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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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frage.«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich glaube, die beiden Teilhaber hatten die Trägerschaft der Gesellschaft inne. Vermutlich gibt es irgendwelche Erben, aber möglicherweise löst sich die Gesellschaft als solche auf, wenn beide sterben sollten. Und damit auch meine Vertragsbindung. Das nehme ich jedenfalls an.«
    »Das heißt, wenn Escobillas, Gott möge mir verzeihen, ebenfalls abkratzt, sind Sie ein freier Mann.«
    Ich bejahte.
    »Das ist ja vielleicht ein Dilemma …«, murmelte Sempere.
    »Es kommt, wie es kommen muss.«
    Er nickte, aber ich merkte, dass ihn bei alledem etwas beunruhigte und er das Thema wechseln wollte.
    »Na ja. Jedenfalls kommen Sie wie gerufen – ich wollte Sie nämlich um einen Gefallen bitten.«
    »Stets zu Diensten.«
    »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass es Ihnen nicht passen wird.«
    »Wenn es mir passen würde, wäre es kein Gefallen, sondern ein Vergnügen. Und wenn es ein Gefallen für Sie ist, wird es auch ein Vergnügen sein.«
    »Es geht nicht direkt um mich. Ich erzähle es Ihnen, und dann entscheiden Sie. Ohne jede Verpflichtung, einverstanden?«
    Sempere stützte sich auf den Ladentisch und setzte seine Erzählermiene auf, die so viele Kindheitserinnerungen in mir wieder aufleben ließ.
    »Es geht um ein junges Mädchen, Isabella. Sie dürfte etwa siebzehn sein. Sehr aufgeweckt. Sie kommt dauernd vorbei, und ich leihe ihr Bücher aus. Sie sagt, sie wolle Schriftstellerin werden.«
    »Kommt mir bekannt vor«, sagte ich.
    »Jedenfalls hat sie mir vor einer Woche eine ihrer Erzählungen gegeben, nichts Umfangreiches, zwanzig oder dreißig Seiten, und mich um meine Meinung gebeten.«
    »Und?«
    Sempere senkte die Stimme, als sei die Angelegenheit so vertraulich wie ein Ermittlungsgeheimnis.
    »Meisterlich. Besser als neunundneunzig Prozent von allem, was in den letzten zwanzig Jahren veröffentlicht wurde.«
    »Ich hoffe, Sie zählen mich zum verbleibenden Prozent, sonst betrachte ich meine Eitelkeit als mit Füßen getreten und hinterhältig gemeuchelt.«
    »Darauf wollte ich hinaus. Isabella betet Sie an.«
    »Betet mich an? Mich?«
    »Ja, als wären Sie die schwarze Madonna von Montserrat und das Jesuskind in einem. Sie hat Die Stadt der Verdammten zehnmal von Anfang bis Ende gelesen, und nachdem ich ihr Die Schritte des Himmels gegeben hatte, sagte sie, wenn sie ein solches Buch zustande brächte, könnte sie dem Tod beruhigt entgegensehen.«
    »Das klingt nach einer Falle.«
    »Ich wusste ja, dass Sie sich mir entwinden würden.«
    »Ich entwinde mich nicht. Sie haben mir noch nicht gesagt, worin der Gefallen besteht.«
    »Das können Sie sich doch vorstellen.«
    Ich seufzte. Sempere schnalzte mit der Zunge.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, es werde Ihnen nicht passen.«
    »Dann bitten Sie mich um etwas anderes.«
    »Sie sollen nur mit ihr sprechen. Sie ermutigen, ihr Ratschläge geben … Sie anhören, etwas von ihr lesen und sie einweisen. Das wird Ihnen doch nicht so schwerfallen. Das Mädchen ist blitzgescheit. Sie wird Ihnen außerordentlich gefallen, Sie werden Freunde werden. Und sie kann als Ihre Assistentin arbeiten.«
    »Ich brauche keine Assistentin. Und schon gar keine, die ich nicht kenne.«
    »Dummes Zeug. Und überhaupt – Sie kennen sie bereits. Das sagt sie wenigstens. Sie sagt, sie kenne Sie seit Jahren, aber Sie würden sich sicherlich nicht an sie erinnern. Anscheinend sind ihre Einfaltspinsel von Eltern überzeugt, dass ihre literarischen Ambitionen sie entweder in die Hölle bringen oder als alte Jungfer enden lassen, und wollen sie deshalb ins Kloster stecken oder mit irgendeinem Schwachsinnigen vermählen, damit er ihr acht Kinder macht und sie dann auf ewig unter Pfannen und Töpfen begräbt. Wenn Sie sie nicht retten, grenzt das an Mord.«
    »Dramatisieren Sie die Sache nicht, Señor Sempere.«
    »Schauen Sie, ich würde Sie nicht darum bitten – ich weiß ja, dass Selbstlosigkeit zu Ihnen etwa so passt wie Sardanas tanzen, aber immer wenn ich sie hereinkommen und mich mit diesen Äuglein anschauen sehe, die ihr vor Intelligenz und Unternehmungslust fast aus dem Kopf purzeln, und dann an die Zukunft denke, die sie erwartet, zerreißt es mir das Herz. Was ich ihr beibringen kann, habe ich ihr bereits beigebracht. Das Mädel lernt rasch, Martín. Wenn sie mich an etwas erinnert, dann an Sie als jungen Burschen.«
    Ich seufzte abermals.
    »Isabella und wie noch?«
    »Gispert. Isabella Gispert.«
    »Kenne ich nicht. Diesen Namen habe ich

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