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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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ignorierte es. »Du hast völlig recht. Ich fange von vorn an. Ohne Möbel. Ohne Mann. Da, wo ich vor zwei Jahren schon mal war.«
    Sie schob ihren Stuhl zurück, erhob sich und brachte ihr leeres Glas zur Spüle. Er stand ebenfalls auf, stellte sich hinter sie und blickte auf sie herab. »Du wirst es diesmal besser machen, was?« Sie drehte sich zu ihm um. Er war groß, über einsachtzig. Ihr Scheitel reichte ihm kaum bis zum Kinn. Seine Wimpern beschatteten goldene Tigeraugen, in denen ihr miniaturisiertes Ebenbild funkelte. Eine kleine, perfekte, schwarz angezogene Puppe. Sie tippte mit dem Finger an den Griff des Messers, das Fabio in den Fisch gespießt hatte. Das Heft federte zurück; die Spitze der Klinge steckte in dem Brett fest, auf dem der Fisch lag. »Ja. Ich werde es besser machen.«

3 . Kapitel

    Ein Mann überquerte mit raschen Schritten die Place Vendôme im Herzen von Paris. Er beeilte sich, um der sengenden Mittagshitze zu entkommen. An der von Luxuslimousinen gesäumten Zufahrt zum Ritz-Hotel herrschte trotz der hohen Temperaturen die übliche Geschäftigkeit. Livrierte Chauffeure lehnten mit verschränkten Armen an den schimmernden Karosserien der Nobelkutschen. Ein hemdsärmeliger Junge mit hochrotem Nacken kniete vor einem Rolls und polierte die Kühlerfigur.
    Der Mann schenkte ihm keinen Blick, als er an ihm vorbeiging. Die Drehtür des Ritz setzte sich wie von Geisterhand vor ihm in Bewegung und öffnete ihm den Zugang ins Innere des Hotels. Er atmete tief ein und hielt für Sekunden die Luft an, wie immer, wenn er in diese Eingangshalle kam. Er empfing die Eindrücke von vergoldeten Lüstern, schweren orientalischen Teppichen in endlosen Gängen, kostbaren Gemälden an den Wänden, der Luxus war wie eine körperliche Berührung. Er spürte die Präsenz zahlloser unaufdringlicher Bediensteter. Die Atmosphäre von Reichtum und Überfluß verursachte ihm leichtes Unbehagen, und er wünschte sich inbrünstig, alles möge schon vorbei sein.
    Er nahm den Aufzug. Die Tür zu seiner Suite war nicht verschlossen. Es war noch ein anderer Mann anwesend, etwa sechzig Jahre alt, mittelgroß und schlank. Er stand im Salon, unter dem Kronleuchter, der von der stuckverzierten Decke herabhing und sein mattes Licht auf die samtbespannte Sitzgarnitur an der Stirnseite des Raumes warf und einen silbrigen Schimmer im eisengrauen Haar des Mannes erzeugte, als dieser sich kurz zu dem Neuankömmling umwandte. Er hob die buschigen Brauen, die das Gletscherblau seiner Augen betonten. »Hallo, Strass«, sagte er kurz. Weiter schenkte er dem Mann, der gerade die Suite betreten hatte und sich jetzt schnaufend in einen der Sessel fallen ließ, keine Beachtung. Mit abgezirkelten Bewegungen drehte er sich vor einem hohen Wandspiegel, der neben einer Marmorsäule mit vergoldetem Kapitell angebracht war, und betrachtete seine Erscheinung. Er trug einen hellen Anzug, der in Form und Schnitt an einen Tropenanzug aus einem der alten Hollywoodfilme erinnerte. Er öffnete den Mund, schloß ihn wieder, blies die Backen auf und lockerte seine Gesichtsmuskulatur. Er strich sich die Haare aus der Stirn und musterte sich im Spiegel. Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Schließlich zog er einen Inhalator aus der Tasche seines Anzugs, schob ihn sich in den Mund und machte einige tiefe, keuchende Atemzüge. Er hüstelte, verstaute das Ding wieder und sagte mit sonorer, klarer Stimme. »Ich bin ein ungemein reicher Mann.«
    »Amery, Sie übertreiben«, sagte Strass. »Denken Sie daran, noch ein Reinfall, und das Ding ist gestorben.«
    »Was soll das? Sie wissen, daß ich es hasse, wenn Sie mir auf diese Art kommen. Ich kann so nicht arbeiten.« Der Mann vor dem Spiegel bedachte den anderen mit verärgerten Blicken. Strass lümmelte auf die übliche ungezogene Art in dem Sessel, in einer Haltung, die seine beklagenswerten Defizite an Bildung und Erziehung offenbarte.
    Strass war stiernackig und übergewichtig. Sein Bauch quoll aus dem Bund der zu engen Hose, seine Beine hatte er weit von sich gestreckt, um es bequemer zu haben. Auf seinem feisten, rötlichen Gesicht und der Stirnglatze perlte der Schweiß. Er war zehn fahre jünger als Amery, sah aber älter aus.
    Amery wandte sich naserümpfend ab und sagte zu seinem Spiegelbild: »Es kommt eine Zeit zu nehmen, und es kommt eine Zeit zu geben. Ich gebe die Hälfte meines Vermögens, aber ich bleibe dennoch einer der reichsten Männer der Welt. Ich bin ein ungemein begüterter

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