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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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bei wahllosen Anschlägen auf Regierungsmitglieder und staatliche Institutionen ein. Dabei waren bereits etliche Gebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und eine ganze Reihe Personen ums Leben gekommen. Beim bislang unverfrorensten Angriff hatte der Widerstand sogar versucht, den Premierminister zu ermorden. Die Reaktion der Regierung war drakonisch: Zahlreiche Gewöhnliche waren auf bloßen Verdacht festgenommen worden, einige hatte man hingerichtet, andere auf Sträflingsschiffen in die Kolonien verfrachtet. Trotz dieser bewusst drastischen Abschreckungsmaßnahmen hörten die Zwischenfälle nicht auf und Mr Tallow bekam allmählich den Unmut seiner Vorgesetzten zu spüren.
    Nathanael stürzte sich mit großem Eifer auf diese Herausforderung. Vor ein paar Jahren hatte er schon einmal mit dem Widerstand zu tun gehabt und glaubte, damals etwas über das Wesen der Bewegung herausgefunden zu haben. In einer dunklen Nacht war er drei jugendlichen Gewöhnlichen begegnet, die einen regen Schwarzhandel mit geklauten magischen Objekten betrieben. Die Begegnung war für Nathanael nicht eben ersprießlich gewesen. Die drei hatten ihm prompt seinen kostbaren Zauberspiegel abgenommen und ihn anschließend beinahe umgebracht. Seither sann er auf Rache.
    Doch das erwies sich als nicht ganz einfach.
    Abgesehen von ihren Namen, Fred, Stanley und Kitty, wusste er nichts über die drei. Fred und Stanley verkauften Zeitungen, und Nathanaels erste Amtshandlung war es gewesen, sämtliche Zeitungsverkäufer der Stadt durch winzige Suchkugeln überprüfen zu lassen. Doch diese Maßnahme hatte zu keiner heißen Spur geführt. Offenbar ging das Duo inzwischen einer anderen Beschäftigung nach.
    Daraufhin hatte Nathanael seinen Chef angeregt, einige handverlesene V-Männer loszuschicken, die verdeckt in London ermitteln sollten. Für mehrere Monate tauchten sie in die Unterwelt der Hauptstadt ein, und sobald sie von den anderen Gewöhnlichen akzeptiert wurden, boten sie jedem, der sich dafür interessieren mochte, »magisches Diebesgut« an. Nathanael hoffte, dieser Trick würde die Drahtzieher des Widerstands verleiten, sich zu offenbaren.
    Eine vergebliche Hoffnung. Den meisten Lockvögeln gelang es nicht, ihren magischen Plunder an den Mann zu bringen, und der Einzige, der tatsächlich erfolgreich war, verschwand auf Nimmerwiedersehen, bevor er Bericht erstatten konnte. Zu Nathanaels Enttäuschung wurde irgendwann seine Leiche aus der Themse geborgen.
    Nathanaels neueste Strategie, auf die er zunächst große Hoffnungen setzte, bestand darin, zwei Foliot die Gestalt verwahrloster Waisenkinder annehmen und tagsüber durch die Innenstadt stromern zu lassen, denn er war überzeugt davon, dass der Widerstand zum Großteil aus Straßenkinderbanden bestand. Er baute darauf, dass diese die Neulinge früher oder später anwerben würden. Aber bislang hatten sie den Köder noch nicht geschluckt.
    An diesem Morgen war es heiß und stickig im Büro. Fliegen summten gegen die Fensterscheiben. Nathanael zog sogar den Mantel aus und krempelte die weiten Hemdsärmel hoch. Mit unterdrücktem Gähnen wühlte er sich durch die Aktenstapel, in denen es hauptsächlich um die neueste Freveltat des Widerstands ging: ein Anschlag auf einen Laden in einer Nebenstraße von Whitehall. Am selben Morgen hatte jemand bei Tagesanbruch eine Sprengladung, vermutlich eine kleine Kugel, durch eine Dachluke geworfen und den Geschäftsführer schwer verletzt. Der Laden verkaufte Tabak und Räucherwerk an Zauberer, wahrscheinlich war er deshalb zur Zielscheibe eines Angriffs geworden.
    Zeugen gab es keine und Wachkugeln waren auch nicht in der Nähe gewesen. Nathanael fluchte leise. Es war aussichtslos. Es gab keine einzige brauchbare Spur. Er legte die Akte weg und griff sich die nächste. Wieder einmal waren überall in der Stadt in abgelegenen Ecken Schmähparolen gegen den Premierminister an Häuserwände geschmiert worden. Seufzend unterschrieb Nathanael den Auftrag für eine unverzügliche Entfernungsaktion, obwohl er nur zu gut wusste, dass im Handumdrehen neue Graffiti auftauchen würden, sobald die Übertüncher fort waren.
    Als es endlich Mittag war, besuchte Nathanael einen kleinen Empfang im Garten der byzantinischen Botschaft, der im Rahmen des bevorstehenden Gründertages gegeben wurde. Er schlenderte lustlos zwischen den Gästen hin und her und kam sich irgendwie fehl am Platze vor. Das ungelöste Problem der Widerstandsbewegung bedrückte ihn.
    Als

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