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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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war ich bei dem Schietwetter bereits auf der Düne, und gleich muss ich dort noch einmal hin. Irgendwann am Nachmittag werde ich zu dir kommen. Unter uns, ich habe gehört, dass die Kieler Kripo zwei getarnte Schnüffler einsetzen will. Ich wette, dass wir die an einem einzigen Abend ausmachen können. Wer hier als Fremder fragt, der macht sich doch sofort verdächtig.«
    Die Runde stimmte dem lachend zu, und auch Stuhr nickte wie selbstverständlich. Wenn die wüssten, dass einer der Schnüffler bereits an ihrem Tisch saß, dann würden sie sich bestimmt bedeckter halten.
    Der Polizist stellte eine interessante Gegenfrage. »Wie sieht es denn mit der weiteren Finanzierung eurer Anstalt durch Berlin aus? Ist die jetzt endgültig gesichert?«
    Dr. Rogge schaute betrübt. »Da ist noch nichts in trockenen Tüchern, und dabei nehmen meine Mitarbeiter hier bei der praktischen Arbeit mitten in der Nordsee so einiges auf sich. Allein der Reinicke ist letztes Jahr bestimmt 50 Mal von der Insel weggeflogen, und das bei allen Wetterbedingungen. Nach der Trennung von seiner Frau hat der nicht mehr viel vom Leben gehabt. Nur noch Arbeit. Kein Wunder, dass er ab und zu mal einen über den Durst getrunken hat. Aber das ist ja auch nicht verboten.«
    Die Anwesenden nickten und schwiegen andächtig. Das schienen hier wohl die großen Probleme zu sein, der Alkohol und wenn es die Partner über den Kopf bekamen. Bloß keine Nachfragen stellen, um nicht aufzufallen, sagte sich Stuhr, doch das erledigte schon sein Vermieter für ihn.
    »Könnt ihr denn kein eigenes Geld verdienen, Jürgen?«
    »Doch, das ist ja gerade das Verrückte. Dieser Reinicke war ein Weltmeister im Abkassieren. Er hat unseren Dienstleistungssektor hochgezogen. Unsere Wissenschaftler beraten überall im europäischen Küstenraum politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger in Fragen der Meeresökologie. Allein Reinicke hat jedes Jahr fast eine halbe Million Euro hereingeholt, aber der Stiftungsrat unseres Mutterinstituts in Bremerhaven hat Angst, die Gemeinnützigkeit zu verlieren. Unsere Konten biegen sich, und gleichzeitig muss ich Mitarbeiter entlassen. Das ist doch zum Mäusemelken, oder?«
    Die Stammtischrunde stimmte ihm zu.
    »Hast du dem Reinicke denn Provisionen gezahlt?«, erkundigte sich Rost, der Polizist.
    Dr. Rogge verneinte »Auch das ist ein Unding. Das lässt unsere Dienstordnung nicht zu, die an den öffentlichen Dienst angelehnt ist. Reisen durfte er auch nur zweiter Klasse, und er musste alles selbst verauslagen. Der hat manchmal mehr Reisekosten auslegen müssen, als er Gehalt auf sein Konto angewiesen bekommen hat. Aber irgendwie hat er sich mit der Friesischen Fluggesellschaft arrangiert, er war schließlich ein guter Kunde. In der freien Wirtschaft hätte der sich die Tasche so richtig vollstopfen können. Aber er ist uns treu geblieben. Er hing wohl an der Insel und an der Anstalt. Nun ist er tot.«
    Bei Rasmussen regte sich Widerspruch. »Wenn der Reinicke bei uns war, hat er ordentlich auf den Putz gehauen. Nur das Beste war ihm dann gut genug. Manchmal kam noch ein kleiner Aufschneider vom Festland herüber, und dann sind sie um die Häuser gezogen und haben alles flachgelegt, was ihnen in den Weg kam. Meine Anna Maria musste ich regelrecht wegschließen vor den beiden.«
    Der Polizist stimmte zu. »Ja, ich kann mich entsinnen, dass ich die beiden spätabends einmal zur Ordnung rufen musste. Die hatten beide ihre Hände an irgendwelchen Damen vom Festland kleben, und als ich um mehr Ruhe bat, da schob mir der Aufschneider doch glatt einen Tausender über den Tisch. Nur für ruhestörenden Lärm, der schien gar kein Verhältnis mehr zum Geld zu haben.«
    Rasmussen pflichtete ihm bei. »Ja, und manchmal war der Reinicke genauso drauf. Ich weiß, dass du das nicht gern hörst, Jürgen, weil er euch die Taschen voll gespült hat. Ich würde schon behaupten, dass er ein Lebemann war. Na ja, was er mit seinem Geld gemacht hat, geht mich nichts an.«
    Endlich kam das Essen, und das Gespräch wurde zugunsten der Nahrungsaufnahme abgebrochen. Hinterher nahm die Runde einen Verteiler auf Kosten des Hauses zu sich.
    Dann klingelte das Mobiltelefon des Gemeindevorstehers, der anschließend den Grund des Anrufs verkündete. »Das war der Bürgermeister. Das Krankenhaus ist überfüllt mit Touristen, die die Fahrt mit der Schnellfähre von Hamburg schlecht überstanden haben. Das Essen soll nicht schuld gewesen sein, es muss wohl ziemlich

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