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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Larf
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dann noch bei meinen mir bekannten männlichen Geschäftspartnern nach und erkannte, dass die Traumfrau - also ich! - eine Projektion ihrer eigenen Wünsche und vermutlich der Hälfte aller Männer war, die im Internet nach vorzeigbaren Lebens-abschnittsbegleiterinnen Ausschau hielten. Und egal wie verschieden sie doch irgendwo waren, schienen sie aber alle einen gewissen Typus Frau zu mögen: attraktiv, frech, selbstständig und sexuell aktiv.
    Ich sagte doch, ich hatte Schlag bei Männern!
     

Anton
     
    Ich lernte Anton in der Singlebörse im Internet kennen. Seine Traumfrau sollte ein loses Mundwerk haben und nicht erst für einen frechen Spruch die Suchmaschine anwerfen müssen. Mit einem Repertoire an Ein-Satz-Mails war Frau gleich bei ihm unten durch. Anton liebte die Herausforderung und den verbalen Schlagabtausch.
    Das war natürlich eine Kleinigkeit für mich und ich ging mit kiebigen Sprüchen in die virtuelle Offensive. Nach zwei Tagen mit witzigem Mailtausch schickte mir Anton ein Bild von sich. Zuvor hatte ich ihm eins von der Irren am Schreibtisch gesendet.
    Die Katastrophe war perfekt. Anton war 33 und 172 Zentimeter groß. Straßenköter blondes, raspel kurzes Haar und eine kleine Nickelbrille waren seine herausragenden Persönlichkeitsmerkmale. Seine Brust schien auf dem Bild zu schmal und sein Po zu flach. Er hatte eine fatale O-Bein-Stellung, die ein Problem für die Biomechanik darstellte. Warum müssen Männer im Internet eigentlich immer gleich Oben-ohne-Fotos von sich schicken? Aber immerhin nannte er einen traumhaften Sixpack sein eigen, womit ich nicht die Bierpackung von der Tanke meinte. Ich hingegen kämpfte seit einem Jahr im Lady-Fit bei hartem Bauchtraining vergeblich um nur einen Muskel! Anton lachte die ganze Zeit, als wir uns das erste Mal auf ein Bier (kein Prosecco!) in seinem Lieblingspub trafen.
    Ich hatte in der letzten Zeit so einen verbissenen Zug um die Mundwinkel bekommen. Mein Typ Mann war er nicht - aber Anton tat mir gut. Dabei war mir egal, dass er osthessischen Dialekt sprach, in den ich mich erst rein hören musste. Vielleicht lachte ich deshalb so viel .
    Sein Lieblingssatz war. „Da dät’s deschö schlääd uis d’r Wäsch gugge!“
    Und seine Lieblingsworte waren „raumerei“, wenn wir eine rauchen wollten, und „schmuss“, wenn er los wollte. Monatelang zogen wir gemeinsam um die Häuser. Spontan und aufgeschlossen genossen wir gemeinsam die schönen Seiten des Lebens – und das ganz ohne Sex. Ich war erstaunt über mich selbst. Früher hatte ich keine vierzehn Tage ohne auskommen können.
    Manchmal kontrollierten wir gemeinsam den Preismarkt bei den Discountern, um mit dem Haushaltsgeld längs zu kommen.
    ALDI ging in der nächsten Woche wohl bei Paprika etwas im Preis runter, allerdings nur bei den Trikolore-3er-Bündeln. Dafür zogen sie etwas bei den Tomaten an.
    Die METRO wiederum hatte im Moment argentinisches Rumpsteak im Angebot (6,90 €/kg war ein Knaller!)
    Bei einem guten Glas Rotwein in einer Bar diskutierten wir mit wildfremden Menschen über Politik . Oder wir stopften uns in einem kleinen Restaurant unsere Schnuten mit hessischen Maultaschen voll, wodurch ich Anton noch weniger verstand und mich beim Lachanfall fast verschluckte.
    Wir besuchten die Oper oder ein Konzert, hörten uns gemeinsam das Hörbuch von „Sex and the City“ an, teilten unsere Sehnsucht, fremde Länder zu sehen ... und ... und ... und ...
    Er war manchmal etwas faul, dann wieder aber furchtbar ehrgeizig.
    So wie ich .
    Es war eigentlich g ut so, wie es war. Wirklich vermissen tat ich nichts. Es ging auch alles gut, weil ich nicht versuchte, Anton in meiner Wohnung zu vernaschen. Hin und wieder legte ich beim Duschen selbst Hand an, aber das war fast so selten wie Epilieren.
    Ich war gewissermaßen glücklich!
    An einem Sonntag rief Anton mich morgens ganz früh an und erzählte mir, dass er sich hoffnungslos verliebt hätte. Er hatte sie in einem Chat kennen gelernt! Wann er dazu noch Zeit gehabt hatte, nachdem Anton ständig mit mir zusammen war, weiß der Henker!
    Ich vermisste ihn und seine kurzsichtigen Augen, die frech und vorwitzig durch die Nickelbrille lugten. Vielleicht hätte ich mit ihm schlafen sollen, als Zeit dafür gewesen war?
    Nein, ich verwarf diesen abstrusen Gedanken. Ich wäre bei ihm irgendwie niemals auf die Idee gekommen, dass irgendjemand eine Konkurrenz für mich hätte sein können. Anton war hässlich, viel zu klein und hatte einen

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