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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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träumte nicht mehr. Plötzlich ging die Tür mit einem Schwung auf und fiel mit einem so lauten Knall wieder zu, dass Plotek erschrocken zusammenfuhr und die Augen aufriss. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, hätte er sie am liebsten gleich wieder zugemacht. Aber keine Chance. Lachend und mit Ploteks Reisetasche in der Hand stand Arno vor ihm.
    »Mensch, Plotek, was machst du denn für Sachen?«, fragte er, warf die Reisetasche auf den Boden und setzte sich neben Plotek auf die Bettkante.
    Was stellst du denn für blöde Fragen, dachte Plotek und überlegte krampfhaft, wie er dieser unangenehmen Situation entkommen konnte. Er warf Piotr, der längst wieder das Schachbrett aufgestellt hatte, einen Hilfe suchenden Blick zu.
    »Oder hast du dich nur wegen den geilen Schwestern hier einweisen lassen?«, fragte Arno und lachte sein aufgesetztes Altöttinger Wallfahrtslachen. Na ja, das war eben Arnos Humor. Und hatte mit Ploteks Humor überhaupt nichts zu tun. Auch Piotr hatte offenbar seine Probleme damit. Hinter Arnos Rücken machte er ganz schnell eine Scheibenwischerbewegung, was Plotek als ein unmissverständliches Zeichen deutete. Plotek nickte. Arno lachte noch immer übers ganze Gesicht.
    »Ich habe dich zuerst gar nicht gefunden«, sagte er.
    »Ich lag zuerst im Zimmer beim toten Fußballer«, erklärte Plotek.
    Arnos gute Stimmung war dahin. Gerade noch beschwingt freundlich machte er von einer Sekunde auf die andere eine todtraurige Miene.
    »Schreckliche Geschichte«, schluchzte er und sah aus, als wollte er gleich anfangen zu weinen. Ohne dass Plotek ihn gefragt hätte, erzählte Arno bereitwillig, warum er plötzlich nur noch wie ein Häufchen Elend auf der Bettkante saß.
    »Jo Hillebrand war ein großartiger Spieler«, sagte er und seufzte. »Ich hatte ihn unter Vertrag. Er war mein Schützling, verstehst du?«
    Unentschlossenes Nicken von Plotek und Achselzucken von Piotr.
    »Und das beste Pferd im Stall, nachdem Ivo Jovanovic den Löffel abgegeben hat«, fügte Arno hinzu. »Hinter Jo waren alle her. Und die Preise stiegen wie die Aktien nach Massenentlassungen.« Er sah zu dem kleinen Fernseher knapp unter der Decke hinauf, als wäre der Kurs mittlerweile dort oben angekommen. »Nächste Woche hätte der Deal perfekt gemacht werden sollen. Alles war paletti, Gehalt, Laufzeit, Werbeverträge, Provision. Die Bayern hätten nur noch unterschreiben müssen.«
    Er stand auf und ging unruhig auf und ab.
    »Und jetzt ist alles futsch«, sagte er und raufte sich die Haare.
    Du Armer, dachte Plotek, kannst du dir eben ein Reihenhaus weniger kaufen. Und Piotr schien ähnlich zu denken, zumindest konnte man sein dezentes Grinsen so deuten.
    »Das ist natürlich kein Zufall«, sagte Arno leise und mit eindringlicher Stimme. Er setzte sich wieder auf Ploteks Bettkante und beugte sich zu ihm hinunter. »Da steckt ein brutales Kalkül dahinter. Irgendjemand hat es da nicht nur auf den deutschen Fußballnachwuchs, sondern auch auf mich abgesehen.« Arno ballte die Hände vor Wut.
    Plotek zuckte die Schultern und Piotr sagte: »Die Liga-Mafia vielleicht, wenn es so etwas gibt.« Mit seinem osteuropäischen Akzent klang er hundertprozentig überzeugend.
    Arno zuckte zusammen und sah Piotr jetzt aufmerksam an.
    »Der Mann ist Hellseher«, sagte er und nickte Piotr anerkennend zu. Ernst und nachdenklich wandte er sich wieder an Plotek. »Aber das finde ich schon noch heraus. Und wehe dem!«
    Er ließ seine Finger knacken und raufte sich die Haare. Plotek zuckte die Schultern und Piotr machte eine Scheibenwischerbewegung.
    Arno stand auf und sah wieder zur Decke hinauf, wo lautlos der Fernseher lief, den ganzen Tag ununterbrochen. Einen Moment lang verfolgte er die vormittägliche Talkshow, bei der sich schlecht gekleidete, dicke Menschen mit extremen Hautproblemen pausenlos anschrien.
    »Mach doch mal lauter«, sagte Arno, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, »die kenne ich.«
    Piotr drückte auf der Fernbedienung herum, sodass der Apparat plötzlich anfing zu sprechen. Eine dicke Frau, die in einen Korbstuhl gequetscht war, brüllte so sehr, dass ihr Gesicht rot anlief und die Adern an den Schläfen schnürsenkeldick anschwollen. »Immer glotzt er, und wenn ich mal was sehen will, nimmt er mir die Fernbedienung weg.«
    »Das ist die Merz Monika«, sagte Arno, »die Maria Magdalena der Passionsspiele aus Altötting, erinnerst du dich?«
    Klar, dachte Plotek, mein Gott, ist die fett geworden. Und hässlich. Da sieht

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