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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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habe es für Euch getan, liebster Herr, nur für Euch.«
    Khabas Stimme war heiser vor Rührung: »Mein lieber Ammet! Du bist wahrhaftig eine Perle unter meinen Sklaven! Und… hast du den Ring?«
    »Seht nur, was er mir angetan hat«, klagte der Schatten. »Es war so sengend heiß und der Heimweg war so lang… Ja, Herr, hier ist er.«
    Er öffnete die qualmenden Finger. In seiner Handfläche lag ein goldener Ring.
    »Dann wird meine erste Tat darin bestehen, dass ich dem verfluchten Salomo den Garaus mache!«, verkündete Khaba. »Ich nehme dir deine Bürde ab, Ammet. Ich bin bereit. Gib mir den Ring.«
    »Nur zu gern, liebster Khaba.«
    Salomo stieß einen Schrei aus und hob die goldene Schlange. Asmira stürmte los. Aber der Schatten ließ sich nicht beirren und schwebte mit ausgestreckter Hand auf den Zauberer zu.
     

Bartimäus
     
    36
     
    U nd so ging die Hetzjagd zu Ende: Jenseits der Wälder im Westen, jenseits der alten Küstenstraße, die nach Norden in Richtung Damaskus führt, jenseits der über die Klippen verstreuten Dörfer ist Israel an der Küste des Großen Meeres 118 auf einmal zu Ende. Als der Phönix diese Küste erreichte, ging es auch mit ihm zu Ende.
    Taumelnd flog ich über die leeren Strände und bei jedem Flügelschlag trudelten ein oder zwei meiner feurigen Federn in die Wellen. Mein prächtiger Schnabel war größtenteils weggeschmolzen, ich hielt Khabas Finger nur noch in einem kükengroßen Stumpf. Auch mein Blick war vor Erschöpfung und wegen der Nähe des Ringes getrübt, aber wenn ich den Kopf wandte, sah ich, wie mir der Schatten beharrlich folgte und inzwischen auch wieder aufholte.
    Ich hatte kaum noch Kraft. Lange konnte die Jagd nicht mehr dauern.
    Ich flog noch ein Stück westwärts übers offene Meer hinaus und während der ersten halben Meile wollte es einfach nicht hell werden. Nur mein eigener rötlicher Widerschein hüpfte unter mir über die Wellen. Doch urplötzlich wurde die schwarze Nacht doch noch grau, und als ich mich umdrehte, kündigte hinter dem Schatten ein rosiger Schimmer über der fernen Küste den Anbruch des neuen Tages an.
    Gut. Ich hätte die Sache ungern im Dunkeln zu Ende gebracht. Ich wollte ein letztes Mal die Sonne auf meiner Substanz spüren.
    Der Phönix verlor an Höhe und segelte dicht über der Wasseroberfläche entlang. Ich legte den Kopf in den Nacken und spie den Finger aus. Er beschrieb einen hohen Bogen, fing die ersten Strahlen der Sonne ein, dann stürzte er in die Tiefe…
    … und wurde von einer schlanken, braunen Hand aufgefangen.
    Der Schatten verlangsamte seinen Flug, schwebte dann auf der Stelle und schaute mich an.
    Der sumerische Jüngling mit den zerzausten Locken erwiderte den Blick. Die Wellen benetzten meine bloßen Füße, das erste Morgenlicht spiegelte sich in meinen melancholischen Augen. Blitzschnell streifte ich den Ring von Khabas Finger und ließ den Finger ins Wasser fallen. Dann hob ich den Arm und hielt den Ring des Salomo in die Höhe.
    Ammet und ich schwebten einander schweigend gegenüber. Der kalte Abgrund unter uns zerrte an unserer Substanz.
    »Nun denn, Bartimäus«, sagte der Schatten schließlich, »du hast mich tüchtig an der Nase herumgeführt und dich so wacker geschlagen wie fünf Dschinn auf einmal. Doch jetzt ist Schluss.«
    »Allerdings.« Ich reckte den Arm noch höher. Dort, wo ich den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, brutzelte meine Substanz. Der Dampf stieg träge in den rosafarbenen Morgenhimmel. »Wenn du noch eine einzige Wellenlänge näher schwebst«, sagte ich, »lasse ich ihn fallen. Dann sinkt er auf den schlammigen Meeresgrund, wo vielbeinige Geschöpfe hausen und ihn bis in alle Ewigkeit bewachen. Überleg’s dir gut, Ammet! Dein Herr will den Ring bestimmt nicht ein für alle Mal verlieren, oder?«
    Der Schatten zuckte gleichgültig die Achseln. Das Morgenlicht fiel durch das ausgefranste Loch in seiner Brust. »Du bluffst, Bartimäus«, raunte er. »Sogar dir mit deinem Spatzenhirn muss klar sein, dass ich, wenn du den Ring fallen lässt, zum Fisch werde und ihn im Nu aufschnappe. Außerdem strahlt seine Aura so hell, dass man sie noch auf dem tiefsten Meeresgrund ausmachen kann. Ich würde den Ring auch wiederfinden, wenn du ihn in einem Wal versteckst. Wirf mir den Ring herüber und ich verspreche dir, obwohl ich wahrhaftig allen Grund hätte, mich an dir zu rächen, dass ich dich rasch töte. Wenn du mir den Ring aber noch länger vorenthältst, richte ich dich so

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