Ball der Vampire
überwacht und die Gelegenheit ergriffen, Jake Purifoy umzubringen. Wahrscheinlich hatten sie gehofft, dieser Mord würde Hadley angelastet. Und alles, was Hadley belastete, hätte die Königin belastet. Sie konnten ja nicht ahnen, dass sie ihn herüberholen würde.«
»Was wird denn jetzt aus Jake?« Amelia wirkte besorgt. »Ich mochte ihn gern. Er war ein netter Kerl.«
»Vielleicht ist er das ja noch immer. Jetzt ist er eben ein netter Vampirkerl.«
»Ich bin nicht sicher, dass es so etwas gibt«, sagte sie leise.
»An manchen Tagen bin ich da auch nicht sicher.« Eine Weile fuhren wir schweigend dahin.
»Ach, erzähl doch mal von Bon Temps«, meinte Amelia schließlich, um das Gespräch wieder aufzunehmen.
Und so sprach ich über die Stadt, in der ich lebte, die Bar, in der ich arbeitete, und die Junggesellinnenparty, auf die ich eingeladen war, und über die bevorstehenden Hochzeiten.
»Klingt richtig gut«, sagte Amelia. »Hey, ich weiß, dass ich mich mehr oder weniger selbst eingeladen habe. Du hast doch hoffentlich nichts dagegen - ich meine, ganz ehrlich?«
»Nein«, erwiderte ich so unverzüglich, dass ich selbst staunte. »Nein, ich freue mich, wenn ich mal Gesellschaft habe ... eine Zeit lang«, fügte ich vorsichtig hinzu. »Was machst du eigentlich mit deinem Haus in New Orleans, während du weg bist?«
»Everett sagt, er würde gern im oberen Apartment wohnen. Mit seiner Mutter wird es wohl immer schwieriger. Da er bei Cataliades einen ziemlich guten Job hat, kann er es sich leisten. Er gießt meine Pflanzen und kümmert sich um alles, bis ich wieder da bin. Und er kann mir ja auch immer Mails schreiben.« Amelia hatte ihr Notebook mitgenommen. Es würde also zum ersten Mal ein Computer im Hause Stackhouse Einzug halten. Eine kurze Pause trat ein, und dann sagte sie mit einem Zögern in der Stimme: »Wie geht es dir denn jetzt? Ich meine, wegen deines Ex und all dem?«
Ich dachte nach. »Ich habe ein großes Loch im Herzen. Aber es wird wieder zuwachsen.«
»Ich will ja nicht wie so ein Psychoheini klingen, aber pass auf, dass unter der Narbe der Schmerz nicht weiterfrisst, okay?«
»Ein guter Rat«, erwiderte ich. »Ich werde darauf achten.«
Ich war nur ein paar Tage lang weg gewesen, aber es waren ereignisreiche Tage gewesen. Während wir uns Bon Temps näherten, fragte ich mich, ob Tanya es wohl geschafft hatte, mit Sam auszugehen, und ob ich Sam von Tanyas Rolle als Spionin erzählen sollte. Eric würde sich meinetwegen keine Gedanken mehr zu machen brauchen, denn unser großes Geheimnis war keines mehr, und er hatte keinen Zugriff mehr auf mich. Ob die Pelts ihr Versprechen wohl halten würden? Bill würde vielleicht auf eine lange Reise gehen, und vielleicht würde ihm unterwegs irgendwo ein Pfahl in die Brust getrieben.
Von Jason hatte ich während meines Aufenthalts in New Orleans gar nichts gehört. Ob er noch immer plante zu heiraten? Hoffentlich hatte sich Crystal wieder erholt. Ich fragte mich nur, wie sie Dr. Ludwig bezahlt haben mochten, über die Krankenversicherung? Und die Doppelhochzeit im Hause Bellefleur würde sicher ein interessantes Event werden, sogar wenn ich auf der Feier arbeiten musste.
Ich holte tief Luft. Mein Leben war gar nicht so schlecht, sagte ich mir selbst, und langsam begann ich zu glauben, dass das wirklich stimmte. Ich hatte einen neuen Freund - na ja, vielleicht; ich hatte eine neue Freundin - auf jeden Fall; und es gab Ereignisse, auf die ich mich freuen konnte. Das war doch alles in allem ziemlich gut, und dafür sollte ich dankbar sein.
Was war also schon dabei, wenn ich verpflichtet war, im Gefolge der Königin an einer Vampirkonferenz teilzunehmen? Wir würden in einem eleganten Hotel wohnen, uns schick anziehen und eine Menge langweilige Besprechungen erleben, wenn das, was ich über Konferenzen gehört hatte, stimmte.
Meine Güte, das konnte ja wohl nicht so schlimm sein, oder?
Besser gar nicht erst darüber nachdenken.
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