Bartstoppelkuesse
die Augen aus meinen Höhlen treten. Es gab wirklich nichts, was es nicht gab. Er drehte und wendete mich wie ein Steak, trieb mich mit Honig und Eis zur
Heißglut und flüsterte mir Schweinereien ins Ohr, die ich bis dato noch nie gehört hatte. Dabei dachte ich allen Ernstes, dass ich in meinem Alter keine sexuellen Ausschweifungen ausgelassen hätte und als Frau durchaus mitreden konnte, wenn es um experimentelle Freuden für die Sinne ging.
Ich hatte meinen Traummann gefunden!
Das Käsesandwich
Es lief einfach für ein paar Wochen richtig wunderbar.
Ich fühlte mich saugut, kaufte wie verrückt neue Schuhe, fing wieder an Songs zu schreiben und ließ Leon trotzdem nicht links liegen. Die Lösung dieser Aufgabe erforderte jedoch einiges Geschick.
Wir verstanden uns einäugig. Er konnte sogar locker mit meiner Weckerallergie umgehen. Nachmittags brachte er mir manchmal nach seiner Arbeit noch etwas zu essen ins Tonstudio. Wir hörten uns dann gemeinsam Tapes an und knutschten und fummelten. Seine Bartstoppelküsse kitzelten das zarte Gewebe meiner Schamlippen, die ihn nicht wieder gehen lassen wollten.
Vieles hatten wir gemeinsam, vor allem Fantasie im Bett, und vieles trennte uns auch. Meine Unpünktlichkeit störte Leon ungemein.
„Was meinst du, wie viele Leute ich schon genervt habe mit: zu kurz, zu früh, zu spät? Kommt Zeit, kommt Rat, ... kommt Attentat!“ Ich grinste ihn fröhlich an.
„Über das 'zu spät' könnte ich was sagen“, muffelte Leon zurück.
Was konnte ich dafür, dass Frauen beim Orgasmus länger brauchten als Männer? Eigentlich wollte ich ihm darauf antworten, dass er ein Arschloch war. Aber lieber wurde ich doch von ihm gestreichelt, als dass ich mir eine Schüppe einfing. Stattdessen griff ich zum Sandwich-Bauanleitungs-Handbuch und machte einen Rotwein auf. Auf der ganzen Welt wurden belegte Sandwiches gegessen, nur dass sie woanders auch anders hießen. Für den Franzosen war es das Baguette, für den Italiener das Bruschetta, für uns das Brötchen.
Wie musste ein Käsesandwich belegt sein?
Na ja, zunächst einmal mit Butter und Käse. Wäre zumindest angebracht. Da kamen wir der „Haut(e) Cuisine“ doch schon sehr nahe, wenn wir den alten Holländer auf dem Weißbrot zurechtrückten und in Anlehnung an die niederländischen Nummernschilder liebevoll mit halbscharfem Senf bestrichen.
Frisch dekoriert mit einem grünen Salatblättchen, einem knackigen Gürkchen und einem leuchtend roten Tomätchen wurde diese Kostprobe auch zu einem optischen Reiz.
Am liebsten aß ich Sandwiches ja im allabendlichen Berufsverkehr in der U-Bahn. Doppelt belegt - sowohl die Bahn als auch der Käse! Der alte Holländer konnte dann so richtig seinen raffinierten Geruch entfalten und jeder Bissen im Mund wurde zwischen schubsenden Ellen-bogenkämpfern zur Herausforderung für den Schluckmechanismus.
Ein Sandwich durfte man nicht schlingen! Es musste verantwortungsbewusst und geduldig dem Recyclingzyklus zugeführt werden. Und das dauerte nun mal vom Hauptbahnhof bis nach St. Pauli.
War ich dann zuhause, hatte der Innovationsschub mich schon erfasst, und nachdem ich das Sandwich mit einem halben Liter Milch von glücklichen Kühen in meinem Magen zu einer
undefinierbaren Masse aufgeschwemmt hatte, machte sich mein Kreativ-Werbe-Gen ans Werk. Ein Käsesandwich war eben eine Offenbarung!
Leon war mittlerweile unter die Dusche gegangen, weil ihm mein Sandwich-Bauplan zu lange dauerte und er unausstehlich wurde, wenn er Hunger hatte. Auf den Gedanken, es sich selbst zu machen, kam er nicht.
Mein neuer Wohnungsnachbar klopfte an meine marode Holztür.
Er sah recht wacker aus, ein wenig wie ein blondes Top-Model und fragte mich mit einem viel sagenden Zahnleistengrinsen nach einem halben Liter Milch. Er trug ein weit geöffnetes Hemd und seine kräftig behaarte und mit einem Goldkettchen verzierte Brust rief: nimm mich!
Ich muss ihn wirklich verstört angeschaut haben, weil er seine Frage mit einem koketten Hüftschwung, der seinen süßen Arsch an meinen Türrahmen bugsierte, wiederholte. Ich ging in die Küche, reichte ihm die Milch und er bedankte sich mit einem abschätzenden Blick.
„Wie schön, so eine reizende Frau als Nachbarin zu haben, mit deren Unterstützung ich jederzeit rechnen kann!“
„Eine Frau mit Intelligenz, der Vorliebe für Cunnilingus und Picknick an der Elbe“, beendete ich lockend grinsend seinen Satz.
In dem Moment stand Leon mit seinem Badetuch hinter
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