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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Amulett. Dann sprang ich zur Seite und löste gleichzeitig das Siegel an der Tür. Faquarl stieß einen missbilligenden Laut aus und setzte zu einer Handbewegung an, als eine besonders heftige Explosion durch die Öffnung hereinfauchte, die das Siegel eben noch verschlossen hatte, und ihn rückwärts in den Kamin schleuderte, der über ihm zusammenkrachte.
    Als Jabor in die Küche gestapft kam, verschaffte ich mir bereits Zutritt zum Gewächshaus, und während sich Faquarl aus dem Schutthaufen erhob, brach ich splitternd und krachend zum Garten durch. Die drei Wächter stürzten sich mit aufgerissenen Augen und wirbelnden Beinen auf mich. Aus ihren Klumpfüßen traten sichelförmige Klauen hervor. Ich inszenierte eine Illumination der allerhellsten Kategorie. Schlagartig überflutete gleißendes Licht den Garten. Die Wächter wurden geblendet und schnatterten schmerzgepeinigt. Ich sprang über sie hinweg und rannte quer durch den Garten, wobei ich den vom Haus aus hinter mir hergeschleuderten Blitzen auswich, die ganze Bäume in Brand setzten.
    Am anderen Ende des Gartens schwang ich mich zwischen einem Komposthaufen und einem Motorrasenmäher über die Mauer und hinterließ dabei ein Loch mit dem Umriss eines Jungen in dem blauen Netzwerk magischer Knoten. Sofort schrillten auf dem ganzen Gelände die Alarmglocken.
    Als ich auf dem Bürgersteig aufkam, hüpfte das Amulett auf meiner Brust. Jenseits der Mauer hörte ich Hufgetrappel. Höchste Zeit für eine Verwandlung.
    Wanderfalken sind die schnellsten Vögel der Welt. Im Sturzflug erreichen sie eine Geschwindigkeit von über zweihundert Stundenkilometern. Horizontal über den Dächern Nordlondons gelingt ihnen das nur selten. Manch einer dürfte bezweifeln, dass es überhaupt möglich ist, zumal mit einem schweren Amulett um den Hals. Hier soll die Feststellung genügen, dass ich nicht mehr zu sehen war, als Faquarl und Jabor auf die kleine Gasse sprangen und eine unsichtbare Barrikade errichteten, in die sogleich ein viel zu schnell fahrender Möbelwagen rauschte.
    Ich war längst über alle Berge.

Nathanael
5
    Eins müssen wir deinem Spatzenhirn dermaßen einbläuen, dass du es nie mehr vergisst«, sagte sein Meister. »Kannst du dir denken, worum es sich handelt?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Junge.
    »Nein?« Die buschigen Augenbrauen schossen in gespieltem Erstaunen in die Höhe. Gespannt beobachtete der Junge, wie sie unter dem herabhängenden weißen Stirnhaar verschwanden. Dort hielten sie sich fast schüchtern einen Augenblick versteckt, bevor sie sich plötzlich mit schrecklicher Endgültigkeit wieder senkten. »Nein. Na schön…« Der Zauberer beugte sich in seinem Sessel vor. »Dann will ich es dir verraten.«
    Bedächtig legte er die Hände so zusammen, dass die Fingerspitzen ein Dach bildeten, und richtete es auf den Jungen.
    »Eins darfst du nie vergessen«, sagte er leise. »Dämonen sind überaus heimtückisch. Sie fallen dir in den Rücken, sobald sich ihnen auch nur die geringste Gelegenheit dazu bietet. Hast du das verstanden?«
    Der Junge konnte den Blick immer noch nicht von den Augenbrauen abwenden. Jetzt waren sie ernst gefurcht und stießen wie zwei Pfeile aneinander. Sie bewegten sich erstaunlich flink – nach oben, nach unten, mal schräg, mal gewölbt, mal beide zugleich und mal einzeln. Ihr scheinbares Eigenleben übte eine seltsame Faszination auf den Jungen aus. Außerdem zog er dieses Schauspiel dem bohrenden Blick seines Meisters bei weitem vor.
    Der Zauberer hüstelte drohend. »Hast du verstanden?«
    »Äh… ja, Sir.«
    »Äh… ja, Sir.«
    »Na, ich weiß nicht. Du sagst zwar Ja, und ich nehme an, du meinst auch Ja… und trotzdem…« Eine Augenbraue wanderte nachdenklich himmelwärts. »Trotzdem bin ich nicht davon überzeugt, dass du es von Grund auf begriffen hast.«
    »Aber ja doch, Sir, ganz bestimmt, Sir. Dämonen sind heimtückisch und gemein und legen einen rein, sobald man ihnen Gelegenheit dazu gibt, Sir.«
    Der Junge spielte nervös an seinem Kissen herum. Er wollte unbedingt beweisen, dass er gut aufgepasst hatte. Draußen brannte die Sommersonne auf den Rasen und den heißen Bürgersteig und vor fünf Minuten war mit fröhlichem Klingeln ein Eiswagen unter dem Fenster vorbeigefahren. Doch die dicken roten Vorhänge im Zimmer des Zauberers ließen nur einen schmalen Spalt Tageslicht herein. Die Luft war stickig. Der Junge konnte es kaum erwarten, dass die Unterrichtsstunde vorüber war und er endlich gehen

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