wo eben noch Makootemane gesessen hatte...
Der Anblick weckte Kräfte in Wyando, die ihn an den Rand der Raserei trieben. Für Sekunden nur. Denn was er draußen sah, lähmte ihn von neuem.
Seine Brüder und Schwester, die eben von ihresgleichen getötet worden waren, regten sich –
– und erstanden von den Toten!
Alle bis auf vier, die reglos liegenblieben.
Doch um sich darüber Gedanken zu machen,
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