Band 5 - Blutlied
Aber ich versuchte natürlich auch nicht, für meinen Boss die Unterwelt von Cincy zu leiten.
»Knöpfe und Schnal en?«, fragte er, als er sein Handy aufklappte. »Das funktioniert viel eicht auch.« Dann verschwand sein Lächeln, und er sprach ins Telefon: »Hier ist Felps.«
Ich ließ mich zurückfal en und genoss es, einfach nur daran zu denken.
»Hey, Ivy. Was ist los?« Ich richtete mich auf. Dann erinnerte ich mich an mein Telefon, zog es heraus und schaute darauf. Dreck, ich hatte vier Anrufe verpasst. Aber ich erkannte die Nummer nicht.
»Direkt neben mir«, sagte Kisten mit einem Blick zu mir, und Sorge stieg in mir auf. »Sicher«, sagte er und gab mir das Telefon.
Oh Gott, was jetzt?
»Ist es Jenks?«
»Nein«, sagte Ivys wütende Stimme, und ich entspannte mich. »Es ist dein Werwolf.«
»David?«, stammelte ich, während Kisten auf den Parkplatz der Fahrschule fuhr.
»Er hat versucht, dich zu erreichen«, erklärte Ivy, und ihr Ton war jetzt gleichzeitig genervt und besorgt. »Er sagt -bist du bereit? -, er sagt, er tötet Frauen und erinnert sich nicht daran. Könntest du ihn bitte anrufen? Er hat hier al ein in den letzten drei Minuten zweimal angerufen.«
Ich wol te lachen, konnte aber nicht. Die Werwolf-Morde, die die I.S. zu vertuschen versuchte. Der Dämon, der mein Wohnzimmer auf der Suche nach dem Fokus auseinandernahm. Scheiße.
»Okay«, sagte ich leise. »Danke. Bye.«
»Rachel?«
Ihre Stimme hatte sich verändert. Ich war durcheinander, und sie wusste es. Ich atmete tief ein und versuchte, ein wenig Ruhe zu finden. »Ja?«
Ich konnte an ihrem Zögern hören, dass sie nicht überzeugt war, aber sie wusste, dass, egal was es war, ich nicht wirklich panisch war. Noch nicht.
»Pass auf dich auf«, sagte sie angespannt. »Und ruf mich an, wenn du mich brauchst.«
Meine Anspannung ließ ein wenig nach. Es war schön, Freunde zu haben. »Danke. Mache ich.«
Ich legte auf, schaute in Kistens ausdrucksstarke Augen, die eine Erklärung verlangten, und zuckte dann zusammen, als mein Telefon anfing zu vibrieren. Ich atmete noch mal ein, griff danach und schaute auf die Nummer. Es war Davids.
Jetzt erkannte ich sie.
»Nimmst du den an?«, fragte Kisten. Seine Hände lagen immer noch auf dem Lenkrad, obwohl wir standen.
Ich beobachtete, wie auf dem Parkplatz neben uns ein Mädchen die Tür des Minivans ihrer Mutter zuknal te. Mit hüpfendem Pferdeschwanz und sich pausenlos bewegendem Mund wanderte sie mit einer Freundin zum Kurs. Sie verschwanden hinter den Glastüren. Die Frau hinter dem Lenkrad wischte sich die Augen und beobachtete sie im Rückspiegel. Kisten lehnte sich vor, damit ich ihn ansah. Das Telefon vibrierte wieder, und ein bitteres Lächeln hob meine Mundwinkel, als ich es aufklappte.
Irgendwie glaubte ich nicht, dass ich es zum Kurs schaffen würde.
8
Davids Hand zitterte fast unmerklich, als er das Glas mit kaltem Wasser annahm. Er hielt es für einen Moment an die Stirn, während er sich sammelte, nahm dann einen Schluck und stel te es auf dem massiven Eschen-Couchtisch vor uns ab.
»Danke«, sagte der kleine Mann, stützte seine El bogen auf die Knie und ließ den Kopf in die Hände sinken.
Ich tätschelte seine Schulter und rutschte auf seiner Couch ein wenig von ihm weg. Kisten stand mit dem Rücken zu uns neben dem Fernseher und schaute sich Davids Sammlung von Säbeln aus dem Bürgerkrieg an, die in einer verschlossenen Vitrine lagen. Der leichte, nicht unangenehme Geruch nach Werwolf stieg mir in die Nase.
David war ein Wrack, und ich teilte meine Aufmerksamkeit zwischen dem erschütterten Mann im Geschäftsanzug und seinem aufgeräumten und offensichtlich von einem Junggesel en bewohnten Haus. Es hatte die üblichen zwei Stockwerke, und die gesamte Baureihe war ungefähr fünf oder zehn Jahre alt. Der Teppich war wahrscheinlich noch nie ausgetauscht worden, und ich fragte mich, ob er es wohl gemietet hatte oder ob es ihm gehörte.
Wir waren im Wohnzimmer. Auf einer Seite des sorgfältig gestalteten kleinen Gartens lag ein Parkplatz. Auf der anderen Seite, hinter der Küche und dem Essbereich, gab es einen großen öffentlichen Hof. Die anderen Apartments waren weit genug weg, um al ein durch ihre Entfernung ein gewisses Maß an Privatsphäre zu gewährleisten. Die Wände waren dick, daher die Ruhe, und die elegante Tapete in verschiedenen Brauntönen sagte mir, dass er das Haus selbst eingerichtet hatte. Besitzer, entschied ich und erinnerte mich daran,
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