Band 5 - Blutlied
dass der Job als Versicherungsvertreter für Were Insurances nicht schlecht bezahlt war, dafür, dass man die ganze Geschichte aus unwil igen Versicherungskunden herausholte, die versuchten, den wahren Grund zu verbergen, warum ihr Weihnachtsbaum plötzlich in Flammen stand und das gesamte Wohnzimmer abgefackelt war.
Obwohl sein Apartment ein Ort der Ruhe war, sah der Werwolf selbst mitgenommen aus. David war ein Einzelgänger, was hieß, dass er die Stärke und das Charisma eines Alphas hatte, ohne gleichzeitig die damit einhergehende Verantwortung zu tragen. Technisch gesehen war ich sein Rudel, eine Abmachung auf dem Papier, die uns beiden half. Für David bedeutete sie, dass er nicht gefeuert wurde, und ich erhielt die Möglichkeit, meine Versicherung zu einem unglaublich günstigen Satz zu bekommen.
Eigentlich beschränkte sich das Verhältnis zwischen uns darauf, aber ich wusste, dass er mich auch dazu benutzte, weibliche Werwölfe davon abzuhalten, sich in sein Leben zu drängen.
Mein Blick landete auf einem dicken schwarzen Buch neben seinem Telefon. Offensichtlich lässt er trotzdem nichts anbrennen, wenn es um Dates geht. Verflixt, er brauchte ein Gummiband, um das Buch zuzuhalten.
»Besser?«, fragte ich, und David schaute auf. Seine wunderschönen, tiefbraunen Augen waren angstvol aufgerissen, was an ihm völ ig falsch aussah. Er hatte einen fantastischen durchtrainierten Körper, der dafür gemacht war, zu laufen, auch wenn er unter dem Anzug versteckt war.
Offensichtlich war er auf dem Weg ins Büro gewesen, als das geschehen war, was ihn jetzt so aufregte. Es machte mir Sorgen, dass etwas ihn so aus dem Gleichgewicht bringen konnte. David war die stabilste Person, die ich kannte.
Die Schuhe unter dem Couchtisch glänzten, und er war glatt rasiert. Nicht mal eine Andeutung von schwarzen Bartstoppeln zeigte sich auf seinem sonnengebräunten, ein wenig rauen Gesicht. Ich hatte ihn in einem bodenlangen Mantel und Cowboyhut gesehen, während er mich beschattet hatte, und er hatte ausgesehen wie Van Helsing; sein prachtvol es schwarzes Haar war lang und gelockt, und seine dichten Augenbrauen gaben seinem Gesicht Kontur. Er hatte auch ungefähr so viel Selbstbewusstsein wie die fiktive Figur, aber momentan war es von Sorge überlagert.
»Nein«, sagte er mit leiser und trotzdem durchdringender Stimme. »Ich glaube, ich töte meine Freundinnen.«
Kisten drehte sich um, und ich hielt die Hand hoch, um zu verhindern, dass der Vampir irgendetwas Dummes sagte.
David war absolut vernünftig und als Versicherungsagent war er schnel , gerissen und schwer zu überraschen. Wenn er glaubte, dass er seine Freundinnen tötete, dann gab es dafür einen Grund.
»Ich höre zu«, sagte ich, und David holte tief Luft und zwang sich dazu, sich aufrecht hinzusetzen, auch wenn er immer noch auf der äußersten Couchkante saß.
»Ich habe versucht, fürs Wochenende ein Date zu finden«, begann er und warf einen kurzen Blick zu
»Zum Vol mond?«, unterbrach Kisten und fing sich damit sowohl von mir als auch von David einen genervten Blick ein.
»Der Vol mond ist erst am Montag«, sagte der Werwolf.
»Und ich bin kein Col egejunge, der auf Eisenhut ist und deine Bar auseinandernimmt. Ich habe zu Vol mond genauso viel Kontrol e über mich wie du auch.«
Offensichtlich war das ein wunder Punkt, und Kisten hob entschuldigend eine Hand. »Verzeihung.«
Die Spannung im Raum ließ nach, und Davids unruhiger Blick fiel auf das Adressbuch neben dem Telefon. »Serena hat mich gestern Nacht angerufen und gefragt, ob ich die Grippe hätte.« Er schaute kurz zu mir und dann wieder weg.
»Was ich seltsam fand, weil Sommer ist, aber dann habe ich Kal y angerufen, um zu schauen, ob sie Zeit hat, und sie fragte mich dasselbe.«
Kisten lachte leise. »Du hast dich in einer Woche mit zwei Frauen getroffen?«
David zog die Augenbrauen zusammen. »Nein, da lag eine Woche dazwischen. Also habe ich noch ein paar andere Frauen angerufen, nachdem ich von keiner von ihnen seit einem Monat etwas gehört hatte.«
»Mr. Peabody, die Nachfrage nach ihnen ist hoch, hm?«
»Kisten«, murmelte ich, weil mir die Anspielung auf den alten Cartoon nicht gefiel. »Hör auf.«
Davids Katze beäugte mich von der Treppe aus. Ich versuchte nicht mal, sie zu mir zu locken.
David ließ sich von dem lebenden Vampir nicht einschüchtern. Nicht hier, in seinem eigenen Apartment.
»Ja«, sagte er angriffslustig. »Ist sie wirklich. Wil st du auf der
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