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Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)

Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)

Titel: Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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verflüssigt wurden.
    Wütend, vor allem über sich selbst und seine mangelnden Kenntnisse auf entlegenen Wissensgebieten, bereitete er Anweisungen an seine Kundschafter im Norden vor. Dann führte er ein längeres Gespräch mit dem Präfekten der Gendarmerie, und schließlich verfaßte er einen knappen Bericht, der am späten Nachmittag verschlüsselt über Hyperfunk nach Gaia abgestrahlt wurde, an die für Rauschgifte zuständige Abteilung des Sicherheitsbüros in Atenoa.
    Kurz bevor er seinen Schreibtisch verließ, erreichte ihn ein Routinebericht von Tugrik. Die Zhumzhum kreuzte gegen den frischen Westnordwestwind und kam nur langsam voran; keine besonderen Vorkommnisse.
    Von dem Wind, der die Zhumzhum behinderte, war in Cadhras noch nichts zu spüren; der Sommer war schwül. Barakuda machte einen kleinen Umweg, wanderte über die Esplanade, leerte auf der Terrasse des Vistamari eine Kanne Tee und einen Teller mit gebratenen Fischfilets. Die gutgelaunten, gebräunten Gesichter der Touristen machten sein Herz nicht leichter. Er ging zum Hafen, ignorierte die offene Tür des Meeresleuchtens und stieg zu seiner Wohnung empor. Begheli hatte frei; sie steckte irgendwann am Abend den Kopf in Barakudas Wohnraum, riß ihn aus seinem Brüten und half ihm, Musik zu hören und Sampawein zu trinken.
    In dieser Nacht fand er kaum Schlaf. Er lauschte dem Knarren der Schiffe und dem Schwappen des Wassers im Hafenbecken, den ruhigen Atemzügen der Frau an seiner Seite, registrierte die langsame Vermischung des Geruchs der Körper, des Tabaks und des Weins mit dem Aroma von Fisch, Salz, Brackwasser, Segeln und Holz.
    Müde, zerschlagen und immer noch verdrossen, weil er das Gefühl hatte, etwas zu übersehen, machte er Frühstück. Begheli wählte ein zu Barakudas Laune passendes Musikstück und schob den Würfel ins Gerät. Unter die Geräusche des Hafens mischten sich die Klänge des osirischen Komponisten Singh Boncard - Aqua Smeralda, eine melancholische Suite für Glasharfe, Uillean Hpes, Fagott, Xylophon und Cembalo. In der Kochnische runzelte Dante bei den ersten Takten der Sarabande die Stirn. Bis die Pipes das Hauptthema wieder aufnahmen und den zweiten Satz, einen schnellen Jig, bestritten, waren der Toast fast verbrannt und die Eier viel zu hart. Er schleppte das Tablett in den Wohnraum. Begheli trug seinen Bademantel und musterte ihn.
    »Wir sind unwirsch, unrasiert, unangezogen, unausstehlich und baumeln vermutlich mit der Seele im Gegenwind. Paßt Boncard dazu?«
    Dante nickte nur. Die Glasharfe improvisierte über einem von Fagott und Xylophon durchgeführten Menuett.
    Am Ende des wenig überzeugenden Frühstücks stand Barakuda auf, stieg in eine helle Leinenhose, setzte sich wieder und zündete sich die erste Zigarette des Tages an. Das Cembalo raste durch einen chromatischen Quickstep mit bizarren Auflösungen, über dem die Pipes ein pentatonisches Lamento schweben ließ - Intermezzo: bren i kore de kadavraqua, Hirn und Herz der Wasserleiche.
    Begheli ging zum Regal. Sie nahm das Kästchen herunter, das Pinto abgezweigt hatte, drehte es hin und her, bewunderte die fugenlosen Kanten, strich über die milchige, weiße Oberfläche aus poliertem Fischbein und streichelte die Konstellationen der Quarzkristalle. Mit zögernden Synkopen erkundeten Harfe und Xylophon eine Fuge; das Cembalo färbte Abstände, die Zwischenräume wurden, aus denen das Fagott Auswege zu suchen schien. Eine zerbrechliche Passage, der eine gleichmütige Bordunpfeife Halt gab.
    Barakuda kam sich lächerlich vor; gleichzeitig erschien es ihm absurd, daß die Musik seiner Laune entsprach. Oder beeinflußte sie sie? Aber die ironischen Taktwechsel des Pasquill marin, bei denen Cembalo und Fagott einander abwechselnd überholten, hoben seine Stimmung nicht.
    Gleichgültig sah er zu, wie die junge Frau, die eine vertraute Kameradin war, den luftdicht schließenden Deckel des Kistchens hob und den Innenraum untersuchte.
    »Man könnte eigentlich deine ganzen musikubos hier drin unterbringen.« Sie deutete mit dem Kinn auf die unordentlich durcheinanderliegenden Würfel im Regal.
    Dante nickte, stand auf und suchte die wichtigen Dinge aus den Kleidungsstücken des Vortags zusammen - Geld, Schlüssel, Notizzettel. Er legte alles auf den Tisch und zog sich an.
    Es war auch zu dieser frühen Stunde schon unerträglich schwül; jede Bewegung führte zu sofortigen Schweißausbrüchen. Er goß Kaffee nach und betrachtete Beghelis geschickte Finger, die

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