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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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weniger ein Freund als jemand, der mit meiner Arbeit zu tun hat. Ein Verleger. Gestern Abend war ich mit ihm zu einem Gespräch verabredet.«
    »Können Sie uns sagen, bis wann Sie mit dieser Person zusammen waren?«
    »Bis spät am Abend. Tatsächlich habe ich dann sogar die Nacht bei ihm verbracht.«
     
     
    »Ich verstehe. Und die Person, von der Sie sagen, sie hätte mit Ihrer Arbeit zu tun – wie heißt sie?«
    »Corelli. Andreas Corelli. Ein französischer Verleger.«
    Grandes notierte sich den Namen in einem kleinen Heft.
    »Der Name klingt eher italienisch«, bemerkte er. »Ich weiß gar nicht genau, welcher Nationalität er ist.«
    »Verstehe. Und dieser Señor Corelli, welcher Nationalität er auch sein mag, könnte bestätigen, dass er sich gestern Abend mit Ihnen getroffen hat?«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Vermutlich schon.«
    »Vermutlich?«
    »Ganz sicher sogar. Warum sollte er es nicht tun?«
    »Ich weiß es nicht, Señor Martín. Gibt es irgendeinen Grund, warum er es Ihrer Meinung nach nicht tun sollte?«
    »Nein.«
    »Dann wäre das Thema also erledigt.«
    Marcos und Castelo schauten mich an, als hätten sie nichts als Lügen von mir gehört.
    »Könnten Sie mir zum Schluss noch schildern, worum es in diesem Gespräch ging, das Sie gestern Abend mit diesem Verleger unbestimmter Nationalität führten?«
    »Señor Corelli hatte mich zu sich bestellt, um mir ein Angebot zu unterbreiten.«
    »Ein Angebot welcher Natur?«
     
     
    »Beruflicher Natur.«
    »Aha. Ein Buch zu schreiben vielleicht?«
    »Genau.«
    »Sagen Sie, ist es üblich, dass man nach einer geschäftlichen Besprechung beim, nun, beim Vertragspartner zuhause übernachtet?«
    »Nein.«
    »Aber Sie sagen mir, Sie hätten die Nacht bei diesem Verleger zuhause verbracht.«
    »Ich bin dortgeblieben, weil ich mich nicht wohlfühlte und mir den Heimweg nicht zutraute.«
    »Ist Ihnen vielleicht das Essen schlecht bekommen?«
    »Ich hatte in letzter Zeit gesundheitliche Probleme.«
    Grandes setzte eine bestürzte Miene auf und nickte.
    »Schwindelanfälle, Kopfschmerzen«, ergänzte ich.
    »Aber ich gehe recht in der Annahme, dass Sie sich mittlerweile besser fühlen?«
    »Ja. Viel besser.«
    »Freut mich. Jedenfalls sehen Sie beneidenswert aus. Ist es nicht so?«
    Castelo und Marcus nickten bedächtig.
    »Man könnte fast meinen, Ihnen sei ein großer Stein vom Herzen gefallen«, bemerkte der Inspektor.
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Ich meine die Schwindelanfälle und Beschwerden.«
    Es war zum Verzweifeln, wie sehr Grandes bei dieser Farce das Tempo vorgab.
    »Entschuldigen Sie meine Ignoranz hinsichtlich der Details Ihrer beruflichen Tätigkeit, Señor Martín, aber ist es nicht so, dass Sie mit den beiden Verlegern einen Vertrag unterschrieben hatten, der erst in sechs Jahren ausläuft?« »In fünf.«
    »Und hat Sie dieser Vertrag nicht sozusagen exklusiv an den Verlag von Barrido und Escobillas gebunden?«
    »So lauteten die Bestimmungen.«
    »Warum sollten Sie dann mit einem Konkurrenten ein Angebot besprechen, wenn Ihnen Ihr Vertrag verbietet, es anzunehmen?«
    »Es war nur ein Gespräch. Nichts weiter.«
    »Das aber in einen Abend bei diesem Herrn zuhause gemündet ist.«
    »Mein Vertrag verbietet mir nicht, mit Drittpersonen zu sprechen. Oder die Nacht außer Haus zu verbringen. Es steht mir frei, zu übernachten, wo ich will, und zu sprechen, mit wem ich will und worüber ich will.«
    »Natürlich. Ich wollte auch nichts anderes andeuten, aber danke, dass Sie diesen Punkt geklärt haben.«
    »Kann ich sonst noch etwas klären?«
    »Nur eine Kleinigkeit. Sollte der Verlag nach dem Tod von Señor Barrido und, falls er sich nicht erholt – aber da sei Gott vor –, dem von Señor Escobillas aufgelöst werden, so würde dasselbe auch mit Ihrem Vertrag passieren. Oder täusche ich mich?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich weiß nicht genau, nach welchem Modell der Verlag gegründet wurde.«
    »Aber wahrscheinlich wäre es so?«
    »Möglicherweise. Das müssten Sie den Anwalt der Verleger fragen.«
    »Das habe ich bereits getan. Und er hat mir bestätigt, dass es so wäre – sollte eintreten, was wir uns alle nicht wünschen, und Señor Escobillas das Zeitliche segnen.«
    »Dann haben Sie ja Ihre Antwort.«
    »Und Sie die volle Freiheit, das Angebot von Señor …«
    »Corelli.«
    »… von Señor Corelli anzunehmen. Sagen Sie, haben Sie es schon angenommen?«
    »Darf ich fragen, was das mit der Brandursache zu tun hat?«, gab ich

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