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Ball der einsamen Herzen - ROTE LATERNE - Band Nr. 2 (German Edition)

Ball der einsamen Herzen - ROTE LATERNE - Band Nr. 2 (German Edition)

Titel: Ball der einsamen Herzen - ROTE LATERNE - Band Nr. 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora de Graaf
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gleichgültig.
    »Muttchen«, sagte der blonde Harro eines Abends, als er wieder bei ihr Einkehr hielt. »In deinem Laden müsste viel mehr Pepp sein!«
    »Wie meinst du denn das?« fragte Emma.
    »Nun, so ein paar flotte Mädchen und so. Wenn das meine Kumpels wüssten, hättest du die Bude jeden Tag gerammelt voll. Wenn du über den Tresen eine rote Lampe hängst und alles ein bisschen intimer gestalten würdest, könntest du das Geschäft deines Lebens machen!«
    Daran hatte sie überhaupt noch nicht gedacht. Aber sie überlegte und rechnete schon wieder. Womit man Geld verdiente, war ja schließlich und endlich egal. In der letzten Zeit waren die Umsätze zwar noch mehr zurückgegangen, und sie verstand es eigentlich gar nicht, denn das Geschäft lief doch verhältnismäßig gut. Sie konnte ja nicht wissen, dass ein Teil der Einnahmen regelmäßig in Karls Sparecke floss.
    »Vielleicht hast du recht«, sagte sie nachdenklich.
    »Tilly hat mir gesagt, dass du selber mal zu haben gewesen bist«, erklärte Harro.
    Da wischte sie sich müde über die Stirn und nickte schwer.
    »Das war mal, Junge«, sagte sie. »Mein Vergnügungspark hat ausgedient. Da ist nichts mehr drin, überhaupt nischt. Der Laden ist schon lange dicht. Alles kaputt, verstehste?«
    »Ick jloobe ja!« sagte er. »Aber du musst dich doch nicht selber lang machen! Rede doch mal mit Tilly. Sie hat bestimmt ein paar nette Mädchen an der Hand. Die kannst du doch oben einquartieren. Keiner kann die doch etwas, weil du eine Wirtschaft hast. Was die Damen auf dem Zimmer machen, braucht dich doch nicht zu jucken, oder?«
    »Darüber werde ich nachdenken!« sagte sie. »Aber ich muss ja auch mit meinem Mann klarkommen. Er ist zwar ziemlich naiv, was das anbelangt. Aber irgendwie muss ich es ihm ja beibringen!
    »Da ist deine Sache. Ich wollte dich nur auf den richtigen Dreh bringen, verstehste?«
    »Das ist lieb von dir, Harro!« sagte sie. »Darauf kippen wir auch noch einen, oder nicht?«
    »Na denn, rück mal rüber!« sagte er. Sie stand auf und schenkte zwei Schnäpse ein.
    In diesem Augenblick kam Karl durch die Küchentür. Er maß Emma mit kritischem, glasigen Blick, denn in der letzten Zeit köpfte er ab und zu heimlich mal eine Flasche im Keller, wenn er dort seine Barschaft überprüfte. Sechstausend Euro hatten sich in seinem Versteck bereits angesammelt, und er war immer ganz glücklich, wenn er die Scheine zählte.
    »Du darfst wohl saufen?« fragte er sie.
    »Ich bin die Wirtin«, sagte sie.
    »Und ich bin der Wirt!« beharrte er.
    »Schäl die Kartoffeln«, befahl Emma. »Hinterher kriegst du auch einen ab! Na mach schon!«
    Er verschwand wieder in der Küche.
    »Furie!«, zischte er wütend. »Elende Furie, na dir zeige ich es schon noch!«
    Er begriff selbst nicht, dass er wieder
drauf und dran war abzusacken. Selbst-
verständlich war Emma daran nicht
ganz unschuldig, denn sie behandelte
ihn tatsächlich wie einen Hausbur-
schen. Seine einzige Befriedigung be-
stand darin, ihr das Geld wegzustehlen.
Das hielt ihn seelisch und moralisch über Wasser und nahm viel von der immer wiederkehrenden Verzweiflung
weg. Es gab ihm das Gefühl einer gewissen Überlegenheit.
     
    *
     
    »Hör mal, Tilly, ich wollte etwas mit dir besprechen!« sagte Emma zu ihrer
    ehemaligen Kollegin. Emma hatte sich alles reiflich überlegt und durchgerechnet. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass Harros Vorschlag gar nicht so schlecht war. Sie musste es eben nur richtig aufziehen.
    »Muss das ausgerechnet jetzt sein?«, fragte Tilly. Emma war zu ihr ins Zimmer gekommen. Tilly stülpte sich eben die rote Perücke über den Kopf und legte letzte Hand an ihr auffälliges Make-up. »Ich bin in einer Stunde mit einem Top-Freier verabredet. Der zahlt gut, und ich darf das nicht verpassen! Mit fünfundvierzig muss man doch sehen, wo man bleibt!«
    »Könntest du nicht bei mir animieren?« fragte Emma ein wenig kleinlaut.
    »Waas - in deinem Schuppen?« fragte Tilly und hielt in ihren Bemühungen inne. »Bei den Opas - wie?«
    »Mensch, ich ziehe das alles neu auf!« sagte Emma hastig. »Wenn ich drei oder vier Mädchen hätte! Die Fernfahrer, verstehst du? Sie brauchen ab und zu mal was. Und ich könnte doch die Buden oben ganz billig vermieten!«
    »Was heißt denn ganz billig?« fragte Tilly. »Ich bezahle ja zweihundert!«
    »Für fünfzig vielleicht«, sagte Emma.
    »Das wäre ein Wort!« sagte Tilly. »Und Provision für die Getränke?«
    »Zehn

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