Barcelona 02 - Das Spiel des Engels
Sie ganz genau verstehen, warum wir hier sind, in diesem Raum, mit heißem Kaffee und Zigaretten, und uns wie alte Freunde unterhalten. Wir sind hier, weil die Frau eines der reichsten Männer Barcelonas verschwunden ist und Sie als Einziger wissen, wo sie ist. Wir sind hier, weil sich der Vater Ihres Freundes Pedro Vidal, einer der mächtigsten Männer dieser Stadt und anscheinend ein alter Bekannter von Ihnen, für den Fall interessiert und meine Vorgesetzten freundlich gebeten hat, diese Information von Ihnen einzuholen, ehe wir Ihnen auch nur ein Haar krümmen, und alle weiteren Erwägungen auf später zu verschieben. Hätte er das nicht getan und hätte ich nicht darauf bestanden, eine Chance zu bekommen, die Sache auf meine Art zu klären, so säßen Sie jetzt im Kerker von Campo de la Bota, und anstatt mit mir zu reden, würden Sie sich direkt mit Marcos und Castelo unterhalten. Diese beiden – das zu Ihrer Information – sind übrigens der Ansicht, es sei alles reine Zeitverschwendung und gefährde das Leben von Señora Vidal, Ihnen nicht als Erstes mit einem Hammer die Knie zu zerschmettern, eine Meinung, der sich meine Vorgesetzten mit jeder Minute mehr anschließen dürften, weil sie denken, ich halte Sie aus Freundschaft an der langen Leine.«
Grandes wandte sich um und schaute mich mit verhaltenem Zorn an.
»Sie haben mir nicht zugehört«, sagte ich. »Sie haben nichts von dem vernommen, was ich Ihnen erzählt habe.«
»Ich habe Ihnen ganz genau zugehört, Martín. Ich habe gehört, wie Sie, dem Tode nahe und verzweifelt, mit einem mehr als mysteriösen Pariser Verleger, von dem nie jemand gehört und den nie jemand gesehen hat, einen Vertrag abgeschlossen haben, um, in Ihren eigenen Worten, für hunderttausend Francs eine neue Religion zu erfinden, nur um dann festzustellen, dass Sie in Wirklichkeit in ein finsteres Komplott geraten sind, in das auch ein Anwalt verwickelt ist, der vor fünfundzwanzig Jahren seinen eigenen Tod simuliert hat, ferner seine Geliebte, ein heruntergekommenes Revuegirl, und das alles, um einem Schicksal zu entkommen, das jetzt das Ihre ist. Ich habe gehört, wie dieses Schicksal Sie dazu gebracht hat, in ein verwunschenes Haus zu ziehen – eine Falle, in die schon Ihr Vorgänger, Diego Marlasca, getappt war –, und wo es für Sie offensichtlich wurde, dass jemand Sie verfolgte und alle umbrachte, die das Geheimnis eines Mannes hätten lüften können, welcher, Ihren Worten nach zu urteilen, fast so verrückt war wie Sie. Der Mann im Schatten, der die Identität eines ehemaligen Polizisten angenommen hat, um zu verbergen, dass er noch lebt, hat mithilfe seiner Geliebten eine Reihe Verbrechen begangen, ja sogar den Tod von Señor Sempere bewirkt, aus einem merkwürdigen Grund, den nicht einmal Sie erklären können.«
»Irene Sabino hat Sempere umgebracht, um ihm ein Buch zu stehlen. Ein Buch, von dem sie glaubte, dass es meine Seele enthalte.«
Grandes schlug sich mit der Hand an die Stirn, als sei soeben der Groschen gefallen.
»Natürlich. Wie dumm ich bin. Das erklärt alles. Wie das mit diesem schrecklichen Geheimnis, das Ihnen eine Strandhexe am Bogatell enthüllt hat. Die Hexe von Somorrostro. Das gefällt mir. Typisch für Sie. Also: Dieser Marlasca hat eine Seele gefangen genommen, um die seine zu tarnen und so einer Art Fluch zu entkommen. Sagen Sie, haben Sie das aus der Stadt der Verdammten, oder haben Sie sich das gerade aus den Fingern gesogen?«
»Ich habe mir gar nichts aus den Fingern gesogen.«
»Versetzen Sie sich in meine Lage, und überlegen Sie mal, ob Sie irgendetwas von dem glauben würden, was Sie da erzählt haben.«
»Vermutlich nicht. Aber ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
»Natürlich. Sie haben mir konkrete Angaben und Beweise geliefert, damit ich die Wahrhaftigkeit Ihres Berichts überprüfen kann, von Ihrem Besuch bei Dr. Trias über Ihr Konto bei der Bank Hispano Colonial, Ihren eigenen Grabstein in einer Werkstatt im Pueblo Nuevo bis hin zu der juristischen Verbindung zwischen einem Mann, den Sie Patron nennen, und der Anwaltskanzlei Valera, neben vielen anderen Details, die von Ihrer Erfahrung im Erfinden von Detektivgeschichten zeugen. Das Einzige, was Sie mir nicht erzählt haben und was ich, offen gestanden, zu Ihrem und zu meinem Besten zu hören gehofft hatte, ist, wo Cristina Sagnier ist.«
Mir wurde klar, dass mich in diesem Augenblick nur eine Lüge retten konnte. Sowie ich die Wahrheit über Cristina
Weitere Kostenlose Bücher