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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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findet sich ein besonders häßliches Seeungeheuer am Portiko, eine Mischung aus Igelfisch und Flügelschlange, mit einem glotzenden Auge, zwei Zungen, Sägezähnen und einem Geißelschwanz.
    … Die Kiotliqi haben beschlossen, ihre Ahnen seien über See von einer versunkenen Insel im Lysangrischen Ozean hierher gekommen. Bei dieser Reise wurden sie angeblich von Fischen, Tang und Wellen in selbstloser Freundlichkeit unterstützt; zum Dank haben sie geschworen, die Geschöpfe des Meeres und das Meer selbst nie wieder zu behelligen. Also stellen sie die hilfreichen Meeresbewohner als Ungeheuer dar. Kein Bewohner von Kiotliq und Umgebung kann schwimmen. Diese Menschen leben am Meer und an der Mündung eines Flusses, fischen manchmal mit Netzen, die sie an langen Stangen befestigt haben, gehen dabei aber weder ins Wasser, noch bauen sie etwa Boote. Sie essen auch den Fisch nicht, den sie fangen, sondern werfen ihn wieder zurück. Das macht auch den Handel mit ihnen so schwierig. Es wäre kein Problem, Kiotliq von See her anzulaufen, aber davon wollen sie nichts wissen. Alles hat über Land zu geschehen …
    … ›Seevergeuder‹ ist ein Schimpfwort für jene, die das Meer nicht in Abscheu ehren, sondern durch Gleichgültigkeit oder gar Nutzung schmähen – also alle Nicht-Kiotliqi … Einer der vielen Sammelbegriffe für Ekelhaftes oder Bela stendes ist ›Würgetang‹; auch sagt man ›eher sollen mir Flossen sprießen, als daß ich …‹. Der in einem demonstrativ defek ten, kieloben liegenden Steinboot tagende Rat besteht aus ›Bo denbürgen‹; diese ehrende Bezeichnung für alle, die in Abkehr vom göttlichen Meer dem profanen Boden schmähend huldigen, gilt per extensionem auch für Kiotliqi, die den Rat für überflüssig halten …«
     
2. Kapitel
     
    Eine Stunde vor Sonnenaufgang erzählte Saravyi noch immer. Der alte Mann winkte, als sie dem Bach talauf folgten. Barakuda klopfte auf die Tasche mit dem kleinen Aufnah megerät, und Savinnik klatschte.
    Talsilaq ging voran. Der stämmige, wortkarge Muli hatte einige Zeit zum technischen Personal einer der zahlreichen Wanderbühnen von Golgit gehört und behauptete, die Gegend zu kennen. Barakuda kannte sie nur flüchtig und vom Überfliegen in seiner Zeit als Sekretär für Sicherheit. Der Weg führte zwischen dem Bach und den Feuermoos-Flächen aufwärts zu einem kleinen Paß, hinter dem eine auch von Karawanen benutzte Nord-Süd-Straße verlief. T’unga ging am Ende der Gruppe; in der Mitte schwebten drei Medikrobots. Ihre Antigrav-Aggregate reichten nicht aus, Menschen als »Marschgepäck« zu tragen. Die beiden Wissenschaftler debattierten halblaut über das graugrüne Feuermoos und den unerforschten Vorgang der Selbstzündung. Tagsüber speicherten die Pflanzen Sonnenlicht und Hitze. Das Moos gedieh nur auf sauren Böden, denen es Mineralsalze und andere Elemente entzog; bis zum mittleren Frühjahr erreichten die Kissen eine Höhe von fast eineinhalb Metern. In kalten Jahren bestand immer die Gefahr der Pe trifizierung; erst bei Tagestemperaturen über 21,4°C konnten die Pflanzen genug Energie speichern, um jenen Vorgang einzuleiten, den die Commonwealth-Biologen ei nigermaßen hilflos als »paraosmotische Reduktions-Verbrennung« bezeichneten. Die gespeicherte Energie verflüssigte bestimmte aufgenommene Mineralstoffe zu Säuren, die die Moossubstanz angriffen und die übrigen Mineralien zersetzten. Das Zersetzungsprodukt, ein klebriges, ätzendes Koagulat, wurde abermals zersetzt und in einer kalten Gasflamme abgegeben. Die Selbstzündung fand statt, wenn die Lufttemperatur nach Sonnenuntergang unter 18,2°C absank; wie sie funktionierte, war rätselhaft. Bis zum Herbstende schrumpften die Moose zu einem wenige Zentimeter dicken Teppich zusammen. Die Shil nutzten sie, um übersäuerte Böden zu sanieren, wobei in kälteren Gebieten abgeflämmt werden mußte.
    Als sie den kleinen Paß erreichten, ging die Sonne auf. Die Nord-Süd-Route jenseits der Berge war schon zu dieser Stunde belebt; die Wahl in Golgit lockte mit ihren Begleiterscheinungen Shil aus dem ganzen Einzugsgebiet der Stadt an.
    »Verstehen Sie jetzt, weshalb ich in den letzten Tagen ein bißchen zur Eile gedrängt habe?«
    Töröcsik klopfte Barakuda auf die Schulter. »Alles klar, Chef.« Er grinste. »Ein schöner Morgen und ein feines Schauspiel. Und wenn die alle in Golgit sind, haben wir es mit dem Überprüfen der Impfnarben leichter. Dann sind sie alle zusammen.«
    Zwei

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