Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate
Liebe Leserinnen und Leser,
ich möchte mich bei allen herzlich bedanken, die meine Romane Smaragdvogel, Das Mondamulett und Der Lotusgarten gelesen haben.
Für meinen neuesten Roman Der Duft von Safran habe ich mich zur Recherche ins geheimnisvolle Marokko begeben.
Meine ersten Eindrücke waren überwältigend: die Sonne ein roter Feuerball am Abendhimmel, die Gebete von den Minaretten, der Duft von Orangen und exotischen Blumen in der warmen Luft. All das hat mich darin bestärkt, dass Marokko genau der richtige Ort für meine Heldin Sidonie O’Shea sein würde. Auch wenn meine Geschichte 1930 spielt, so steht Sidonie stellvertretend für viele Frauen, unabhängig davon, aus welcher Kultur und Zeit sie stammen, die auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt sind.
Die junge Sidonie lebt zurückgezogen in einer amerikanischen Kleinstadt und glaubt, ihr Leben würde ewig so weitergehen. Doch dann geschieht eine Tragödie, die sie völlig aus dem Gleichgewicht bringt und durch die sie dem charismatischen Arzt Dr. Etienne Duverger begegnet. Er ist der erste Mann, der Sidonie jemals Liebe geschenkt hat. Als er plötzlich spurlos verschwindet, macht sich Sidonie allein und voller Verzweiflung auf die lange Reise ins ferne Marokko, wo sie ihren Geliebten vermutet. Und als sie endlich in Marrakesch ankommt, erfährt sie Dinge, die sie zutiefst erschüttern und sie zwingen, alles, woran sie glaubte, in Frage zu stellen.
Marokko und seine reiche Kultur üben eine große Faszination auf mich aus. Ich wollte das Land mit all meinen Sinnen aufnehmen und durch Sidonie lebendig werden lassen: nicht nur das Leben in der vibrierenden, antiken Stadt Marrakesch, sondern auch Eindrücke der abenteuerlichen und beschwerlichen Reise durch das Land. Frauen, die am Flussufer farbenfrohe Kleider waschen; fröhlich winkende, verstaubte Kinder; Männer, die ihre Esel mit bloßen Fersen antreiben; die atemberaubende Kulisse grüner Täler zwischen kargen Bergen; der wirbelnde Tanz der Berber in ihren blauen Kaftanen, die sich zu Trommeln und Händeklatschen bewegen; Nomadenfrauen mit Hennatattoos an Händen, Füßen und in den Gesichtern; wilde Kamele und in den kalten Nächten eine so tiefe Stille, dass man sie wie eine Melodie wahrnimmt. Sidonie sollte wie ich in einem Nomadenzelt mitten in der Sahara liegen, unter Decken aus Ziegenfell, die Einsamkeit des weiten Landes erfahren, aber auch die Geschäftigkeit einer Stadt.
Wie würde sie mit diesen fremden Erfahrungen zurechtkommen? Sie ist eine zerbrechliche Heldin, als sie in Marokko ankommt. Doch sie nimmt die Herausforderungen dieses exotischen Landes an und verändert sich. Sie beginnt statt zarter Aquarelle farbkräftige Ölbilder zu malen, und sie lernt, voller Hingabe zu lieben.
Es ist eine Geschichte um dunkle Geheimnisse und Lügen, um Zauberkraft und wilde Leidenschaft und darüber, wie eine Frau ihre eigenen ungeahnten Stärken entdeckt und ihr Glück findet.
Ich hoffe, Sie werden Sidonie in Ihr Herz schließen, sie voller Spannung auf ihrer Reise begleiten und in Der Duft von Safran die Magie und Schönheit Marokkos entdecken.
Mit herzlichen Grüßen
Die Nacht bringt Sterne hervor, so wie die Sorge
uns die Wahrheit offenbart.
Philip James Bailey
EINS
Straße von Gibraltar
April 1930
W ir waren in den Levante geraten. Dieses Wort hörte ich zum ersten Mal, als ein Grüppchen von Spaniern an Deck kam, die aufs Meer hinausdeuteten und die Köpfe schüttelten.
Viento de Levante, sagte einer von ihnen laut, spuckte aus und fügte etwas hinzu, was ich nicht verstand, doch an seinem missmutigen Gesichtsausdruck konnte ich unschwer erkennen, dass es sich um einen Fluch handelte. Dann küsste er das Kreuz, das er um den Hals trug.
Die Spanier begaben sich zum Deckaufbau der Fähre, wo sie sich mit dem Rücken zur Wand auf die Fersen hockten. Die Hand schützend vor die Flamme gehalten, versuchten sie, sich ihre kleinen, selbst gedrehten Zigaretten anzuzünden. Plötzlich zog ein feuchter, immer dichter werdender Nebel auf. Dies wie auch die Tatsache, dass die Spanier ihre Kreuze geküsst hatten, schien mir ein eher beunruhigendes Vorzeichen.
» Entschuldigen Sie«, sagte ich zu dem Mann in mittleren Jahren, der neben mir an der Reling stand. Als wir an Bord gegangen waren, hatte ich ihn mit einem Gepäckträger Englisch reden hören, daher wusste ich, dass er, wie ich, Amerikaner war. Seine aufgedunsenen, rot geäderten Wangen und die Tränensäcke unter den Augen
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