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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und all den Hass und Neid, die sie anziehen werden. Nimm es an, dass dein Leib auseinandergeschnitten und wieder zusammengefügt wird. Erbe eine Schar Freunde und Feinde, die du selber dir nie gemacht hast. Empfange einen Großvater aus der Hölle. Ertrage den Schmerz, finde Freude, und schaffe dir deine eigene Bedeutung, denn das Universum wird sie dir sicher nicht liefern. Sei immer ein bewegliches Ziel. Lebe! Lebe! Lebe!

 
EPILOG
Vorkosigan Surleau.
Fünf Jahre später.
     
    »Verdammt, Vaagen«, keuchte Cordelia atemholend, »Sie haben mir nie gesagt, dass der kleine Bursche hyperaktiv sein würde.«
    Sie galoppierte die Treppe hinab, durch die Küche und hinaus auf die Terrasse am Ende der weitläufigen steinernen Residenz. Ihr Blick ging über den Rasen hin, überprüfte die Bäume und suchte den langen See ab, der in der Sommersonne funkelte. Keine Bewegung.
    Aral, in eine alte Uniformhose und ein ausgebleichtes Kattunhemd gekleidet, kam um das Haus herum, sah sie und öffnete seine Hände in einer Geste, die sagte: Nichts. »Er ist nicht hier draußen.«
    »Er ist auch nicht drinnen. Unten, oder oben, was meinst du? Wo ist die kleine Elena? Ich wette, sie sind beide zusammen. Ich habe ihm verboten, ohne einen Erwachsenen zum See hinabzugehen, aber ich weiß nicht …«
    »Sicherlich nicht am See«, sagte Aral, »sie sind schon den ganzen Morgen geschwommen. Ich war schon erschöpft vom bloßen Zuschauen. In den fünfzehn Minuten, wo ich mitgezählt habe, ist er neunzehnmal auf die Anlegestelle geklettert und wieder hineingesprungen. Multipliziere das mit drei Stunden!«
    »Also dann nach oben«, entschied Cordelia. Sie drehten sich um und stapften zusammen den Hügel hinauf auf dem Kiespfad, der mit einheimischen, von der Erde importierten und exotischen Büschen und Blumen gesäumt war. »Und zu denken«, keuchte Cordelia, »dass ich um den Tag gebetet habe, an dem er laufen könnte.«
    »Es sind fünf Jahre angestauter Bewegung, die auf einmal freigesetzt wurde«, analysierte Aral. »Auf gewisse Weise ist es beruhigend, dass sich diese ganze Frustration nicht nach innen gewandt hat und zu Verzweiflung wurde. Eine Zeitlang befürchtete ich, es könnte so kommen.«
    »Ja. Hast du bemerkt, dass seit der letzten Operation dieses endlose Geplapper aufgehört hat? Zuerst war ich froh, aber glaubst du, er wird stumm werden? Ich wusste nicht einmal, dass diese Kühleinheit auseinandergenommen werden konnte. Ein stummer Ingenieur.«
    »Ich glaube, dass schließlich die verbalen und die mechanischen Fähigkeiten in ein Gleichgewicht kommen werden. Wenn er überlebt.«
    »Da sind all wir Erwachsenen, und er ist nur einer. Wir sollten eigentlich mit ihm Schritt halten können. Warum kommt es mir so vor, als sei er uns zahlenmäßig überlegen und hätte uns umzingelt?« Sie hatte den Hügel erklommen. Piotrs Ställe lagen drunten in dem niedrigen Tal, ein halbes Dutzend rot gestrichene Gebäude aus Holz und Stein, umzäunte Koppeln, Weiden, die mit den kräftig grünen Erdgräsern bepflanzt waren. Sie sah Pferde, aber keine Kinder. Bothari war ihnen allerdings voraus, er kam gerade aus einem Gebäude und ging in ein anderes hinein. Sein Gebrüll drang bis zu ihnen herauf, wenn auch gedämpft durch die Entfernung:
    »Lord Miles?«
    »O Liebster, ich hoffe, er belästigt nicht Piotrs Pferde«, sagte Cordelia. »Glaubst du wirklich, dieser Versuch zur Versöhnung wird diesmal funktionieren? Einfach weil Miles endlich läuft?«
    »Er war höflich, gestern Abend beim Dinner«, sagte Aral, es klang wohlüberlegt hoffnungsvoll.
    »Ich war höflich, gestern Abend beim Dinner«, sagte Cordelia und zuckte die Achseln. »Er hat mich fast angeklagt, deinen Sohn zum Zwergenwuchs hungern zu lassen. Kann ich es ändern, wenn das Kind lieber mit seinen Speisen spielt, als sie zu essen? Ich weiß einfach nicht, ob man das Wachstumshormon noch steigern soll, Vaagen ist so unsicher über dessen Wirkung auf die Brüchigkeit der Knochen.«
    Ein listiges Lächeln stahl sich auf Arals Gesicht. »Ich dachte, der Dialog mit den Erbsen, die aufmarschierten und die Semmel umringten und von ihr verlangten, sich zu ergeben, war ziemlich raffiniert. Man konnte sie sich fast als kleine Soldaten in grüner kaiserlicher Uniform vorstellen.«
    »Ja, und du warst keine Hilfe, weil du gelacht hast, anstatt ihn einzuschüchtern, damit er isst, wie ein richtiger Papa.«
    »Ich habe nicht gelacht.«
    »Deine Augen haben gelacht. Das hat er auch gemerkt.

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